Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 102
Beispiel den Orpheus Trust angesprochen. Orpheus Trust hat 1998 400 000 S Subvention bekommen, Orpheus Trust bekommt jetzt 1 Million S. Ich sage es noch in Schilling, nicht in Euro.
Man kann natürlich sagen, noch mehr, auch richtig,
aber es hat keinen Sinn, sich hinauf zu lizitieren. Ich denke, dass Orpheus Trust
jetzt mehr Geld denn je bekommt, zu Recht, sie leisten gute Arbeit, sie
verwenden dieses Geld gut, aber man kann nicht sagen, es geht ihnen schlechter.
Sie bekommen mehr Geld denn je und sie haben eine starke Steigerung von einem
Jahr auf das andere Jahr um 40 Prozent. Das zeigt, glaube ich, doch sehr
deutlich, wie wichtig der Stadt Wien auch die Arbeit dieser Vereine ist.
Sie brauchen gar nicht weit zu gehen, um sich auch
mit einer Reihe von österreichischen Literaten auseinander zu setzen, die im Exil
waren. Ich glaube, gerade Ihnen als Literaturbegeisterte muss ich das gar nicht
sagen, dass sich nicht weit von hier - einige Meter - in der Stadtbibliothek
der Nachlass von Hochwälder, Weigl, Torberg befindet, die nicht nur ständig
bearbeitet und wissenschaftlich aufbereitet werden, sondern auch einer größeren
Zielgruppe durch Ausstellungen und vieles andere mehr näher gebracht werden.
Wie gesagt, das ist nicht weit von hier, einige Meter, zu beobachten.
Ich könnte die Liste jetzt mit der Förderung des
Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, mit dem, was im
Wissenschaftsbereich gemacht wird und mit den Wiener Vorlesungen fortsetzen.
Wie gesagt, man kann in allen Bereichen noch mehr machen, aber wir machen so
viel im Bereich der Stadt Wien wie noch nie.
Das ist richtig, es ist gut, dass wir uns gerade mit
diesem Teil unserer Geschichte auseinandersetzen. Aber Ihrer Einschätzung, dass
hier nichts passiert, der muss ich doch aufs heftigste entgegen treten. (Beifall bei der SPÖ.)
Ein Bereich in diesem Zusammenhang ist, wie ich
meine, besonders wichtig, weil er eben für die österreichische Beschäftigung
mit diesem Teil unserer Geschichte wichtig ist, aber natürlich auch für unser
internationales Ansehen, und das war unsere Beschäftigung mit der Restitution,
mit der Rückgabe von Kunstgegenständen aus Museen, Sammlungen und Bibliotheken,
wo ich glaube, dass wir gerade in den letzten Jahren einen großen Schritt
vorangekommen sind, auch unter großer Akzeptanz und Unterstützung auch betroffener
Nachkommen und Familien. Ich denke, dass das auch ein sehr wichtiger Schritt
war, den Sie, glaube ich, auch positiv zur Kenntnis nehmen sollten. Da ist der
Nachlass von Strauss-Meiszner, nur ein Beispiel, wo im Wert von
75 Millionen Schilling die restituierten Wertgegenstände auch wieder
zurückgekauft wurden, um sie nicht mehr im Bestand der Stadt Wien zu lassen,
sondern sie auch der Wiener Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.
Aber trotzdem, Sie haben Recht, die Beschäftigung mit
dieser Zeit ist wichtig, ist ein Anliegen der Stadt, aber nicht nur dieser. Ich
glaube, dass wir alle aufgerufen sind, Schulen, Einrichtungen der
Erwachsenenbildung und private Vereine auch immer wieder auf diese Themen
aufmerksam zu machen.
Ich bin beispielsweise nächste Woche zufällig in
einer Schule in der Stubenbastei, wo sich eine ganze Schule, eine ganze Reihe
von Schulklassen über mehrere Jahre mit einem Gegendenkmal zu einem
Kriegerdenkmal aus dem Ersten Weltkrieg beschäftigt hat. Ich finde, das sind
großartige Aktivitäten, wo engagierte Lehrerinnen und Lehrer, wo eine
engagierte Schulleitung, wo auch Schülerinnen und Schüler über mehrere Jahre
hinweg einen Projektunterricht machen, sich mit der Literatur
auseinandersetzen, mit dem Geschichtsunterricht auseinandersetzen und sich dann
sogar so weit finden, dass sie sogar eine Skulptur, ein Denkmal errichten, um
zu zeigen, wie sie heute zu den damaligen Zeiten stehen, aber auch wie sie
heute die Situation von Krieg und Gewalt sehen. Ich glaube, das ist wichtig,
und ich glaube, es ist unsere Aufgabe auch als politische Mandatare dieser
Stadt, dass wir immer wieder darauf hinweisen, einladen, Vorschläge machen und
die Möglichkeit nutzen, Schülerinnen und Schüler, aber auch Erwachsene mit
diesem Thema zu konfrontieren.
Ich möchte in dem Zusammenhang auf den bereits vom
Kollegen Salcher angesprochenen Umstand eingehen, dass wir uns gerade in der
letzten Zeit mit der Situation von Ehrungen und sichtbaren Auszeichnungen
beschäftigt haben, die in der Zeit des NS-Regimes vergeben worden sind. Das
bezieht sich auf Orden, aber auch auf Ehrengräber. In diesem Zusammenhang hat
es ja auch Diskussionen im Kulturausschuss und hier im Gemeinderat gegeben.
Ich möchte bei der Gelegenheit nur darauf hinweisen,
dass es bereits seit Beginn der Zweiten Republik eine ganze Reihe von
Rechtsakten gibt, die sich mit diesem Anliegen auseinandersetzen, die eine
grundlegende Distanzierung zum NS-Regime festgelegt haben und die bereits am
Beginn der Zweiten Republik festgelegt haben, dass alle diese Orden und
Auszeichnungen als ungültig zu betrachten sind. Ich zitiere hier nur im
besonderen den § 1 Abs 1 des Rechtsüberleitungsgesetzes aus dem
Jahre 1945, das eben vorsieht, dass alle nach dem 13. März 1938
erlassenen Gesetze und Verordnungen sowie alle einzelnen Bestimmungen in
solchen Rechtsvorschriften als ungültig anzusehen sind.
Es hat weiters eine auf diesem
Gesetz basierende Kundmachung der Provisorischen Stadtregierung vom
12. Juni 1945 gegeben, die die Aufhebung der Deutschen Orden,
Ehrenzeichen und Waffenabzeichen vorsieht und außer Kraft stellt.
Deshalb hat der Verfassungsdienst
der Stadt Wien auch ein Rechtsgutachten geliefert, das dazu ausführt, dass
sämtliche Ehrungen, die auf Rechtsvorschriften des Deutschen Reiches beruhen,
für den Bereich der Republik Österreich mit 8. Mai 1945 außer Kraft
gesetzt worden sind. Das hat, wie ich meine, gerade für uns in Wien eine
besondere Bedeutung, weil ja die meisten Ehrenzeichen dieser Zeit auch vom
Reichsleiter überantwortet worden sind, übergeben worden sind. Das war keine
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