Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 134
ganz einfach um 40 Prozent mehr, und wir glauben daher,
dass wir hier einschränken und sehr sorgsam mit den zukünftigen
Flächenwidmungen umgehen müssen. Wir müssen auch schauen, die Gemeinde und die
Interessenvertretung, dass um Wien herum nicht weiter ein Speckgürtel entsteht,
auf dem wir ein solches Verkaufsflächenwachstum sehen. Denn ich glaube, es ist
der Stadt Wien wichtig, dass wir in den Einkaufsstraßen beziehungsweise in den
gewachsenen Gebieten eine sehr gute Infrastruktur haben. Das ist mehr als
Nahversorgung, das ist nämlich Lebensqualität, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Ich glaube daher,
dass es sehr notwendig ist, auf der einen Seite Investitionen für die Attraktivität
dieser Straßen durchzuführen und auf der anderen Seite diese
8 000 Betriebe, die sich wirklich bemühen, etwas mehr als mit den
jetzigen 1 090 000 EUR im Jahr zu unterstützen.
Gestatten
Sie mir, dass ich zu einem zweiten Thema komme, welches heute schon zur Sprache
gekommen und vom Herrn Vizebürgermeister indirekt ebenfalls bereits
angeschnitten worden ist. Wir haben hier heute ein Budget vorliegen, das einen
Umfang von zirka 9,3 Milliarden EUR aufweist. Aber wir wissen auch,
dass in den letzten Jahren sehr viel ausgelagert worden ist und sehr viel auf
andere Bereiche verlagert worden ist, die nicht mehr unter, ich sage einmal,
der vollen politischen Kontrolle dieses Hauses stehen.
Das
betrifft insbesondere die Stadtwerke-Holding oder auch die Wiener Holding.
Immer wieder haben wir versucht, hier in Diskussionen mehr zu erfahren und mehr
Transparenz zu bekommen. Dazu ganz kurz eine Chronologie: 1974 wurde die Wiener
Allgemeine Beteiligungs- und Verwaltungs-GesmbH gegründet. Meine Damen und Herren,
Sie wissen das. 1977 hat es dann eine Beteiligungskommission gegeben, die ein
gewisses Mitspracherecht und eine gewisse Kontrolle hat, sodass mindestens
viermal im Jahr ein Ausschuss stattgefunden hat, Geschäftsberichte vorgelegt
worden sind und Diskussionen stattgefunden haben, und zwar darüber, wie es
diesen Betriebe geht und wie es mit ihnen weitergehen soll.
Das ist derzeit viel zu wenig, und schon gar nicht -
meine Damen und Herren, das muss ich leider sagen - findet das im
Unterausschuss statt. Wir bekommen zwar immer wieder farbige, schöne
Organigramme zum Beispiel von der Wiener Holding, an denen wir sehen, welche
Firmen wie verschachtelt sind und wie dort die Tätigkeiten vonstatten gehen,
und die Geschäftsführer erklären uns einige Geschäftsphilosophien. Aber es
bleibt offen, wie es in den Betrieben wirklich zugeht, wie die Betriebe
wirklich dastehen und was sie in Zukunft tun sollen.
Der Herr Vizebürgermeister hat heute gesagt - das
habe ich mir notiert -, dass diese Betriebe weiter ausgebaut werden, auch zum
Wohle dieser Stadt. Aber hier wäre es sehr notwendig, dass man hier mehr an
Kontrolle, an Transparenz und an Einschau hat. Ich glaube, dass alle Mitglieder
dieser Ausschüsse beziehungsweise dieses Hauses ihre Erfahrungen einbringen
könnten und hier darüber mitreden könnten, wie es mit diesen Betrieben
weitergeht.
Meine Damen und Herren! In diesem Sinne darf ich
wieder einmal einen Beschluss- und Resolutionsantrag einbringen, wie er schon
einige Male abgelehnt worden ist, aber mit dem Unterschied, dass nicht
sofortige Abstimmung, sondern formelle Zuweisung an den Finanzausschuss
verlangt wird. Es ist dies folgender Antrag:
"Die gefertigten Gemeinderäte stellen daher
gemäß § 27 Abs. 4 der Geschäftsordnung des Gemeinderates folgenden
Beschlussantrag:
Es wird eine Beteiligungskommission nach dem oben
erwähnten Vorbild wiedereingerichtet. Dabei sind die genaue Tätigkeit und der
Umfang der Befugnisse der Kommission sowie Informationspflichten der jeweiligen
Unternehmen von der Kommission selbst festzulegen."
In formeller Hinsicht bitten wir, wie gesagt, um die
Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr StR DDr Schock. Ich
erteile es ihm.
StR GR DDr Eduard Schock (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
Es ist die Stadtregierung vor zwei, drei Jahren mit
einem Anspruch angetreten, nämlich mit dem Anspruch, ein eigenes, besonderes
Modell für Wien zu entwickeln. Wir alle können uns an die vollmundigen Reden
von damals noch sehr gut, sehr lebhaft erinnern, an den Herrn Klubobmann, aber
auch an den Herrn Finanzstadtrat. Heute war auch in der Rede des Herrn
Stadtrats, die immerhin eineinviertel Stunden gedauert hat, von diesem Modell -
bezeichnenderweise, so meine ich - kein einziges Mal mehr die Rede!
Es hat diese Fraktion vor zwei Jahren den Versuch gemacht,
in einem großen Wurf ein Gegenmodell zur Regierung zu entwickeln. Es war damals
von einem sozialen Modell die Rede, und vor allem auch von einem
wirtschaftsfreundlichen Modell. In letzter Zeit ist es immer ruhiger um dieses
Modell geworden, und wir sehen jetzt nach zweieinhalb Jahren, also zur Halbzeit
dieser Regierung, in diesem Budget, was aus diesem Modell schlussendlich
geworden ist. Wir sehen zur Halbzeitbilanz, dass die Stadtregierung eigentlich
mit ihrem Latein am Ende ist. Mit dem Budget 2004 zeigt sie ja in vielen
Bereichen auf, wo dieses Modell ganz klar gescheitert ist. Es zeigt sich, dass
es in der Wirtschaftspolitik gescheitert ist, aber es zeigt sich auch, dass es
in der Sozialpolitik gescheitert ist.
Wenn dieses Budget eine in Zahlen gegossene
Regierungserklärung ist, eine Regierungserklärung für das vierte Amtsjahr
dieser Stadtregierung, dann ist diese Erklärung eigentlich ein Offenbarungseid
oder sogar eine Bankrotterklärung. Ich meine, dass mit diesem Budget dieses so
genannte Modell der SPÖ schon nach zweieinhalb Jahren endgültig zu Grabe
getragen wird. Denn es ist das nächste Jahr vor allem durch einen durchgängigen
Trend gekennzeichnet, und der lautet: Die
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