Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 102
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wieder einmal Freie Gruppen, wieder einmal
Pauschalzuweisung von Geld, vielleicht zum letzten Mal. Wir hoffen darauf.
Immerhin gibt es ja jetzt ein Gutachten, um das alles auf neue Beine zu
stellen. Wir wünschen uns sehr, dass das auch wirklich so umgesetzt wird, dass
wir mitgehen können. Es hat sehr positive Vorzeichen gegeben. Die Opposition
und somit auch wir wurden von Anfang an eingebunden, die Gespräche laufen noch.
Unter der Voraussetzung, dass unsere Ideen, die dabei eingebracht werden, und
unsere Grundsätze Berücksichtigung finden, werden wir das auch gerne mittragen.
Entscheidend wird sein, dass, wie wir das immer
wieder betonen, auch die Theater darauf zu achten haben, dass es ein Publikum
geben muss. Es gibt auch dort so etwas wie Angebot und Nachfrage, und eine
gewisse Berücksichtigung dessen muss es jedenfalls geben, denn oft erscheint es
schon so, als ob es sich die Theater heutzutage leisten könnten, Besucherzahlen
als irrelevant zu bezeichnen. Wenn das Publikum ausbleibt, dann ist das nur ein
Zeichen dafür, dass offenbar die unduldsamen Spießer noch nicht weit genug
erzogen sind, dass sie ins Theater gehen, aber man zieht nicht den Schluss
daraus, dass es vielleicht auch nicht interessant genug und gut genug ist,
damit Publikum erscheint.
Auch ein bisschen unerfreulich ist immer wieder, dass
gerade Theaterleute, die verständlicherweise ihre Unabhängigkeit pflegen und
auch nach vorne tragen, sich gerne in Fänge der öffentlichen Hand begeben und
mit der Beschwörung, dass die Kultur das Wichtigste ist und dass wir eine
Kulturstadt sind, auch wiederum die öffentliche Hand unter Druck setzen. Das
Problem ist nur, dass diese öffentliche Hand dann die Theaterleute davor
bewahrt, einmal festzustellen, ob sie überhaupt Überlebenschancen haben. Das
heißt, sie suchen die Lohnabhängigkeit unter dem Schein der Freiheit und fühlen
sich dann in dieser Scheinwelt wohl.
All das sollte Berücksichtigung finden in einem
Theaterkonzept, das in erster Linie die Freien Gruppen umfasst, aber die ganze
Theaterlandschaft verändern könnte.
Unter diesen Umständen, wo dann sicherlich auch der
Mut zur Selektion vorhanden wäre, das Gießkannenprinzip vermindert wäre,
könnten wir das mittragen. – Soweit zum gegenständlichen Antrag.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir, einen Antrag,
den ich bereits einmal eingebracht habe – vielleicht ist er auch schon öfter
eingebracht worden –, in etwas abgeänderter Form einzubringen. Wir versuchen es
noch einmal.
Eine unbefriedigende Situation ist es, dass der
Opposition überhaupt nicht zugänglich ist, welche Anträge oder
Subventionsansuchen überhaupt an den Magistrat herangetragen werden. Es gibt
eine Vorselektion in der MA 7. Dort wird von den Beamten in Zusammenarbeit
mit dem Stadtrat selektiert, welche Ansuchen überhaupt an den
Gemeinderatsausschuss weitergeleitet werden. Über die dürfen wir dann befinden,
über die sind wir dann informiert, die werden dann in der Regel auch mit den
Stimmen der Mehrheitsfraktion abgestimmt. Das ist dann nicht mehr spannend.
Aber was wirklich herangetragen wird, welche Vielfalt, was möglicherweise
wieder zurückgewiesen wird, nicht bearbeitet wird oder wie auch immer, sehen
wir nie.
Daher stellt die FPÖ-Fraktion folgenden
Beschlussantrag:
"Um die Prüfung einer gerechten und effizienten
Verteilung von Steuermitteln zu ermöglichen, ist den Mitgliedern des
Kulturausschusses zweimal im Jahr ein schriftlicher Bericht über jene
Subventionsanträge an die MA 7, die nicht in den Ausschuss gelangen,
vorzulegen."
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrages an den Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft beantragt. (Beifall
bei der FPÖ.)
In diesem Sinne hoffen wir auf ein gutes Gelingen
dieser Arbeit im Zusammenhang mit der Erneuerung der Freien Gruppen, und wir
hoffen, dass wir in Zukunft derartige Anträge erstens nicht mehr sehen und dann
der Subvention auch im Theaterbereich wieder zustimmen können. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau GRin Zankl. Ich erteile es ihr.
GRin Inge Zankl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Sogar der Kollege Stefan
ist positiv davon überzeugt, dass die Theaterreform greifen wird. Ich würde Ihn
nur an dieser Stelle bitten, auch in seiner Fraktion noch Überzeugungsarbeit zu
leisten, denn vorgestern – wer genau aufgepasst hat, weiß das – hat Kollege
Strache kulturelle Aktivitäten gegen soziale Aktivitäten aufgerechnet, und das
ist etwas, was wir in dieser Stadt wirklich nicht wollen. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Antrag der FPÖ möchte ich sagen, dass ich diesen
Antrag meiner Fraktion zur Ablehnung empfehle, denn wenn man die Stadtverfassung
studiert, steht drinnen: Die Geschäfte hat der Magistrat zu besorgen. Der
Gemeinderat hat keine Prüfungs- und Entscheidungskompetenzen. Wir geben nur die
politische Linie vor, aber die Arbeit haben die Beamten zu leisten. Erstens
wären wir, denke ich, zeitlich überfordert – dafür gibt es eben Beamte –,
zweitens wäre es mir, wenn ich ein Projekt einreiche und das abgelehnt wird,
persönlich gar nicht recht, wenn dann das Projekt zerpflückt wird und das
womöglich in die Zeitungen geht. Da ist es besser, dass die Öffentlichkeit von
den abgelehnten Anträgen gar nicht so viel erfährt. Das ist für die Qualität,
glaube ich, besser.
Zu den Anträgen des Kollegen
Salcher, der anscheinend ziemlich isoliert ist in seiner Fraktion, wenn er
schon um Applaus bitten muss. (GR Dr
Matthias Tschirf: Das ist so selbstverständlich!) Wenn es
selbstverständlich wäre, dann würden Sie ja applaudieren. Aber es ist mir etwas
anderes aufgefallen. Er hat anscheinend über die Ferien viel Zeit gehabt, im
stillen Kämmerlein Anträge
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