Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 102
gestern immer wieder gesagt worden. Dafür müssen auch finanzielle Mittel vorhanden sein, um eben das Bild des Diplomgesundheits- und des Pflegepersonals, der Krankenpflegepersonen, der Stationsgehilfen mit allen ihren Kompetenzen, die sie haben, der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Frau Stadträtin! Sie haben am 17. Jänner, als
wir hier auch eine Sondersitzung hatten, gesagt – ich darf Sie im Folgenden
wörtlich zitieren -: "Der Wert einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie
diese Gesellschaft mit ihren hilfsbedürftigen, schutzbedürftigen und alten
Menschen umgeht." – Zitatende.
Ich bin überzeugt, Frau Stadträtin, dass Sie das
wirklich so meinen. Das ist ein Wunsch von Ihnen, nur: Die Wirklichkeit schaut
anders aus. Aber – und damit komme ich jetzt auf die Politik zu sprechen - es
ist eben Aufgabe der Politik - und Sie als Stadträtin haben diese Aufgabe -,
kommende Entwicklungen zeitgerecht zu erkennen und auch dementsprechende
Vorkehrungen und Maßnahmen zu setzen. Diese Herausforderung ist gerade im
Pflegeberuf, im Pflegebereich und im Sozialbereich von ganz besonderer
Bedeutung. Ich glaube, dass das einer der wichtigsten Bereiche in der Wiener
Stadtpolitik ist, denn es geht hier um Menschen, die in der letzten Phase ihres
Lebens Unterstützung brauchen und Menschlichkeit spüren wollen beziehungsweise
spüren sollen.
Das ist natürlich auch ein großer Verteilungskampf,
denn die Mittel sind überall knapp und jeder Politiker versucht natürlich, in
seinem Bereich so viel wie möglich zu erhalten. Und dazu braucht man auch ein
politisches Schwergewicht. Sie, Frau Stadträtin, sind zu leicht befunden
worden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Kurt Wagner. Ich erteile es ihm.
GR Kurt Wagner (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin!
Meine Damen und Herren!
Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich heute
Folgendes anmerken: Die Qualität der Beiträge von Vertretern zweier politischer
Parteien, nämlich der Freiheitlichen Partei und der GRÜNEN, zur heutigen
Diskussionsrunde unterscheidet sich aus meiner Sicht wohltuend von der
gestrigen Debatte. Ich möchte das zu Beginn meiner Ausführungen voranstellen.
Ich weiß nicht, ob Sie es mit dem Grundsatz von Sigmund Freud halten, aber ich
glaube, wenn wir manche Probleme so angehen würden, nämlich auch unter dem
Motto "Die Stimme der Vernunft ist leise", dann würden wir
wahrscheinlich wesentlich schneller und vernünftiger zu konkreten Ergebnissen
und Lösungen kommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Für eine andere politische Partei, in diesem Hause
Oppositionspartei, kann ich diese Bemerkung nicht anbringen. Frau ehemalige
Volksanwältin Korosec, Sie haben heute eigentlich nur das fortgesetzt, was Sie
gestern begonnen haben. Ich darf Ihnen aber persönlich ein bisschen
Nachhilfeunterricht geben: Wenn Sie meinen und meinten, in den letzten
20 Jahren - und da können Sie jetzt sowohl den Bund als auch das Land Wien
meinen - sei im Bereich der Geriatrie nichts geschehen, dann darf ich Sie daran
erinnern, dass die ÖVP in der abgelaufenen Periode fünf Jahre lang in der
Regierung hier in diesem Hause auch amtsführende Stadträte hatte. Wenn Sie
glauben, dass hier im Prinzip nicht gearbeitet wurde, dann obliegt das Ihrer
persönlichen politischen Einschätzung. Ich glaube, dass in diesem Zeitraum, in
diesen fünf Jahren sehr positiv und sehr konstruktiv gearbeitet wurde, und zwar
auch im Gesundheitsausschuss, in dem zum damaligen Zeitpunkt noch nicht Sie
gesessen sind, sondern – das möchte ich auch festhalten - Kollege Dr Hahn
und unsere geschätzte Frau Landtagspräsidentin, mit der wir sehr viele Probleme
erörtert und, wie ich auch meine, konstruktiv gelöst haben.
Aber ich nehme das schon zur Kenntnis: Sie verdrängen
diesen Prozess in Wien - da waren Sie "nicht dabei", genauso wie Sie
auf Bundesebene, bevor sie den Kanzler gestellt haben, nie einen Vizekanzler
und auch keine Staatssekretäre und keine Minister hatten und damit an allem,
was in Österreich in dieser Zeit passiert ist, unschuldig waren. - So kann man
es natürlich politisch auch machen. Ich glaube, das ist aber auf das
Entschiedenste abzulehnen. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Wenn wir heute mit der Frage
konfrontiert sind, dass das Gesundheitswesen und vor allem der geriatrische
Bereich mehr Geld bekommen sollte, dann wird jeder Gesundheitspolitiker sagen:
Das ist gescheit, wenn man für diesen Bereich mehr Geld hat! - Nur, meine Damen
und Herren, man muss sich dann vernünftigerweise und ehrlicherweise auch die
Frage gefallen lassen: Woher bekommt man dieses Geld? - Herr amtsf StR Mailath-Pokorny
hat gerade vor kurzer Zeit gesagt, dass man bei der letzten Debatte des
heutigen Tages im Kulturbereich 3,8 Millionen EUR verlangt hat. Wir
verlangen bei jeder Gelegenheit und bei jeder Diskussion im Sozialbereich eine
Aufstockung der Budgetmittel. Wir verlangen, wenn auf Kulturebene ein Museum
nicht mehr genügend Finanzkapital vom Bund zur Verfügung gestellt bekommt, dass
das Land Wien einspringen soll. – Man kann über all das diskutieren, aber über
eines muss man dann auch diskutieren: Auch das Bundesland Wien unterliegt, so
wie auch alle anderen Bundesländer, gewissen Sachzwängen. Sie wissen ebenso wie
wir - noch dazu wo Sie auf Bundesebene in der Regierung sitzen -, dass wir
gewisse Übereinkommen geschlossen haben (StRin Karin Landauer: Pflege ist
Landessache!) und dass wir zwar in Wien gut wirtschaften - das wissen wir
schon, das bestätigen uns im Zusammenhang mit der Stadtschuldenquote der
Rechnungshof und alle öffentlichen Institutionen -, aber dass man eben überall
nur so lange Geld herausnehmen kann, solange Geld drinnen ist. Und das wird
unser Problem sein, weil Sie uns bis jetzt nicht gesagt haben, woher wir dieses
Geld nehmen sollen (GR Franz Ekkamp: Zaubern!) - außer dass der
zuständige Finanzstadtrat Rieder dieses Geld halt irgendwo herzaubern soll.
Meine Damen und Herren von der
Opposition! Dass man einen reichen Onkel in Amerika hat, bei dem man
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