Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 99
Folgende. Sie sprachen von einer Waffengleichheit zwischen
Schiene und Straße, Herr Stadtrat. Diese Waffengleichheit werden Sie nie
erzielen können, weil man auf der Schiene nie so flexibel wie auf der Straße
wird sein können. Aber Sie können für eine Chancengleichheit eintreten. Dann
würden Sie nämlich unser Konzept unterstützen, dass endlich auch die ÖBB diese
Wettbewerbsfähigkeit erlangt, die in den vergangenen Jahren von sozialistischen
Verkehrsministern nicht erzielt worden ist, sodass wir sie in Zukunft auch
bekommen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Trammer. Ich erteile es ihr.
GRin Heike Trammer (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter! Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Nachdem der Herr Stadtrat, denke ich mir, bereits
sein Schlusswort gesprochen hat und vielleicht einen Termin im Buffet hat - ich
wünsche Ihnen guten Appetit! Kollege Schieder ist auch noch dran, ich weiß aber
nicht, was Kollege Schieder dann noch zusätzlich zu Ihrer Rede sagen kann.
Vielleicht kann er Ihren Beitrag noch toppen, lassen wir uns überraschen.
In der heutigen Debatte um den Masterplan Verkehr ist
eingangs eines positiv zu erwähnen; da bin ich nicht ganz so böse wie vorhin
mein Kollege Gerstl. Es sei positiv angemerkt, dass StR Schicker zumindest
versucht hat, die durch seine Vorgänger verursachten stadt- und
verkehrsplanerischen Probleme in einem Gesamtkonzept einer Lösung zuzuführen.
Dass die Freiheitlichen diesem Masterplan aber nicht zustimmen können, liegt
einerseits an der Art und Weise der Problembewältigung, andererseits an
Detailvorstellungen, die wir nicht unterstützen können. Mein Kollege Dr
Madejski hat die straßenbaulichen Maßnahmen im Masterplan bereits umfassend
kritisiert. Ich möchte den Bereich Radverkehr genauer unter die Lupe nehmen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Der Grundtenor des
Masterplans ist eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs,
insbesondere des Autoverkehrs, auf 25 Prozent, einerseits durch
straßenbauliche Rückbaumaßnahmen, andererseits durch geplante Steuern, Tarife,
Gebühren et cetera. Da seien auf Stadtebene die Verkehrserregerabgabe, die
Verkehrsanschlussabgabe und die Erhöhung der Kurzparktarife erwähnt. Im
Masterplan wird dies mit der harmlos klingenden Umschreibung
"Lenkungsinstrumente" bezeichnet. Aber in Wahrheit ist es eine
monetäre Bestrafung der Autofahrer, und die Einführung einer City-Maut hängt
wie ein Damoklesschwert über Wien.
So wird - und da schlägt das im Jahr 2001
ausgepackelte rot-grüne Arbeitsübereinkommen voll durch - der Ausbau von
Radwegen unverhältnismäßig stark forciert. (GR Mag Christoph Chorherr: Was
heißt "unverhältnismäßig"?) So erfüllt die SPÖ brav das
Parteiprogramm der GRÜNEN. Wen wundert es da noch, dass bislang 70 Prozent
der Bezirksbudgets für straßenbauliche Maßnahmen, für die Errichtung von
Radwegen, aber nur 30 Prozent für die Sicherheit der Fußgänger ausgegeben
werden! Zwischen 1995 und 2001 wurde das Radverkehrsnetz in Wien bereits um
300 Kilometer erweitert; das ist die Strecke Wien - Klagenfurt. Bis
zum Jahr 2008 sind allein für den weiteren Ausbau 30 Millionen EUR
budgetiert.
Was Kollege Chorherr in seiner Brandrede fürs
Radfahren nicht gesagt hat, ist, dass es trotz des regen Ausbaus des
Radverkehrsnetzes - und das ergab die letzte Mobilitätserhebung - nur einen
Radverkehrsanteil von 3 Prozent gegeben hat. Aber dennoch ist im
Masterplan eine weitere Erhöhung auf 8 Prozent vorgesehen, nach dem Motto:
Die GRÜNEN wünschen - Schicker radelt!
Obwohl man weiß, dass mit dem steigenden Radverkehr
auch die Anzahl der Unfälle mit Personenschäden zugenommen hat, errichtet man
hauptsächlich Mehrzweckstreifen anstelle von sicheren Radwegen. Weil man so
auch dabei ist, ganz schnell einmal einen Mehrzweckstreifen zu errichten - da kommt
dann ganz gerne mein Beispiel aus Floridsdorf -, teilt man mit einer weißen
Linie die Fahrbahn ab, malt ein Radl darauf, und das ist dann ein
Mehrzweckstreifen für Radfahrer. Dann kommt man aber im Nachhinein drauf: das
war wahrscheinlich eh alles ein Blödsinn, was wir da gemacht haben!, und man
lässt ein Schild anfertigen, auf dem dann steht: "Radweg ungültig",
Klammer auf: "(170 Meter)". - Es lebe der Schildbürgerstreich
und die Verschwendung von Steuergeldern!
Für ganz besonders gefährlich halte ich die im
Masterplan vorgesehene Öffnung der Einbahnen sowie die Aufhebung der
Benützungspflicht von Radwegen. Da gibt es ein Beispiel von der MA 46,
danach hat der Radfahrer auf einem Mehrzweckstreifen eine Mindestbreite von
1,30 Meter übrig; auf schlappen 1,30 Metern kann er sich dann
zwischen fahrenden Autos, parkenden Autos und Lastautos durchwursteln.
Besonders arg wird es beim Radfahren gegen die Einbahnen, dort gibt es dann
noch genau heiße 1,25 Meter, die für die Radfahrer übrig bleiben.
Ich zitiere aus dem Masterplan: "Sportliche
Radfahrer sollen im Autoverkehr mitfahren, während langsame und ängstliche
Radfahrer den Radweg benützen können." Zitat-Ende. - "Können",
nicht "müssen"! Doch im Straßenverkehr, meine Damen und Herren, geht
es um Gottes Willen nicht um Sportlichkeit, sondern dort geht es um Sicherheit
und um die Kenntnis der StVO. (GR Mag Christoph Chorherr: Wieso ...?)
Ja, das stimmt, Herr Chorherr! Ich bin auch Radfahrer, aber ich verstehe ... (GR
Mag Christoph Chorherr: ... ob ich sportlich fahre!) Das kann ich zu meinem
Freizeitvergnügen auch machen. Aber was jetzt mit den geplanten Maßnahmen im
Autoverkehr passiert, ist gemeingefährlich, sonst gar nichts, auch für die
Radfahrer! (Zwischenruf des GR Mag Christoph Chorherr.)
Herr Chorherr! Nicht jeder, der ein Radl fährt, sich redlich
auch von Müsli nährt. Es sind nicht nur die GRÜNEN, die das Radl benutzen, das
macht auch jeder andere, und es wird wohl genehm sein, dass dabei eine Partei
auf die Sicherheit der Radfahrer Bedacht nimmt
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