Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 102
Wir werden es nicht schaffen, wenn die Stadt Wien diesem Problem so begegnet, dass sie glaubt, es nur mit öffentlichen Einrichtungen bewältigen zu können. Dazu fehlt das Geld. Sie werden es nicht schaffen! Deshalb wird es notwendig sein, über den freien Markt mit gleichen Zugängen nachzudenken.
Zum Schluss kommend: Die Einführung
der Berufsmatura ist ein Beispiel, die Verbesserung der Pflegeausbildung für
Diplomkrankenschwestern, für Diplompflegepersonal - für Diplompflegepersonal im
Allgemeinen und natürlich auch für Altenfachbetreuer – und auch eine Aufwertung
für die Pflegehelfer. Wir dürfen nicht nur immer darüber jammern, dass es zu
wenige junge Menschen gibt, die sich für diese Berufsgruppen interessieren - da
bin ich ganz Ihrer Meinung, Herr GR Schuster. Ich selbst war beim Bundesheer -
ich war nicht beim Zivildienst, sondern beim Bundesheer -, ich war draußen in
Stammersdorf bei der Sanität. Ich habe dann eine Stationsgehilfenausbildung
gemacht. Ich war dann auch einen Monat lang in der Rudolfstiftung, um sozusagen
den Praxisdienst auch vor Ort zu leben und wahrzunehmen, und ich habe erlebt,
wie das dort in der chirurgischen Station abgelaufen ist. Das war natürlich
auch mit Systemfehlern behaftet, und ich habe gesehen, dass, obwohl ich
wirklich rund um die Uhr unterwegs war, Menschen eineinhalb Stunden lang warten
mussten, bis ich zu ihnen kommen konnte, um ihnen die Windeln zu wechseln. Das
ist eben das Problem des Personalmangels. Obwohl wir uns dort "einen Haxen
ausgerissen" haben und wirklich rund um die Uhr dahinter waren, konnte es
nicht funktionieren.
Deshalb müssen wir uns auch Gedanken
darüber machen, wie wir den Personalschlüssel verändern. Wir wissen ja, dass
die durchschnittliche Pflegestufe nicht 5, 6 oder 7 ist, sondern 4,3 beträgt,
und wir wissen auch, dass wir in diesen Bereichen mehr Pflegepersonal als
diplomierte Krankenschwestern brauchen.
Da könnte man natürlich mit einer Schlüsselveränderung
an die Sache herangehen und vielleicht andenken, 80 Prozent Pflegepersonal
einzusetzen und nur 20 Prozent diplomierte Krankenpfleger, weil die
80 Prozent ja entscheidend sind, da sie direkt beim Patienten sein können,
ihn direkt betreuen, ihn herausführen aus dem Zimmer, mit ihm gemeinsam
Animationsprogramme vornehmen, und in diesen Bereichen einfach verstärkt eine
Präsenz gegeben ist, denn ohne Präsenz von Personal kriege ich das natürlich
nur sehr, sehr schwer zustande. (GRin
Anica Matzka-Dojder: Da haben Sie jetzt nicht zugehört!)
Auch eine Neuorganisation der Ausbildung im
Pflegebereich wird notwendig sein. Wir wissen, dass es jetzt allgemein mehr
Pflegebetten als Akutbetten in Österreich gibt, aber noch immer orientiert sich
die Ausbildung vorwiegend auf den Spitalsbereich.
Ich stelle daher zum Abschluss folgenden
Beschlussantrag:
"Es ist eine eigene Pflegereformkommission,
welche regelmäßig tagt, mit dem klar definierten Auftrag einer zielorientierten
Erarbeitung und Umsetzung eines neuen zeitgemäßen Pflegeleitbildes 2004 sowie
eines zeitgerechten Pflegeheimgesetzes für Wien, das spätestens 2004
Legislative in Kraft gesetzt werden soll, einzusetzen.
Weiters sollen dieser Kommission auch Fachleute
beigezogen werden, die von allen Rathausparteien genannt und vorgeschlagen
werden können."
In formeller Hinsicht wird eine Zuweisung an den
Gesundheitsausschuss beantragt.
Wir ersuchen um Zustimmung. Bitte, sich nicht an der Begründung
zu stoßen. Es gibt sicher vieles in der Begründung, das Ihnen nicht gefällt,
aber ich denke, der Antrag ist das Entscheidende, und wir sollten schnell an
die Arbeit gehen, um auch schnell konkrete Ergebnisse zu haben , denn nur dann
werden wir den betagten und pflegebedürftigen Menschen in dieser Stadt geholfen
haben und nicht anders. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Dr Pilz gemeldet. Ich
erteile ihr das Wort.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Danke, Frau Vorsitzende!
Es ist irgendwie schon dem Anlass sehr unangemessen,
Herr Kollege Strache, dass Sie diese Debatte zu einem kleinkarierten,
entbehrlichen Foul gegen den Kollegen Grünewald benützen. Sie haben es sich
nicht verkneifen können, ich muss Sie jetzt daher tatsächlich berichtigen.
Grünewald hat darauf schon reagiert, und ich lese
Ihnen das vor:
"Es ist immer dasselbe. Die Freiheitlichen
reißen Zitate aus dem Zusammenhang oder lassen überhaupt Teile eines Satzes
weg" (GR Heinz-Christian Strache:
Das habe ich von Ihnen!), "um sich dann umso besser empören zu
können." – Das ist die Einleitung, das ist der Kommentar, und ich sage
Ihnen, wann die Rede kommt. (Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Das ist keine
tatsächliche Berichtigung! Ist das in Ordnung?)
"So ist es auch mit Partik-Pablés Vorwurf, ich
würde den Wiener Pflegeskandal auch statistisch normal verharmlosen. Das ist
natürlich ein aufgelegter Blödsinn", so Kurt Grünewald,
Gesundheitssprecher der GRÜNEN.
Das vollständige Zitat von Grünewald laut
Stenographischem Protokoll des Nationalrates lautet: "Ich glaube, dass
Defizite im Gesundheits- und Pflegebereich nichts Wientypisches sind. Wien ist
groß, und rein statistisch betrachtet wird da auch öfter etwas vorkommen. Das
halte ich für statistisch normal, aber sonst würde ich es nicht als normal
bezeichnen." – Zitatende. (GR Heinz-Christian Strache liest
offensichtlich noch einmal vor, was er zitiert hat.) Ja, das natürlich
nicht, klarerweise. (GR Heinz-Christian Strache: Das habe ich vorgelesen,
das habe ich zitiert!)
Klar ist, dass der Herr Grünewald
gemeint hat, weil Wien größer ist, kommt hier auch öfter etwas vor, aber das
findet er alles weder normal noch zu dulden. Und wenn Sie uns falsch verstehen
wollen, dann ist es kleinlich und typisch freiheitlich. (Beifall bei den
GRÜNEN. – GR Heinz-Christian Strache: Für Sie ist das die
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