Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 99
jawohl nicht zu übersehen.
Aber auf der anderen Seite, und das sei auch gesagt:
Wenn das stimmt, was der Kollege Margulies hier ganz zu Beginn in seiner ersten
Wortmeldung gesagt hat - er hat Ihnen immerhin vorgeworfen, dass Sie hier die
Gemeinderäte des Wiener Landtags und Gemeinderats angelogen haben, das war der
konkrete Vorwurf – , also wenn das stimmt, Frau Stadträtin, dann haben Sie auch
die politischen Konsequenzen daraus zu ziehen! Wenn das stimmt - ich sage, das ist ein sehr starker Vorwurf -,
wenn sich dieser Vorwurf bewahrheitet hat, dann haben Sie, mit aller Klarheit
gesagt, auch die politischen Konsequenzen daraus zu ziehen. Das zur Struktur.
Zum Inhalt. Also man kann natürlich nicht daran
vorüber gehen, dass Sie vielleicht schon weniger Sozialstadträtin sind in Ihrem
Verständnis der amtsführenden oder schon so ein bisschen üben, wie es denn so
wäre, wenn man Finanzstadträtin in dieser Stadt wäre, wie es dann so ist, wenn man
Leistungen kürzen muss, wenn man sich hinstellen muss - und das haben wir hier
schon erlebt, und das verteidigen Sie hier immer -, wenn man sagt
Heizkostenzuschuss, da kann es so kalt sein wie es will, gibt es keinen. Oder
Valorisierung bei der Sozialhilfe: Da kann die Inflation noch so hoch sein, die
Wertanpassung findet in Wien nicht statt. Sozialabbau findet in dieser Stadt
statt und das sind Fakten, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Aber Sie werden uns immer als Mitstreiter dabei finden,
wenn es darum geht, ehrlich zu sagen: Der Realismus der knappen Kassen diktiert
ganz einfach eine andere Politik. Wenn Sie hierher gehen und sagen:
"Jawohl, ich habe falsch budgetiert, ich habe hier die Konsequenzen einer
falschen Wirtschaftspolitik in dieser Stadt zu tragen. Ich habe die
Konsequenzen einer falschen Standortpolitik in dieser Stadt zu tragen und diese
falsche Wirtschafts- und falsche Standortpolitik in dieser Stadt beschert eben
hier eine zunehmende Anzahl von Menschen, die Sozialhilfe benötigen. Ich bin
quasi das Opfer meiner eigenen Politik, meiner eigenen Regierung
geworden", dann werden wir sagen: „Jawohl, Frau Stadträtin, da
unterstützen wir Sie.“
Aber wir werden Sie nicht dabei unterstützen, wenn es
darum geht, hier ausschließlich die Schuld woanders zu suchen. Schuld, die Sie
in Ihrem eigenen Bereich haben. Diese stehende Antwort, dass alle anderen
Schuld sind nur nicht Sie, die glaubt Ihnen in dieser Stadt ja mittlerweile
niemand mehr und nicht einmal in Ihren eigenen Reihen mehr finden Sie mit
dieser Argumentation Unterstützung. Es gibt nur noch ganz wenige - Kollegin
Wehsely sei hier namentlich genannt, weil sie ja noch zu jenen zählt, die hier
tatsächlich versuchen, Ihre Argumentation zu verteidigen. Meine Hochachtung,
aber Sie wissen ja natürlich selber, dass das falsch ist.
Sie werden uns damals verstanden haben und es wird
sich auch morgen in der Ausschusssitzung zeigen, wenn etwa von den GRÜNEN
sozialpolitische Forderungen gestellt werden, die die heutige Diskussion
förmlich konterkarieren, und zwar kommt morgen im Sozialausschuss ein Antrag
der GRÜNEN zur Verhandlung, wo es darum geht, die Allgemeine Sozialhilfe für
alle nichtösterreichischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen einzuführen. Auf
der einen Seite stellen sich die GRÜNEN hierher und beklagen den Untergang des
Sozialstaates und auf der anderen Seite stellen sie maßlose Forderungen, wo man
sich überlegen müsste, ob wir hier nicht schon die Folgen einer völlig
verfehlten Zuwanderungspolitik erleben, wo Menschen mit viel zu niedrigen
Qualifikationen, die die ersten sind, die dann am Arbeitsmarkt von der
Arbeitslosigkeit betroffen sind, ins Land gekommen sind, von Ihnen ins Land
geholt wurden. Die Gewerkschaft hat dazu immer gnädig geschwiegen, weil da
natürlich die Funktion des Sozial- und Lohndumpings mit dahinter gestanden ist.
Aber bitte, die Gewerkschaft hat hier immer mitgemacht und es gab keine
Einwendungen. Dies ist ja eine der Folgewirkungen, weswegen wir es hier im
Sozialbereich durchaus schwierig haben, weil hier die Folgewirkungen genau
dieser Politik zum Tragen kommen.
Und jetzt wird hier von den GRÜNEN die völlige
Gleichstellung, keine Befristung von allen in Wien lebenden Personen beantragt.
In diesem steht nichts von den Staatsbürgern, aber dort, wo der Antrag zur
Abhandlung kommt, steht Folgendes und das muss man sich wirklich einmal
vergegenwärtigen: Die GRÜNEN wollen hier beim Bezug von Sozialhilfe die völlige
Gleichstellung und keine Befristung für alle in Wien lebenden Personen. Das
heißt, ab dem ersten Tag, egal ob legal oder illegal, soll jeder, der da ist,
automatisch einen Rechtsanspruch auf Sozialhilfe haben, egal, ob er für diese
Stadt schon irgend etwas getan hat oder eine Leistung erbracht hat - nein,
lediglich dem Anspruchsdenken wird hier gefrönt.
Aber wenn Sie, Frau Stadträtin, diesen Antrag klar
und eindeutig ablehnen und nicht so wie in diesem Entwurf, der mir hier
vorliegt, so – na ja, wie kann man das wienerisch
bezeichnen? - ein bisschen "herumeiern", dann werden Sie unsere klare
Unterstützung haben. Aber wenn Sie selber eine Politik verfolgen, die weder
Fisch noch Fleisch ist, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie - aus
welchen Überlegungen auch immer - dann von allen Seiten der Opposition Kritik
bekommen.
Aber mit dieser Politik, die Sie verfolgen, nämlich
auf der einen Seite de facto zu kürzen, auf der anderen Seite es zu leugnen und
dort, wo zusätzliche Ansprüche artikuliert werden, das nicht klar
zurückzuweisen - mit dieser Politik werden Sie scheitern! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Vettermann gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Zu der Diskussion muss man ja sagen, Sie erinnert mich über
weite Strecken an eine tibetanische Gebetsmühle, weil ständig immer
wiederkehrend Dinge behauptet werden, die aber nicht eintreten, nicht passieren
und daher auch zu keinerlei Erleuchtung, sondern nur zu einer Ermüdung führen,
auch schon in der Öffentlichkeit,
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