Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 102
Kulturvereins, der unterstützt wurde, dem Bau- und Investitionskostenzuschuss oder ein, zwei anderen Bereichen, immerhin um fast ein Drittel des Restbetrags des WFF, nämlich um insgesamt rund 1,3 Millionen EUR. Darin sind auch 500 000 EUR für die freien Gruppen enthalten, die nunmehr aus den für den WFF zur Verfügung stehenden Mitteln budgetiert werden.
Ich halte das für mehr als bedenklich, sogar für einen
ziemlichen Sündenfall, denn die ganze Hoffnung beruht jetzt darauf, dass
Bindungen aufgehoben werden – es ist immerhin schon September –, und dass dann
der WFF zu seinem Geld kommt oder – da gilt es heute für die Sozialdemokraten
einen Offenbarungseid zu leisten –, dass etwa die Mittel für die Kinoförderung
tatsächlich nicht gebraucht werden. Denn es ist eine ziemliche Erstmaligkeit,
jedenfalls soweit ich das in den letzten Jahren zurückverfolgen kann, im
Antragsakt zu schreiben: "Da auch im Jahr 2003 voraussichtlich nicht
die gesamten Mittel der Kinoförderung ausgegeben werden, kann man umwidmen und
den voraussichtlich nicht beanspruchten Betrag anderen Zwecken widmen." –
Bitte, worauf gründet sich dieses Voraussichtliche? Die zuständigen Gremien wissen
nichts davon. Die Tagungstermine sind in den nächsten Wochen angesetzt. Keiner
weiß, wie viele Anträge aus der Kinoförderung kommen. Keiner weiß, wie viele
bewilligt werden. Das heißt, man sagt einfach "voraussichtlich". Was
ist aber, wenn es nicht voraussichtlich ist? Diese Frage haben wir im
Kulturausschuss gestellt und die Antwort war sehr wohlwollend: "Dann wird
alles getan werden, um den gesamten Betrag zur Verfügung zu stellen." Noch
einmal, es wurde kein Kontakt mit den zuständigen Gremium der Kinoförderung
aufgenommen. Es wurde keinerlei Zustimmung eingeholt. Es gibt auch keinerlei
Hinweise darauf, dass die Mittel für heuer nicht verbraucht werden.
Wenn man die Vorgeschichte der Kinoförderung kennt,
meine Damen und Herren, kann man nur beginnen, den Kopf zu schütteln. Wir haben
1999 zum ersten Mal diese Kinoförderung paktiert. Das war ein großer
Durchbruch. Es wurden drei Jahre lang je 10 Millionen S
zweckgebunden, für die Förderung der Einzelkinos, mit dem offensichtlichen
Anliegen, die Einzelkinolandschaft zu unterstützen, beschlossen. Das hat sehr
gut funktioniert. Plötzlich kam, kaum gab es eine neue sozialdemokratische
Alleinregierung, eine vorher nicht da gewesene Junktimierung seitens des
Finanzressorts, nämlich eine Junktimierung mit der Albertina. Diese wurde
kulturpolitisch vom zuständigen Ressortleiter akzeptiert und betrug
31 Millionen S. Das heißt, de facto gehen 31 Millionen S
voll zu Lasten des Kulturbudgets, meine Damen und Herren! Ich halte das
wirklich für eine verantwortungslose Budgetpolitik! (Beifall bei der ÖVP.)
Das bedeutet nichts anderes, als dass 31 Millionen S,
die vorher nicht junktimiert waren, plötzlich dem Kulturbudget abhanden
gekommen sind. Es ist mir ein Rätsel, wieso man in einer neuen Regierung die
Kinolandschaft und die gesamte Kulturlandschaft viel schlechter behandelt, da
diese 31 Millionen S ja fehlen, als das in der vorherigen
Koalitionsregierung der Fall war. Man müsste eigentlich glauben, dass sich in
einer Alleinregierung die Dinge verbessern und nicht derartig dramatisch
verschlechtern, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Jetzt kommt es aber und ich meine das schon ernst,
weil wir zurecht immer wieder von der Notwendigkeit des Film- und
Medienstandorts Wiens sprechen, wenn solche Signale hinausgehen, die heißen,
nicht mehr den Gesamtbetrag des WFF wie früher zu überweisen, wo Anfang des
Jahres die Gesamtsumme von 110 Millionen S überwiesen wurde, nämlich
erstens damit Budgetsicherheit und Planungssicherheit beim WFF besteht und
zweitens weil sie damit operieren könnten, sicher sein konnten, dass sie bei
der Veranlagung sogar noch einen kleinen Prozentsatz an Zinsen lukrieren
könnten, der zusätzlich der Filmwirtschaft zugute kommt, wenn man das schon zu
Jahresbeginn macht und damit, wie gesagt, die Sicherheit besteht, dass hier
keine Kürzungen passieren können. Zum ersten Mal in einer sozialdemokratischen
Alleinregierung wurde dieser Betrag zu Jahresbeginn nur zur Hälfte überwiesen,
mit der Zusage, dass spätestens im Herbst der zweite Teil beschlossen werden
wird. Wir haben damals 55 Millionen, in Schilling ausgedrückt,
beschlossen. Das wurde auch überwiesen. Jetzt, im September, steht der WFF aber
da und hat keine Ahnung, ob und wann der zweite Teil überwiesen werden kann.
Dieser kann wiederum nur überwiesen werden, wenn die Bindungen aufgehoben
werden, denn er ist schon zu einem Drittel ausgeräumt, meine Damen und Herren,
nämlich 1,3 Millionen EUR sind für andere Zwecke weg. Das kann man
doch nicht unwidersprochen hinnehmen!
Bei der Kinoförderung detto. Zum zweiten Mal wird
jetzt aus den Mitteln der Kinoförderung anderes budgetiert. Was ist denn das
für ein Signal in Richtung Film-, Medien- und Kinostandort Wien, meine Damen
und Herren? Das ist doch eine Umkehr von alldem, worum wir uns jahrelang bemüht
haben, nämlich dass tatsächlich die Einzelkinolandschaft in Wien überleben kann
und die Filmförderung gesichert ist, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)
Es stünde der Sozialdemokratie bei ihrer
Verantwortung für die KIBA-Geschichte und die Geschichte der Einzelkinos in
Wien gut an, sich noch einmal zu überlegen, welche Signale da in die Branche,
aber letztendlich auch in die Stadt geschickt werden. Daher sage ich:
Offenbarungseid. Im Kulturausschuss wurde signalisiert, wenn tatsächlich alle
Mittel für die Kinoförderung gebraucht werden – vergessen wir nicht, dass das
ein Gemeinderatsbeschluss ist, zweckgebunden für die Kinoförderung, der damit
verändert wird –, dann wird selbstverständlich der gesamte Betrag zur Verfügung
gestellt.
Meine
Damen und Herren, einen genau so formulierten Antrag stellen wir heute. Die
Frau Kollegin Zankl wird Verständnis dafür haben, wenn das wieder Herr Dr
Salcher tut, aber das hat seine guten Gründe, wie sie vielleicht inzwischen wissen.
Ich freue mich, dass das geschieht. Das heißt, er wird diesen Antrag wieder
nach mir stellen. Ich sage Ihnen nur kurz, worum es geht. Es geht
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