Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 134
Das heißt, die Entwicklung in diesem Bereich, diese Mehrbelastungen,
werden alle, einschließlich die Wirtschaft, deutlich treffen. Aus der
Mineralölsteuer, die zu 91 Prozent dem Finanzminister gehört, verschafft er
sich ein Plus von 200 Millionen EUR, aus der Elektrizitätsabgabe, die
mit 1. Juni 2000 verdoppelt wurde, aus der Erdgasabgabe, die ab
1.1.2004 um ein Drittel erhöht wird und aus der Kohlenabgabe, die mit 1.1.2004
neu eingeführt wird und die sogar aus den Finanzzuweisungen ausgenommen wird,
verschafft er sich ein Plus von 135 Millionen EUR.
Alle diese Maßnahmen werden sich vor allem auch in
den Energierechnungen der Haushalte niederschlagen und ich sage schon jetzt an
die Adresse der Oppositionsabgeordneten gewandt, kommen Sie dann nicht und
werfen Sie den Wiener Energieunternehmen vor, sie hätten die Preise in die Höhe
gesetzt.
Und das Zweite was man auch sagen muss: Möglicherweise
wird dann, wenn es einen kalten Winter gibt, die Forderung nach einem
Heizkostenzuschuss kommen, mit dem wir dann die Mehrausgaben decken, die die
Bevölkerung dadurch hat, dass der Finanzminister abzockt. (Beifall bei der
SPÖ.)
Mit
den 335 Millionen EUR deckt der Finanzminister seinen Ausfall aus der
Steuerreform 2004 ab und kommt mit den Mehreinnahmen aus den
Einnahmen für Umsatzsteuer sogar auf ein Plus von 202 Millionen EUR. Das
ist deswegen von Bedeutung, weil ja in dem Konjunkturpaket der Bundesregierung
eine Reihe von steuerlichen Maßnahmen enthalten sind, die wiederum in ihren
Mindereinnahmen mit den Länder, Städten und Gemeinden geteilt werden, während
es sich es der Bund gerichtet hat. Und diese unfaire Vorgangsweise muss man
sehen, wenn man von den Grundlagen der Budgetgestaltung des Jahres 2004 spricht.
Vierter Punkt: Im Finanzausgleich ist vereinbart worden,
dass die Länder, Städte und Gemeinden eine Reihe von Aufgaben zur Entlastung
des Bundes übernehmen wie das Meldewesen, und so weiter. Wir haben das getan
und es war ein Volumen, in Schilling ausgedrückt, von etwa drei Milliarden.
Dass sich jetzt Bundespolitiker hinstellen und ihre Sparsamkeit und Einsparung
loben, ist eigentlich merkwürdig, wenn man bedenkt, dass das einfach darauf
zurückzuführen ist, dass die Aufgaben an die Länder, Städte und Gemeinden
weitergegeben worden sind. Aber, es geht jetzt nicht um die vereinbarten
Aufgabenübertragungen, sondern darum, dass es sich tatsächlich die
Bundesregierung zur Gewohnheit werden hat lassen, bei jeder Gelegenheit
Aufgaben, die bisher vom Bund zu bewältigen waren, klammheimlich in größeren
und kleineren Dosierungen an die Länder und Gemeinden weiterzugeben. Das Volumen
der Mehrbelastungen der Stadt, das Gegenstand der bisher angemeldeten
Konsultationsmechanismen ist, macht seit 2001 bereits 41,5 Millionen
EUR aus. Dazu kommen noch jene Überwälzungen, die unter der Schmerzgrenze des
Konsultationsmechanismus liegen, und das Gesamtpaket der Mehrbelastungen für
die Stadt Wien aus diesem Titel allein beträgt bereits über 60 Millionen
EUR.
Fünfter Punkt: Es ist überall festzustellen, dass
sich die Bundesregierung, manchmal nur in kleinen Dosierungen, manchmal in
größeren Mengen, manchmal zur Gänze, aus der Förderung von Einrichtungen in
Wien, und wahrscheinlich auch in anderen Bundesländern und Städten,
zurückzieht. Mit der Konsequenz, dass die Betroffenen sich dann an die Stadt
Wien wenden, und da einen Ausgleich für die Mindereinnahmen aus der Bundesseite
verlangen.
Ich möchte nur als Paradebeispiel die Schülerlotsen
herausgreifen. Ohne, dass es in der Öffentlichkeit aufgefallen ist, hat sich
der Bund weitgehend, nicht zur Gänze, aber weitgehend aus dieser
Aufgabenstellung für die Verkehrssicherheit für Schüler und Jugendliche auf der
Straße zu sorgen, zurückgezogen und die Stadt Wien ist dafür, quasi mehr oder
weniger automatisch, eingesprungen. Auch das sind Mehrbelastungen, die sich in
der Summe immer mehr zu Buche schlagen.
Sechster Punkt: Also, ich bin persönlich kein Anhänger
von Verschwörungstheorien, aber offensichtlich gibt es doch in der
Bundesregierung ein gewisses Potential, darüber nachzudenken ob man nicht zu
Lasten der Stadt Wien etwas verändern kann. Paradebeispiel dafür ist der
Staatssekretär Morak. Also, ich brauche ihn ja nur aus seinem eigenen Interview
in den Salzburger Nachrichten zitieren, wo er sich ganz offen dafür
ausgesprochen hat, dass man im Kulturbereich das Geld für Wien drosseln soll
und er hat da also von einer Regionalisierung der Ausgaben gesprochen. Ich
schaue jetzt unseren Kulturstadtrat an, als wenn nicht auf der anderen Seite
als wesentliche Mittel der Stadt, etwa beim Konzerthaus und bei anderen Bauten,
wie der Albertina zum Beispiel, massive Maßnahmen zu Gunsten von Bundeseinrichtungen
erfolgt wären, sagt der Kultur-Staatssekretär, man müsse das Geld für Wien
einfach drosseln. Also, was soll das!
Das Zweite ist: Der Staatssekretär Kukacka - offenbar
haben es jetzt die Staatssekretäre -, der im Zusammenhang vor nicht allzu
langer Zeit die Meinung vertreten hat, man müsse die Mittel für den
U-Bahnausbau in Wien zurücknehmen. Dass das den Tod des U-Bahn-Ausbaues in Wien
bedeutet, muss klar sein.
Das war dann letztlich sogar den Wiener Freiheitlichen
zuviel und Madejski hat sich dann zu Wort gemeldet und gesagt: “Der
Stadtsekretär weiß nicht wovon er spricht.“ Ich bedaure es, dass sich in diese
Kolonne auch gelegentlich der Staatssekretär Finz als Obmann der Wiener ÖVP
einordnet.
Weiterer Punkt: Ich spreche jetzt ganz bewusst das Thema der
Grundversorgung für hilfs- und schutzbedürftige Fremde als zusätzliches
Belastungsfaktum nicht an, und zwar deswegen, weil auf Grund einer Initiative
unseres Bürgermeisters und auf Grund der Ergebnisse der
Finanzreferentenkonferenz in der vergangenen Woche guter Grund zur Hoffnung
besteht, dass es jetzt doch noch zu einer Artikel 15a-Vereinbarung über
die gemeinsame Grundversorgung aller hilfe- und schutzbedürftiger Fremden in
Österreich kommt, wobei ich unterstreiche aller, ohne Unterschied aus welchem
Rechtsgrund, mit
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