Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 134
Drop-down-Prozess umsetzen müssen, wichtig sind, denn gerade
auch der Gleichbehandlungsbericht, der letztes Jahr erschienen ist, hat hier
auch einige Wissensdefizite oder Bewusstseinsdefizite in vielen Ressorts
aufgezeigt, was Gender Mainstreaming überhaupt ist oder sein soll.
Der dritte Antrag in dieser Causa betrifft ein Gender
Budgeting für Wien, also einen Gender-Budget-Prozess für Wien, denn ich sagte
schon, das Budget ist die in Zahlen gegossene Politik. Die Geschlechtslosigkeit
des Budgets wird meistens angenommen, aber wenn wir uns die Verteilungsfunktion
des Budgets anschauen, dann sehen wir, dass in vielen Bereichen indirekt – etwa
im Wirtschaftbereich, im Baubereich – einfach wesentlich mehr Geld Männern
zugute kommt, Frauen in einem wesentlich geringeren Ausmaß. Viele andere
europäische Städte sind hier Vorreiterinnen in der Evaluierung eines solchen
Prozesses und in der Erstellung gendergerechter Budgets in den einzelnen Ressorts,
zum Beispiel die Stadt Berlin. Die Landeskommission der Stadt Berlin hat einen
Gender-Budgeting-Prozess initiiert. An der wollen wir uns heute ein Vorbild
nehmen, und deshalb stelle ich den Antrag:
"Der Gemeinderat der Stadt Wien möge einen Plan
zur Implementierung eines Gender-Budgeting-Prozesses in Wien nach dem Vorbild
der Stadt Berlin erstellen lassen."
In formeller Hinsicht beantrage ich auch hier die
Zuweisung des Antrages an den zuständigen Ausschuss.
Warum Gender Mainstreaming innerhalb des Magistrats
so wichtig ist, zeigt unter anderem auch der Frauenanteil in Spitzenfunktionen
innerhalb des Magistrats. Sie wissen, die Zahlen kommen jedes Jahr
gebetsmühlenartig wieder, und leider muss ich jedes Jahr gebetsmühlenartig
dasselbe feststellen: Es ändert sich nicht viel. Es ändert sich ein bisserl
etwas, aber es ändert sich nicht viel.
Wieder ein paar Zahlen zur Veranschaulichung:
Leitung einer Magistratsabteilung: 14 Prozent
Frauen;
PrimarärztInnenstellen: 13 Prozent Frauen;
OberärztInnenstellen: 33 Prozent Frauen.
Bei den rechtskundigen Bediensteten und den
TechnikerInnen in den höheren Dienstklassen sieht man die gläserne Decke auch
sehr schön.
Bei den TechnikerInnen in der höchsten
Dienstklasse IX gibt es genau null, null von 13, null Prozent
Technikerinnen in der Dienstklasse IX.
In der Dienstklasse VIII sind immerhin
6 Prozent. Wow! Im Vergleich zum letzten Jahr, sehe ich gerade, ist auch
das noch gefallen. Da waren es zumindest 7 Prozent; da waren es fünf,
jetzt sind es vier. Schade!
Bei den TechnikerInnen der Dienstklasse VII:
10 Prozent.
Bei den rechtskundigen Bediensteten der
Dienstklasse IX sind es 21 Prozent.
Bei den rechtskundigen Bediensteten der
Dienstklasse VIII sind es 32 Prozent.
Das ist noch sehr, sehr weit entfernt von der Quote,
die im Wiener Gleichbehandlungsgesetz, das ein gutes Gleichbehandlungsgesetz
ist, aufscheint. Da ist noch einiges zu tun, und auch deshalb haben wir die
Anträge zum Gender Mainstreaming heute eingebracht und hoffen, dass sie auch
angenommen werden.
Ich möchte damit meine Ausführungen schließen. Ich
bedaure, dass der Weg zur frauenfreundlichsten Stadt, die Sie ja bei
Amtsantritt propagiert haben, noch ein weiter ist und dass Sie mit diesem
Budget auch keine großen Sprünge machen werden. Und insbesondere auch deshalb
lehnen wir das Budget heute ab. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
– Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Ulm. Ich erteile es ihm
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Meine Beurteilung dieses Kapitels wird nicht
annähernd so positiv wie bei meiner Vorrednerin ausfallen. Im Gegenteil! Die
Geschäftsgruppe Brauner steht anderen Geschäftsgruppen in diesem Haus nur wenig
nach, was Skandale, Ärgernisse und Versäumnisse betrifft. Man kann eigentlich
praktisch jeden Bereich aus diesem Kapitel anziehen und wird auf einen solchen
Missstand stoßen.
Beispiel Integration: Der Wiener Integrationsfonds
wird zugesperrt, seine Zukunft ist noch völlig ungewiss. Was allerdings gewiss
ist: Die Mittel für Integrationsangelegenheiten werden halbiert.
Behinderte: Das Behinderteneinstellungsgesetz wird
seit vielen Jahren nicht erfüllt. Jahr für Jahr ist eine Ausgleichstaxe in der
Größenordnung von 1,5 Millionen EUR zu bezahlen.
Unabhängiger Verwaltungssenat: Hier hat es eine
Veränderung gegeben von einem Präsidenten Moser zu einer Präsidentin
Schönberger, gleichgeblieben sind allerdings die Angriffe auf die
Unabhängigkeit des UVS Wien. Ich nenne nur ein Beispiel, den Fall Windsteig, wo
man einem Mitglied des UVS einfach für vier Tage sein Gehalt nicht bezahlt hat.
Beispiel Personal und Pensionen: Der Herr Vorsitzende
hat den Vorsitz abgegeben. Ich sage nur: Fall Hundstorfer. Aus nicht geklärten
Gründen wird der Vorsitzende vom B-Beamten zum A-Beamten.
Fall Benke – das ist vielleicht auch ein Grund, warum
von den GRÜNEN die Kritik nicht allzu stark gekommen ist, weil hier ein gemeinsamer
Beschluss gefasst worden ist –: Man schickt einen Bezirksvorsteher mit
58,5 Jahren und 9 000 EUR in Pension.
Was man allerdings nicht macht, das ist die Harmonisierung
bei 30 000 pragmatisierten Gemeindebediensteten, die nach wie vor mit
60 Jahren in Pension gehen können und wo es zu keiner Anpassung an die
bundesgesetzlichen oder an andere landesgesetzliche Regelungen kommt, obwohl
die Frau Stadträtin bei der berühmt-berüchtigten Feuerwehraktion angeblich für
diese Harmonisierung demonstriert hat und in diesem Zusammenhang die Feuerwehr
in ein Licht gerückt hat, wie es
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