Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 134
ungefähr.
Es ist ja auch nicht von ungefähr, dass zum Beispiel
ein Viertel der Wiener Lehrstellen von Jugendlichen besetzt und genommen
werden, die nicht in Wien ihren Wohnort haben. Warum ist denn das so? Weil ganz
einfach das Umland hier versagt. Weil es halt im Umland, in diesem, wie Sie
sagen, Speckgürtel, gewisse Dinge nicht gibt! Deshalb ist ja auch unter anderem
zum Beispiel unsere Antwort: „Wir können gewisse Probleme nur in einer Regionalpolitik
lösen.“ Das ist ja ganz einfach möglich, aber das... (GR Dr Matthias
Tschirf: Aber das loben Sie ja so hoch! - GR Kurth-Bodo Blind: Da geschieht ja
nichts!) Was heißt, da geschieht nichts? (GR Kurth-Bodo Blind: Na sicher
nicht! Nichts geschieht! Gar nichts!) Wissen Sie, Herr Blind, jetzt hätte
ich Ihnen sehr nonchalant etwas gesagt. Ich sage es Ihnen lieber nicht. (GR
Kurth-Bodo Blind: Na wenn es etwas Gescheites ist!) – Nein, es ist
leider... (GR Mag Hilmar Kabas: Nichts Gescheites!) Für mich ist es
etwas sehr Gescheites, aber für Sie ist es nichts Gescheites und polemisch
möchte ich heute nicht mehr sein. Das mache ich heute eh noch ein Mal, aber
nicht jetzt.
Ich möchte da nur wirklich einmal sagen: Schauen wir
uns doch einmal an, warum diese fast 200 000 Menschen hier nach
Wien hereinpendeln. Schauen wir einmal, was hier los ist und warum unter
anderem tagtäglich 100 000 Wiener hinauspendeln. Das ist ja nur
in einer Regionalpolitik, in einer regionalen Verkehrspolitik lösbar.
Und weil Sie, Herr Kabas, gemeint haben, Wien
verdrängt die Industrie. Jetzt gibt es hier zum Beispiel Planungen, mit der
Nordautobahn gewisse Teile Wiens neu zu erschließen. Was ist die Antwort der
Freiheitlichen? Eine Bürgerinitiative, das Projekt darf dort nie gebaut werden.
Das ist Ihre Antwort! Was heißt das? Diese Andockung eines Gebietes Wiens an
ein internationales Verkehrsnetz, diese unmittelbare Andockung ist somit
wiederum durch Ihre Einsprüche in Frage gestellt, ist somit wiederum erschwert
und, und, und. Das ist Ihre Antwort! (GR Mag Hilmar Kabas: Das ist doch
nicht das einzige Rezept!) Das ist unter anderem, das ist unter anderem... (GR
Mag Hilmar Kabas: Aber das ist doch nicht das einzige Rezept! – Aufregung bei
der FPÖ.)
Schauen Sie, wissen Sie Herr Mag Kabas, es
bleibt Ihnen in der Argumentation nur mehr übrig zu sagen, das ist nicht das
Einzige. Natürlich ist es nicht das Einzige. Sie müssen das Gebiet erschließen,
Sie müssen das Gebiet aufbereiten, Sie müssen das Gebiet aber auch für Industrie
schmackhaft machen. (GR Mag Hilmar Kabas: Ich kann die Trasse so führen,
dass die Leute nicht gestört sind und trotzdem die Industrie gewahrt bleibt!)
So und jetzt einmal... (GR Mag Hilmar Kabas: So
schaut Ihre Regierung aus!) Nein, so schaut nicht die Regierung aus, so
schaut Ihre Politik aus, sich da herzustellen und zu sagen, bei uns geht nichts
und auf der anderen Seite, wenn wir wo Standorte aufschließen können, sich
hinzustellen und zu sagen, das darf alles nicht sein! Wissen Sie, Herr
Mag Kabas, ich bin auch schon einige Zeit in der Politik und kenne Ihre
Politik sehr, sehr gut. In Floridsdorf hat man einen Florido-Tower gebaut. Die
einzige Antwort der Bezirks-FPÖ war folgende: Gibt es eine Bürgerinitiative
mit 300 Unterschriften - dann sind wir dagegen. Gibt es die
Bürgerinitiative nicht - dann sind wir dafür! Genau das sind die Worte Ihrer
Bezirks-FPÖ zur damaligen Zeit in der Bezirksvertretung Floridsdorf gewesen! (Heiterkeit
bei der SPÖ.) Fragen Sie doch nach! (GR Mag Hilmar Kabas: Wir hören auf
die Bürger und ihr fahrt über die Bürger drüber!)
Nein, wir bemühen uns gemeinsam (GR Mag Hilmar
Kabas: Wir hören auf die Bürger, aber ihr fahrt über die Bürger drüber! Ihr
fahrt über die Bürger drüber!), wir bemühen uns, gemeinsam mit den Bürgern
Projekte zu erarbeiten (GR Mag Hilmar Kabas: Schaut doch nach Lainz! Wir
hören auf die Bürger!), Projekte zu gestalten, den Bürgern Projekte
schmackhaft zu machen! (Heiterkeit bei der FPÖ. - GR Mag Hilmar Kabas:
Schaut nach Lainz! Wir hören auf die Bürger! Wir hören auf die Bürger!)
So, und jetzt kommen wir ein bissel einmal zum
Eingemachten. Jetzt kommen wir ein bissel zu dem, was Wien wirklich ist.
Wir sind von der Kürzung der öffentlichen
Bundesinvestitionen am stärksten betroffen. Wir sind von den Personalkürzungen
im öffentlichen Dienst am stärksten betroffen. Beim Personalstand, der vom Bund
verändert wird, gibt es eine ganz lockere Formel: 60 Prozent sind Wiener
Arbeitsplätze, der Rest sind Bundesländerarbeitsplätze. Wenn sich die
Bundesregierung hinstellt, so wie die Frau Riess-Passer das noch als Mitglied
gemacht hat und sagt, wir haben 15 000 Beamte abgebaut, so ist
diese Zahl wahrscheinlich korrekt. Ich nehme an, die damalige Frau
Vizekanzlerin hat nichts Falsches gesagt. Klar ist, 60 Prozent dieser Zahl
sind Wiener Arbeitsplätze, 40 Prozent sind Arbeitsplätze aus den
Bundesländern! Bei der Frage der Arbeitsmarktmittel, die fehlen, werden Sie
sehen, dass sie fehlen und was noch dazu kommt und das ist für mich überhaupt
die größte Chuzpe... (StR Johann Herzog: Das ist längst überholt! –
Aufregung bei der FPÖ.) Na warten wir einmal ab, bis es so weit ist. Warten
wir einmal ab, bis es so weit ist. Da haben der Herr Haupt und die Frau Haubner
nicht das alleinige Mitspracherecht, da gibt es auch einen Herrn Bartenstein,
der noch mitreden wird. Und die Frage der Sparmaßnahmen des Bundes bei Bildung
und Wissenschaft kennen wir zur Genüge! Wir kennen den Zustand der
Universitäten zur Genüge! Das ist kein Wiener Problem, das gebe ich schon zu,
nur hat Wien halt die meisten Universitäten von ganz Österreich und demzufolge
heißt es auch wiederum: Was macht Wien?(GR Dr Matthias Tschirf: An den
Universitäten sind jetzt wesentlich mehr!) Na sollen wir eure
Bundesaufgaben übernehmen? (Aufregung bei GR Kurth-Bodo Blind.)
Sollen wir das übernehmen, was zum Beispiel gestern der Herr
Molterer im Fernsehen gesagt hat: „Und wir reorganisieren die Verwaltung!“
Sollen wir das so machen wie es beim Pass-, Melde- und Fundwesen gemacht wurde,
dass man sagt: Ab die Reise an die
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