Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 99
des Landesschulrates), wenn die personellen und räumlichen
Voraussetzungen gegeben sind. Vor dieser Festlegung ist das Schulforum
beziehungsweise der Schulgemeinschaftsausschuss zu hören."
Also Sie sehen, Sie
alleine tragen hier in Wien die Verantwortung dafür, dass es ganztägige
Schulformen, die im Gesetz seit genau zehn Jahren möglich sind, auch in Wien
umgesetzt und verwirklicht werden. Ich weiß, das sind alles unangenehme
Wahrheiten, die Sie nicht gerne hören.
Aber schauen wir uns einen anderen Bereich an, wenn
Sie schon zu wenig Geld haben. Wie sieht es denn im Bereich der MA 44 aus?
Die Bäder erwirtschaften - zumindest einmal bis jetzt - ein jährliches Defizit
von 50 Millionen EUR und es gibt kein Konzept! Das heißt, es gibt ein
Konzept, aber das Konzept wird nicht umgesetzt, denn das Konzept könnte ja
vielleicht, wenn es nach marktwirtschaftlichen und privatwirtschaftlichen
Gesichtspunkten geführt wird, eine Einsparung bringen und das Defizit würde vielleicht
auf 50 Prozent, auf 25 Millionen EUR schwinden. Wir geben uns da
keiner Illusion hin, dass man Bäder kostenneutral so führen kann, dass nicht
eine gewisse soziale Verpflichtung der öffentlichen Hand verbleibt um hier
sicherzustellen, dass alle in so ein Bad gehen können. Das wissen wir. Aber
50 Millionen EUR und das seit Jahren! Und seit zwei Jahren gibt es
ein fertiges Konzept, wo Sie einen Ausschuss einberufen haben, um das zu
diskutieren, und dann kommt raus, dass eigentlich nichts passiert außer dass
wir dieses Defizit weiterschreiben! Das ist ein Problem, das Sie wieder einmal
nicht lösen und damit ein weiteres Fass ohne Boden schaffen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Ein letzter Punkt, weil ich glaube, dass er zum
Sozialbereich unbedingt dazu gehört, betrifft den Sport. Der Sport hat
zweifelsohne eine ganz wesentliche und wichtige Funktion, gerade im
Ballungsgebiet. Sport leistet hier einen absolut wichtigen Beitrag für die
Werteorientierung, für die ethische, kulturelle und soziale Erziehung vor allem
junger Menschen und natürlich auch für die Gesundheit.
Die Dachverbände, die rund 900 Vereine unter
sich zusammengefasst haben und 75 Prozent des gesamten Sportangebots
abdecken, sind also eigentlich, wenn man es genau nimmt, verlässliche und
geradezu ideale Partner für diese Stadt. Was passiert aber in Wien? Wien macht
aus den Dachverbänden Bittsteller statt Partner und lässt in einer
feudalherrschaftlichen Form eher die Freunderlwirtschaft gelten. Wir haben in
den letzten Jahren hier genug Beispiele aufgezeigt. Sie haben ein Konzept, das
darauf hinausläuft, letztlich die Dachverbände zu vernichten und den Sport in
dieser Stadt auf wenige Events zu konzentrieren, wo Sie mit Ihren
Lieblingssportlern in der Öffentlichkeit auftreten. (Aufregung bei GR Friedrich
Strobl.) Ich werde Ihnen dann gleich einen Akt zitieren, Herr Kollege
Strobl, damit Sie morgen im Ausschuss sehen, was da von Ihrer Fraktionsmehrheit
dann wahrscheinlich beschlossen wird.
Ein Beispiel daraus: Es geht um den sogenannten
ehemaligen Sportgroschen, also ein wenn man so will selbstverdientes Geld. Das
Kontrollamt hat festgestellt, dass, wie im Gesetz vorgesehen, zwei Prozent zu
Beginn des Jahres an die Dachverbände auszuzahlen sind. Es wird zugegeben, dass
das nicht passiert, sondern es wird halt irgendwann und irgendwie abgerechnet. (GR
Heinz Christian Strache: Im Dezember!) So ist es.
Jetzt steht im Kontrollamtsbericht drinnen und das
wird kritisiert, dass dieses Geld eigentlich vier Mal jährlich quartalsmäßig an
die Sportverbände ausbezahlt werden sollte, tatsächlich aber zwei Mal
ausbezahlt wird. Man höre die Begründung: Es findet der Sportausschuss nämlich
nur zwei Mal statt.
Ich habe keine Ahnung, wer der Verfasser dieses
Kontrollamtsberichts ist, aber der dürfte sich noch nicht erkundigt haben: Es
gibt nämlich keinen eigenen Sportausschuss, sondern im Ressort Laska gibt es
nur einen Gemeinderatsausschuss und den monatlich, also wenn man die zwei
Sommermonate abzieht rund zehn Mal im Jahr. Es gibt also diese Möglichkeit.
Offenbar wird hier sogar vom Kontrollamt beschönigend dargestellt, dass man gar
nicht anders auszahlen kann.
Und jetzt kommt für mich der eigentliche Aufreger: In
den letzten sechs Jahren - und das zeigt der Kontrollamtsbericht - wurden den
Dachverbänden und nur den Dachverbänden 455 975 EUR vorenthalten. Und
wie ist das passiert? Die MA 51 teilt sich selbst diesen Sportgroschen zu.
Das ist ja ein Geld, das aus Steuermitteln bei Sportveranstaltungen einbehalten
wird. Dieses Geld wird von der MA 51 verteilt und wenn Lust und Laune
besteht, dann erhält der eine oder andere Dachverband halt einmal um
40 000 EUR im Jahr weniger und das bleibt dann bei der
MA 51 und wird natürlich von ihr ausgegeben. Also nehmen Sie zur
Kenntnis: Entweder es gibt minimalste Spielregeln, aus denen ich die
Wertschätzung gegenüber dem Sport, dem Breitensport, dem organisierten Sport,
den Dachverbänden ablesen kann oder sagen Sie gleich, dass Sie dagegen sind und
das Sportamt eigentlich ein Amt gegen den Sport und nicht für den Sport ist!
Meine Damen und Herren! Den Dachverbänden wurden
diese sogenannten Sportgroschenmittel durch Mehrheitsbeschluss der SPÖ vor
wenigen Monaten von ursprünglich einmal 67 Prozent Zuteilung auf
37,5 Prozent gekürzt. Auch das ist Ausdruck Ihrer sozialen Verantwortung
gegenüber dem Breitensport, gegenüber den Sportlern in dieser Stadt, gegenüber
diesen zahlreichen und Hunderttausenden ehrenamtlich tätigen Sportfunktionären,
wenn ich hier so eine Politik vom hohen Ross herunter mache.
Lassen Sie mich mit dem Beispiel schließen, das
morgen zur Verhandlung kommen wird. Der Kollege Strobl, mein Namenskollege, hat
jetzt offenbar geschwind den Saal verlassen. (GR Johann Driemer: Nein, er
ist da!) Ja, dann ist es in Ordnung, dann wird er mir ja auch zuhören
können.
Anstatt die Dachverbände als eine der billigsten
Möglichkeiten auf Grund der zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter und von der
Effizienz her, weil sie ja die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular