Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 134
dass 30 000 Arbeitsplätze netto verloren gingen, dann
kann man hier wirklich nicht von einer erfolgreichen Arbeitsmarktpolitik
sprechen, sondern da haben die Wiener SPÖ und die Wiener Stadtpolitik wirklich
eklatant versagt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vor allem dann, wenn man sich vor Augen hält, dass in demselben Zeitraum in den
anderen Bundesländern mehr als 140 000 Arbeitsplätze netto geschaffen
werden konnten.
Zu den hausgemachten Ursachen für das Zurückfallen
Wiens gehört das Versagen der Stadtregierung in der Technologiepolitik. Wien
ist auch hier im Bundesländervergleich das Schlusslicht, und zwar sowohl bei
der Errichtung von Technologie- und Gründerzentren als auch damit im Zusammenhang
bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Zukunftsindustrien finden rund um Wien
bessere Standortbedingungen vor. Als Folge dessen entstehen dort laufend neue
Technologiezentren, in denen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, wie etwa
erst jüngst wieder in Strasshof im Bezirk Gänserndorf. Da wird schon
vorausgeplant, weil dort die Trasse der zukünftigen Nordautobahn vorbeigehen
wird.
Durch
diese Entwicklung dieses Speckgürtels rund um Wien wird diese Umgebung immer
wohlhabender, während im eigentlichen Kern, nämlich in Wien selbst, die
Arbeitslosigkeit zu einem sozialen Problem wird.
Wien
braucht daher eine neue Technologiepolitik und als Instrument dazu eine neue
Wiener Technologie- und Innovationsagentur als wirklich zielgerichtetes
Instrument, wobei ich nicht in Abrede stellen will, dass es in der letzten Zeit
verstärkt gewisse Ansätze und Bemühungen gegeben hat. Aber wie hat es einer von
diesen jungen Firmeninhabern, die wirklich auch schon ein internationales
Renommee haben, nämlich Christian Tögel von der uma information technology, im
Sommer ausgedrückt, dessen Firma immerhin schon seit dem Jahre 2001 Mieter im
Tech Gate Vienna ist? Er hat gesagt – sehr vornehm, sehr zurückhaltend, aber
doch sehr klar –: Die Stadt war wohl ein wenig zu spät dran. Das Tech Gate
hätte es schon 1995 gebraucht. Das heißt, auch hier hinken wir um Jahre
hinterher, Jahre, die man nicht mehr – und das ist das Entscheidende – so ohne
weiters aufholen kann.
Vielleicht noch ein Thema, weil das einfach auch zur
Lebensqualität in einer Stadt, in einer Großstadt gehört. Die
Sicherheitsproblematik ist aktueller denn je. Wenn eine Tageszeitung vor
wenigen Tagen geschrieben hat, dass es in Wien Raubüberfälle im Minutentakt
gibt, dann kann man sich vorstellen, dass das für die Lebensqualität in Wien
abträglich ist. Es ist bedauerlich, dass wir hier eine Situation und eine
Entwicklung haben, wo wir konstatieren müssen, dass nicht alles getan wird, um
dem entgegenzuwirken.
Es ist einfach eine internationale
Erfahrungstatsache, dass vor allem der Kriminalitätstourismus sich immer
wellenförmig entwickelt. Ich kann mich genau erinnern, vor zehn Jahren hatten
wir eine ähnliche Entwicklung. Da ist auch durch verschiedene ausländische
Banden und Organisationen die Kriminalität sehr stark gewachsen, sehr
explodiert. Man hat es dann wieder halbwegs, sage ich, in den Griff bekommen.
Es waren zwar weitere Wachstumsraten zu verzeichnen, aber nicht solche
Explosionen wie 1993 und (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Da hat man auch nicht
die Polizei abgebaut wie jetzt!) – warten Sie nur – wie jetzt 2003. Nur
soll gerade die SPÖ den Mund nicht so voll nehmen, denn diese Entwicklung kam
ja auch nicht sozusagen von gestern auf heute.
Wenn man sich die Entwicklung der Wiener Polizei vor
Augen führt, wenn man etwa weiß und sich zurückerinnert, dass der ehemalige
Bundeskanzler Vranitzky 1990 dem damaligen Wiener Bgm Dr Zilk einen Brief
geschrieben hat, in dem er ihm zugesagt hat, dass in Wien die Polizei um
1 000 Dienstposten aufgestockt werden wird, und wenn man sich dann
die Zahlen anschaut in der Zeit, in der Sie die Innenminister gestellt haben,
dann sieht man, dass hier ein Abbau statt eines Aufbaues um
1 000 Dienstposten, wie von Bundeskanzler Vranitzky damals noch
versprochen wurde, stattgefunden hat. Und zwar hat er das nicht deshalb
versprochen, weil er geglaubt hat, er muss den Wienern eine Freude machen,
sondern weil es notwendig gewesen wäre. Aber es war nicht so, dass man wirklich
eine Aufstockung erfahren hätte, sondern ganz im Gegenteil, bis zum Jahre 1999
hat es einen systematischen Abbau um 400 Dienststellen gegeben und daneben
noch einen systematischen Abbau von Überstunden. Und das rächt sich natürlich
jetzt, noch dazu, weil der jetzige Innenminister – und das bekämpfen wir auch
aufs Entschiedenste – weitere 158 Dienstposten abgebaut hat.
Diese Formel, der die Innenminister, egal ob rot oder
schwarz, anhängen, weniger Polizei bedeutet mehr Sicherheit für Wien, diese
Formel kann nicht aufgehen. Wir fordern daher ganz vehement und aus guten Gründen,
dass hier in Wien die Stärke der Polizei aufgestockt werden muss. (Beifall
bei der FPÖ.)
Das gehört auch zur Lebensqualität, das gehört auch
dazu, dass die Bürger die Gewähr haben müssen, dass Kriminalität, so weit es
nur irgendwie geht, nicht stattfindet, dass sie verhindert wird, dass dort, wo
sie aber stattfindet, auch aufgeklärt wird und dass man nicht am falschen Platz
spart. Sparen bei der inneren Sicherheit ist Sparen am falschen Platz. Und das
jedem Innenminister, egal welcher Couleur, ins Stammbuch .(Beifall bei der
FPÖ.)
Da kann man sich auch nicht hinwegstehlen und sagen, wir
versuchen eine neue Konstruktion, wir versuchen irgendetwas Neues aufzubauen.
Man kann sich natürlich – und das ist legitim und vielleicht auch notwendig –
Gedanken machen, wie man die Kriminalität wirkungsvoller bekämpfen kann.
Alleine damit, dass man die Dienstposten aufstockt, wird es auch noch nicht
getan sein. Es kommt noch alles Mögliche dazu, und vielleicht muss man sich
auch – wir sind da etwa Anhänger –dieses Bayrische Modell ansehen. Das ist
keine Hilfspolizei, das ist nicht sozusagen eine extra neue Polizei, sondern da
werden nur engagierte Bürger herangezogen, die sich freiwillig in einen
gewissen Dienst stellen, der jetzt nicht unmittelbar mit der Kriminalitätsbekämpfung
etwas zu tun hat, sondern mit Einhaltung von
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