Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 102
Versorgungsheim geblieben.
Wenn Sie ernst nehmen, Frau StRin Pittermann, was im
Pflegeheimplan drinsteht, nämlich dass eine wohnortnahe, regionalisierte,
kleinräumige Pflegestruktur das Beste ist und alle Leute sich diese wohl
wünschen - wer mag schon durch verschiedenste Bezirke gekarrt und in Großheimen
untergebracht werden! -, dann wird es doch Sinn machen, nachzuschauen, wo diese
Strukturen vorhanden sind. Dort, wo diese Wohnplätze nicht gebraucht werden,
soll man nicht sozusagen künstlich hoffen, dass doch noch Leute kommen, die zu
Hause an der Bassena, ohne Lift und vielleicht mit Klo am Gang ihr Leben
fristen. Gott sei Dank sind die Verhältnisse in Wien so, dass diese Art von
Versorgung nicht mehr notwendig ist, weil die Menschen - Gott sei Dank und auch
dank sozialdemokratischer Politik - jetzt bessere Lebensverhältnisse haben.
Jetzt kann man sich aber überlegen, ob man nicht mit diesen Ressourcen etwas
anderes macht!
Frau StRin Pittermann, es ist
wesentlich preisgünstiger, diese Wohnplätze umzubauen. Die ÖBIG hat auch dazu
im Wiener Pflegeheimplan Kosten errechnet. Der Umbau eines Wohnplatzes in einen
Pflegeplatz kann, sozusagen in der geringsten Summe, mit 50 000 ATS
erledigt sein - das ist dort, wo die Räume behindertengerecht adaptiert sind,
wo es Toilettenanlagen gibt, wo man schlicht und einfach ein geeignetes Bett
anschaffen muss -, und es kann bis zu 1 Million ATS dort kosten, wo
es alte Bausubstanz gibt, wo Verhältnisse bestehen, wie wir sie jetzt im GZW in
manchen Pavillons haben, wo man sehr, sehr viel Geld in die Hand nehmen muss,
um einen modernen Pflegeplatz einzurichten. Im Durchschnitt sieht der
Pflegeheimplan 500 000 ATS dafür vor, was es kosten würde, diese
Umwandlung herzustellen.
Ich denke, es würde sich daher
lohnen, nachzuschauen, ob wir über diese 3 500 Plätze, die nicht mehr
nachgefragt werden und deren Bedarf auch in Zukunft nicht mehr entstehen wird,
weil die Menschen lieber zu Hause wohnen und, wenn sie gepflegt werden müssen,
sich die Frage stellt, ob Alternativen nötig sind, sagen: Machen wir Nägel mit
Köpfen und setzen wir auf diese Umwandlung! Denn - und auch hier ist der Wiener
Pflegeheimplan ganz klar, Frau Pittermann - 80 bis 120 Plätze, das ist das
menschliche Maß! So konkret und so genau steht es drin. Da würden viele dieser
Wohnhäuser genau diese Größe haben. Man könnte das sicherlich preisgünstiger
realisieren als dadurch, dass man Summen und Unsummen hineinsteckt, um Lainz
zwar innen freundlicher zu machen, aber es bleibt eben doch eine
Großinstitution, in der sich die Menschen abgeliefert vorkommen und nicht zu Hause
fühlen können.
Wir würden Sie bitten, dass Sie, wenn Sie jetzt diese
Dinge in Angriff nehmen - und wir glauben, dass der Reformbedarf jetzt endlich
auf dem Tisch des Hauses liegt und endlich auch die öffentliche Aufmerksamkeit
hat, die er längst schon verdient -, hier Ihre Unternehmung
Krankenanstaltenverbund mehr ins Gebet nehmen. Es wird eben nicht genügen, wenn
der Krankenanstaltenverbund und Herr Generaldirektor Hauke mit Globalbudgets,
Globalzahlen, mit nicht nachvollziehbaren Kalkulationen und Abrechnungen meint,
hier im Ausschuss und letztlich auch im Gemeinderat seine Politik sozusagen
mehr verbergen als darstellen zu können. Es ist an der Zeit, dass wir im
Gemeinderat wissen - und ich nehme an, auch Sie werden es wissen wollen -: Was
kostet was in dieser Stadt? Welches Krankenhaus leistet welche Dienste um
welchen Preis?
Dann würde sich nämlich zeigen, Frau Stadträtin, dass
die Pflegeheime tatsächlich die armen Verwandten sind und dass es hoch an der
Zeit ist, sie aus dieser Rolle herauszuholen. Da käme Herrn Generaldirektor
Hauke und Herrn Direktor Kaspar eine wichtige Rolle zu. Da ist auch etwas
einzufordern, was durch die Unternehmenswerdung eigentlich am Programm ... (Zwischenbemerkung
der amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann.) Ja, sie sind leider nicht hier,
die Herren, ich sage es jetzt Ihnen; vielleicht lesen sie das Stenogramm von
der heutigen Sitzung.
Denn man kann nicht sozusagen zwei Dinge tun,
Verantwortung immer nach oben delegieren und selber Unternehmung sein, sondern
man muss auch Verantwortung wahrnehmen. Wir GRÜNE waren ja nicht für die
Unternehmenswerdung - daran erinnern Sie sich sicherlich noch -, weil wir genau
das befürchtet haben: Es gibt ein Hin- und Hergeschupfe von Verantwortung, was
dann möglicherweise und nachweislich auch in Verantwortungslosigkeit gemündet
hat. Der Herr Unternehmens-Generaldirektor vollzieht die Dinge so, wie er sie
sich vorstellt, er informiert zu wenig gegenüber dem Gemeinderat und
offensichtlich gegenüber der Frau Stadträtin, und am Schluss ist es keiner
gewesen, nicht die Unternehmung und seine Direktoren, und nicht die Frau
Stadträtin, die ja mit Recht sagt: Eine Unternehmung soll auch Verantwortung
tragen.
Hier müssen die Dinge klarer werden. Hier muss die
Unternehmung Krankenanstaltenverbund mehr in die Pflicht genommen werden. Das
donnernde Schweigen des Herrn Generaldirektors Hauke zu den Vorfällen in Lainz,
zu den Vorfällen auf der Baumgartner Höhe - dieses donnernde Schweigen gehört
endlich durch eine klare und vor allem durch eine verantwortliche Stellungnahme
abgelöst. Ich meine, Frau Stadträtin, da könnten Sie einen Teil der
Verantwortung dort einmahnen, wo sie auch hingehört.
In diesem Sinne wünsche ich mir, dass wir in der
nächsten Zeit Geld investieren. Aber ich wünsche mir, dass wir es auf Basis von
guter Planung investieren, und ich wünsche mir, dass das Unternehmen
Krankenanstaltenverbund einen klareren Auftrag bekommt, einen Auftrag, der
heißt: Differenzieren Sie in ihren Berichten, legen Sie uns Dinge vor, die
sowohl für die Stadträtin und auch für den Gemeinderat klarer zeigen, wo die
Reise hingeht, nehmen Sie Ihre Verantwortung dort auch wahr und machen Sie
durch die Begründung einer eigenen Teilunternehmung für die Geriatriezentren
auch eine Möglichkeit für eine eigenständige Entwicklung auf! - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
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