Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 102
nächster Redner ist Herr GR Dr Salcher gemeldet. Ich
erteile ihm das Wort.
GR Dr Andreas Salcher
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Stadtrat!
Marie Ringler hat ja sehr ausführlich begründet,
worum es bei dem Projekt, das im WUK geplant war, bei diesem Projekt Theorema
gegangen ist, und es wäre schon sehr interessant – und darauf warte ich –, dass
dann auch ein Vertreter der SPÖ dazu Stellung nimmt, wie es zu so etwas kommt,
dass man ursprüngliche mehrmals Zusagen gibt und sie dann einfach nicht
einhält. Ich möchte jetzt nicht im Detail darauf eingehen. Die Frau Kollegin
Ringler hat das sehr, sehr ausführlich dokumentiert. Das steht auch in unserem
Beschluss- und Resolutionsantrag drinnen. Sie haben jetzt noch einmal die
Möglichkeit, sich das auch schriftlich anzuschauen, wenn Sie das nicht gehört
haben, was Frau Ringler Ihnen erzählt hat. Das ist ein wirklich ernstes Thema.
Ich bringe jetzt, wie angekündigt, den
Beschlussantrag dazu ein:
"Der Gemeinderat beschließt, dass die Stadt Wien
die bereits im Dezember 2002 mündlich und per E-Mail in Aussicht gestellt
Förderungssumme von 60 000 EUR für den zweiten und dritten Teil der
'Trilogie der Jugend', die im WUK unter der Regie von Professor Krassnig in Zusammenarbeit
mit dem Théatre National du Luxembourg durchgeführt wird, zur Verfügung
stellt."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.
Bevor ich noch die zwei anderen Anträge hier
einbringe, möchte ich zum Akt selbst etwas sagen, denn manchmal verwendet man
einen Tagesordnungspunkt, gegen den man an sich nichts hat, dazu, um Anträge
einzubringen. Ich möchte aber auch zum Tagesordnungspunkt selbst etwas sagen,
denn das war einer der skurrilsten Akte, die ich überhaupt je erlebt habe.
Ich weiß nicht, wer von Ihnen sich die Mühe gemacht
hat, diesen Akt anzuschauen. Sie werden diesem Akt nichts entnehmen können
außer der Tatsache, dass der Herr Stadtrat sich hier 50 000 EUR für
Theater genehmigen lässt, ohne uns zu sagen, was er damit im Konkreten meint.
Wir haben uns das sehr genau angeschaut, wir haben nachgefragt, wir wissen es
bis heute nicht.
Ich bin wirklich interessiert, was sich da für
strengstens geheime und irrsinnig gefährliche Dinge dahinter verbergen müssen,
dass man den Oppositionsparteien nicht sagt, was mit diesem Geld passiert. Ich
meine, 50 000 EUR sind auch wieder nicht so viel, dass damit man ein
Atomkraftwerk oder sonst irgendetwas heimlich bauen kann, sondern das ist ein
überschaubarer Betrag. Wir beschließen hier manchmal Beträge von
5 000 EUR, 7 000 EUR, 9 000 EUR. Also das
Argument mit der Abwickelbarkeit und der Flexibilität ist auch kein
schlagendes.
Ich glaube, die Oppositionsparteien sind im
Kulturbereich sehr, sehr konstruktiv, und wir haben noch nie ein vernünftiges
Theaterprojekt abgelehnt. Aber wenn man unbedingt will, dass die
Oppositionsparteien gegen so ein Projekt sind, so haben Sie es hiermit
erreicht. Wir werden heute dagegen stimmen, weil Sie uns nicht sagen, was Sie
mit dem Geld beabsichtigen.
Wir machen aber auch gleich Vorschläge – einen habe
ich schon eingebracht –, was man denn vernünftig mit dem Geld machen könnte.
Unter anderem gibt es das Projekt des Jüdischen Theaters im Nestroy-Hof, wofür
es auch ein konkretes Konzept gibt, für das aber natürlich eine Finanzierung
notwendig ist. Soweit ich dieses Konzept des Jüdischen Theaters Austria kenne,
das Herr Warren Rosenzweig hier plant, geht es darum, eben nicht nur ein
Ghettotheater zu schaffen, sondern es geht ganz im Gegenteil darum, sozusagen die
gesamte Thematik der jüdischen Diaspora entsprechend aufzuarbeiten, den Dialog
mit anderen kulturellen und ethischen Gruppen herzustellen. Ich glaube daher,
dass das ein sehr seriöses Projekt, das es sich zumindest verdienen würde,
einmal ernsthaft geprüft zu werden. Das dürfte aber bisher nicht der Fall
gewesen sein.
Es müsste aber, wie wir alle wissen, genug Geld da
sein, da wir einerseits das größte Kulturbudget der Stadt Wien aller Zeiten haben
und auf der anderen Seite Theater bereits geschlossen wurden. Mit diesen
Mitteln könnte man ein vernünftiges neues Projekt unterstützen.
Daher stelle ich folgenden Beschlussantrag:
"Der Gemeinderat fordert Kulturstadtrat Dr
Andreas Mailath-Pokorny auf, die Etablierung eines Jüdischen Theaters im
Nestroy-Hof zu unterstützen und die dafür notwendigen finanziellen Mittel
bereitzustellen."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Der dritte Bereich ist, glaube ich, auch ein nicht
ganz unwesentlicher. Hier geht es an sich um die begrüßenswerte Tatsache, dass
die interkulturelle und internationale Abteilung der Kulturabteilung der
MA 7 ihren Teil der Homepage mehrsprachig Migrantinnen und Migranten zur
Verfügung stellt. Aber interessanterweise nur in bosnischer, türkischer,
kroatischer und serbischer Sprache. Wir wissen aber, dass es gerade aus den
afrikanischen Ländern auch Migrantinnen und Migranten gibt, die zum Beispiel
nur der französischen Sprache mächtig sind. Wenn man das schon macht, dann
sollte man das wirklich konsequent machen und in einer – ich sage das ganz
ehrlich – einer internationalen Großstadt wie Wien würdigen Art und Weise.
Wir stellen hier daher den Antrag, dass zumindest in
englischer und französischer ebenfalls zu tun: "Die Informationen der
MA 7 zur Förderung interkultureller Aktivitäten, insbesondere auf der
Website, sind auch in englischer und französischer Sprache zur Verfügung zu
stellen."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. – Applaus bei der ÖVP. (Heiterkeit. – Beifall bei der ÖVP und der
GRin Mag Marie Ringler.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der
bestellte Applaus hat eingesetzt, Kollege Salcher.
Zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag STEFAN. Ich erteile es
ihm.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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