Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 99
Es steht auch sehr präzise drinnen, dass ein Wettbewerb
ausgeschrieben werden kann. So umstritten auch ein Projekt wie der
Schwarzenbergplatz ist, es gibt auch andere Plätze, die vielleicht nicht so
sehr im Zentrum liegen, aber von genau der gleichen Wichtigkeit sind!
Hier muss die FPÖ nur aufpassen, ob sie da wirklich
zustimmen kann: Ich muss Sie, meine Damen und Herren von der FPÖ, nämlich
darauf aufmerksam machen, dass im Antrag auch steht: "Lückenschluss im
übergeordneten Radwegenetz". Vielleicht führt das dazu, dass Sie den
Antrag ablehnen, denn ich habe ja gemerkt, dass die FPÖ, kaum hört sie
"Fahrrad", geradezu wie von der Tarantel gestochen dagegen redet. Ich
finde das ja amüsant. Also ich will Sie, meine Damen und Herren von der FPÖ,
nur darauf aufmerksam machen – fair, wie ich bin -: Wir stimmen hier auch über
einen Radweg ab! Also bitte noch zu überlegen, ob man hier wirklich zustimmt! (GR
Dr Herbert Madejski: ... nicht gegen alle!)
Es geht auch um die Attraktivierung der
Nahversorgung. Das ist vernünftig.
Ein weiterer Bereich, der, glaube ich, eine Selbstverständlichkeit
sein sollte, betrifft eine scheinbare bürokratische Maßnahme, die auch in
diesem Antrag enthalten ist, dass nämlich dort ein Gebietsmanagement
eingerichtet wird. Worum geht es bei dieser Sache? - Da bitte ich Sie wirklich,
meine Damen und Herren: Schauen Sie sich große Stadtentwicklungsprojekte an,
die jetzt fertig gestellt werden!
Ich nenne Ihnen ein abschreckendes Beispiel. - Ich
muss jetzt einen konkreten Bezirk nennen, denn anschauen kann man sich nur
etwas, was in einem Bezirk liegt. Schauen Sie sich, meine Damen und Herren, den
jetzt fertig gestellten Neubau im Bereich der Tokiostraße an! Schauen Sie sich
dort den Freiraum und die Freiraumqualität an! - Ich frage mich, wie so etwas
im Jahr 2003 möglich ist! Ich hatte eine Diskussion bei StR Schicker für
die Zeitung "Falter", wo auch er meiner Ansicht, dass dort ein
Mindestniveau von Stadtentwicklung deutlich unterschritten wurde, nicht
widersprechen konnte.
Warum sage ich das in diesem Zusammenhang? - Zum
Beispiel deswegen, weil beim Freiraum immer das überbleibt, was an Geld übrig
ist und wofür keiner zuständig ist. Und ein Gebietsmanagement soll
sicherstellen, dass es jemanden gibt, der sich im Sinne der Öffentlichkeit, im
Sinne der Stadt darum kümmert, dass Dinge, die in Wettbewerben als vorrangig
bezeichnet werden, die sich aber gar nicht so leicht einzelnen Bauplätzen
zuordnen lassen, dass also diese übergeordneten Ziele auch eingehalten werden.
Das sollte eigentlich überall eine Selbstverständlichkeit sein. Ich verstehe
nicht ganz, warum man das immer wieder anregen muss. Wenn es dabei um eine
Frage der Finanzierung geht, so denke ich doch, dass bei einem Projekt der
Größenordnung der Brauerei Liesing eine Person, die nur dafür zuständig ist,
dafür zu sorgen, dass das, was man sich ausmacht, auch tatsächlich durch alle
Instanzen durchgetragen wird, ein selbstverständlicher und wichtiger Punkt ist.
Ich lese hier jetzt gar nicht alles im Detail vor.
Ich glaube, die Verantwortung dafür, dass dann bei der Umsetzung jene Selbstverständlichkeiten
wie ökologisches Bauen, Energiequalität und so weiter auch tatsächlich
realisiert werden, liegt zum Teil bei StR Faymann. Ich hoffe, dass das, was
diesbezüglich beschlossen wurde, dort, wo er für die Bauträgerwettbewerbe
verantwortlich ist, auch umgesetzt wird.
Warum stimmen wir jetzt nicht zu, wenn doch vieles
positiv ist? - Ich sage es Ihnen ganz klar: Es geht ausschließlich oder
zumindest prioritär – es gibt daneben noch viele Kleinigkeiten - um die Frage
des Verkehrs. Es gibt auch ein Verkehrsgutachten vom Kollegen Rosinak, das
zeigt, dass es mit diesem Projekt an der zentralen Kreuzung zu einer
Überlastung kommt, wobei auch etliche Busse im Stau stehen werden.
Jetzt gab
es vor allem von Bürgerinitiativen den Vorschlag, die gesamte Kubatur zu
reduzieren. Es leuchtet oder leuchtete mir durchaus ein, dass man -
realpolitisch gesprochen - bei einer Geschlossflächendichte, die dort bei rund
eins liegt, nicht von einer übermäßigen Dichte sprechen kann. Klar: Wenn ich
Anrainer bin und prinzipiell damit rechne, dass dort jetzt nur Reihenhäuser
gebaut werden, dann ist das in der Tat als urban und dicht einzustufen. Aus
meiner Sicht ist es aber sinnvoll, dass das in dieser Form entwickelt wird.
Ich finde es aber fatal und schade, dass man sehenden
Auges eine Widmung macht, die nicht die Chance nutzt, verbindlich einen
gewissen Modal Split vorzugeben, indem man an diesem Standort zum Beispiel, so
wie im 21. Bezirk - wo der Standort, unmittelbar an einer U-Bahn, auch
nicht so optimal ist -, ein autofreies Wohnprojekt macht. Ich darf nur auf die
Zwischenbilanz dieses Wohnprojekts verweisen: Momentan gibt es in der
autofreien Siedlung im 21. Bezirk Wartelisten für jene, die dort einziehen
wollen - nicht, weil die Leute so gierig darauf sind, ohne Auto zu leben,
sondern weil dort die Gelder aus dem Garagenbau genommen wurden und in
Qualitäten gesteckt wurden - wie Freiflächen, Sauna, Dach, Kinderbetreuung -,
die dringend gesucht werden. Das ist der Schmäh! Das ist also nicht ein
hirnverbranntes Anti-Auto-Projekt, sondern man kann auf diese Art und Weise
Qualitäten realisieren.
Das haben wir hier vorgeschlagen, und das hätte
ermöglicht, dass wir auch in der Nachmittagsspitze einen Modal Split gehabt
hätten, der nicht zu einer Überlastung geführt hätte. Vor allem die
Bezirkspolitiker – ich schaue jetzt in die Richtung des Kollegen Deutsch, aber
auch des Kollegen Faymann, die durchaus das eine oder andere mit dem
23. Bezirk zu tun haben - werden den Anrainern erklären müssen, wenn es
nachher zu dem vorhergesagten Kollaps und Stau an der besagten Kreuzung kommt,
wie sie diese Art der Widmung vornehmen konnten.
Das ist also der entscheidende Punkt. Es ist schade, dass
man bei einem Projekt, das in Summe durchaus positive Auswirkungen hat, nicht
den Mut hat, den letzten Schritt zu gehen, der wirklich für eine breitere
Akzeptanz erforderlich ist. Dass es im letzten Moment noch zu einigen
Veränderungen gekommen ist, was Abtreppungen
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