Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 102
Normalität? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr Mayer. Ich erteile es ihm.
GR Dr Alois Mayer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Jetzt wollte ich zuerst schon damit beginnen, dass es
so eine ruhige, sachliche, disziplinierte Gesprächsbasis schon lange nicht
gegeben hat, aber es war ja nur ein kurzer Ausrutscher in der Befindlichkeit,
der allerdings zeigt: Wenn es um die eigene Befindlichkeit geht, wird alles
sehr, sehr genaugenommen. Ich möchte nicht eine Replik auf den gestrigen und
vorgestrigen Tag hier machen in puncto Befindlichkeiten, wo wirklich einiges zu
korrigieren gewesen wäre. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Jetzt verteidigen
Sie die Methoden der Freiheitlichen, oder was? Das ist ja unglaublich!)
Nein, ich verteidige nicht die Methoden der
Freiheitlichen, und ich möchte eigentlich auch eure Erregung nicht schüren,
aber es war jetzt so ein gutes und konstruktives Klima, dass ich geglaubt habe,
ich bin im falschen Saal. Also so etwas habe ich schon lange nicht erlebt, und
ich habe mir gedacht, das Bemühen geht so weit, dass wir den Bären zwar noch
nicht erlegt haben, aber das Fell haben wir bereits verteilt. Da zerbricht man
sich den Kopf darüber, ob man Geld für die Namensveränderung eines
Dienstpostens ausgibt, ob man Türschilder neu macht oder nicht, ob man da oder
dort Veränderungen machen soll.
Das ist ein guter Ansatz, finde ich, denn wenn sich
die Leute schon mit so etwas beschäftigen und damit identifizieren, könnte man
vielleicht eine gute Gesprächsbasis finden. Ich hoffe natürlich, dass diese
gute Gesprächsbasis nicht nur darauf zurückzuführen ist, dass die Fernsehkamera
abgebaut ist und wir unter uns sind oder weil gestern vielleicht der Dampf
abgelassen wurde, aber man kann ja immer wieder etwas positiv sehen und denken,
vielleicht wird es doch besser.
Grundsätzlich, meine sehr geehrten Damen und Herren,
reden wir über eine Milliarde Euro. Dem gegenübergestellt – Sie wissen es ganz
genau – beträgt das Jahresinvestitionsbudget des KAV
140 Millionen EUR. Nur damit wir einmal einen Begriff bekommen, über
welche Summe wir reden.
Natürlich wird die Stadt Wien sich wie immer bemühen,
Dinge zu tun, die notwendig sind, und natürlich wird sie versuchen, Gelder frei
zu machen. Allerdings, meine Damen und Herren – von der Freiheitlichen Partei
war ja schon einiges an Einsicht zu hören, von der ÖVP noch nicht, aber das
wird sicher noch kommen –, dass der Bund ja irgendwo vielleicht auch etwas
beisteuern sollte, müsste auch gesehen werden, speziell wenn man überlegt, dass
das Bundspflegegeld seit sieben Jahren nicht erhöht wurde. (StRin Karin
Landauer: Die Sozialhilfe ist auch seit sieben Jahren gleich!) Ja, aber es
ist seit sieben Jahren nicht erhöht worden.
Ich glaube auch nicht, dass es gerade eine
Unterstützung ist, wenn Konflikte zwischen Jung und Alt geschürt werden. Ich
möchte jetzt auch der Österreichischen Volkspartei natürlich nicht ihre
Jugendvertreterin, die Frau Fuhrmannn, vorhalten, die sagt, Junge hätten es
schwerer, sich politisch Gehör zu verschaffen, niemand traue sich, den
Pensionisten etwas wegzunehmen, aber wenn ich es richtig sehe, wird den
Pensionisten etwas weggenommen, und zwar von der Pension. Und wenn ich das dann
weiter beleuchte, heißt das für Wien, dass weniger Pension bedeutet, dass Wien,
wenn jemand ein Pflegefall wird, noch mehr draufzahlen muss.
Wie mein Kollege Wagner bereits gesagt hat, hat es
Wien nicht getan, nämlich Gelder zurückzufordern von den Kindern, und wird es
auch in Zukunft nicht tun. Das heißt, Wien wird weiterhin dafür Sorge tragen,
dass diejenigen, die Pflege brauchen, diese auch bekommen, auch wenn sie nicht
genügend Geld haben.
Wenn sich dann niederösterreichische und
oberösterreichische Fachleute über die Medien gemeldet haben, ist das sehr nett
von ihnen, aber ich möchte dabei nur den Herrn Landesrat Sobotka zitieren, der
sagt, das kann es in Niederösterreich nicht geben. Das glaube ich ihm sogar,
denn er ist mit seinen Häusern absolut nicht vergleichbar mit den Wiener Häusern.
Das meint er zwar auch, nur in einem anderen Sinn.
Wenn ich höre, dass er maximal 200 Betten hat
und die Menschen in Abteilungen mit höchstens 30 Leuten untergebracht
sind, dann gratuliere ich ihm zwar dazu, möchte jedoch anmerken, dass
Vorleistungen, wie sie die Stadt Wien erbringt, in anderen Bundesländern,
speziell in Niederösterreich, nicht erbracht werden. Und zwar handelt es sich
hier um Kürzungen in der Betreuung, die dann durch die Sozialversicherung
geleistet werden müssen, die also sozusagen ausgelagert werden und von außen
erbracht werden. Das macht Wien nicht.
Und weil natürlich immer wieder das Geriatriezentrum
Lainz als Anlassfall in den Mittelpunkt gerückt und angesprochen wird: Große
Einheiten mögen zwar reduzierungswürdig sein, auf jeden Fall ist sicherlich
Hotelqualität anzustreben, aber bitte vergleichen Sie nicht ein
Geriatriezentrum wie Lainz mit irgendeiner Pflegestation oder einer
Kleineinheit in Niederösterreich oder auch in Wien, wo mit einigen
Krankenschwestern eine Betreuung vorgenommen wird und der Arzt einmal am Tag
auf eine Stunde visitiert und dann wieder geht und Samstag, Sonntag überhaupt
nicht ins Haus kommt (Zwischenruf von GR Dr Wilfried Serles.) Lieber
Herr Doktor, Sie als ehemaliger Hietzinger Bezirksrat müssten es besser wissen,
dass es in Lainz nicht generell so zugeht. Dagegen, dass Fehler passieren, sind
wir nicht gefeit, und wir sind auch bemüht, sie zu bereinigen.
Aber wenn Sie Lainz wirklich
vergleichen wollen mit anderen Häusern, auch in den Kosten, dann müssen Sie zur
Kenntnis nehmen, Herr Dr Serles, dass in den Stationen Spezialisierungen
vorherrschen, dass es eine Station gibt, die sich mit dermatologischen
Problemen beschäftigt, dass sich Dozent Popp mit Lungenproblemen beschäftigt,
dass Fachärzte Stationen führen, dass rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr,
Ärzte da sind, dass hier eine Akutgeriatrie angesiedelt ist, dass Dinge gemacht
werden, die in einem Haus mit 100 oder 120 Betten
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