Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 102
Wort gemeldet ist Herr GR Kenesei. Ich erteile es
ihm.
GR Günther Kenesei (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Plandokument 22. Bezirk, Breitenleer Straße, An
der Neurisse, Mittelfeldweg, Ziegelhofstraße. Das ist ein Stückerl weiter
draußen aus dem urbanen Stadtgebiet, sage ich jetzt einmal. Wenn man sich die
vorgeschlagene Widmung ansieht, sieht man auf den ersten Blick, dass das
offensichtlich ein Projekt ist, das so im Sprachgebrauch "Neue
Siedlerbewegung" heißt. Das Einzige, was dabei wahrlich ein Problem
darstellt, ist, wenn man sich die Entstehung dieses Plandokuments und vor allem
die Stellungnahmen verschiedener Dienststellen dazu anschaut, nämlich schon im
Gründruck-Verfahren, also noch lange, bevor da tatsächlich dann etwas passiert,
zu einem Zeitpunkt, da die Dienststellen intern noch diskutieren und sich
anschauen, ob das wirklich eine gescheite Idee ist, was dort passieren soll.
Man muss wissen, dieses Plangebiet ist zum
überwiegenden Teil eine wiederbefüllte Kiesgrube. Dazu gibt es eine
Stellungnahme der MA 29, in der ist nachzulesen: "Quer durch das
Plangebiet parallel zur Ziegelhofstraße verläuft ein zirka 60 Meter
breiter Grundsteifen, auf dem sich eine wiederbefüllte Kiesgrube befindet. Die
Fläche scheint in der Altlastenkarte als Deponie unbekannten Inhalts auf. Es
ist im gegenständlichen Bereich mit entsprechenden Anschüttungen zu rechnen,
die einen höheren Fundierungsaufwand und ein höheres Maß an bautechnischen
Kenntnissen, als dies normalerweise bei Kleingarten- beziehungsweise
Gartensiedlungshäusern notwendig ist, erfordern. Eine Bebauung ist zwar
grundsätzlich möglich, es wird jedoch vorgeschlagen, die Baulandausweisung in
Richtung Sww zu überdenken."
Jetzt sollten wir an und für sich aus der Geschichte
von solchen wiederbefüllten Gruben gelernt haben. Eines der jüngsten Beispiele,
wo die Häuser ganz langsam zu versinken begonnen haben und sich dann Deponiegas
in den Leitungen der Häuser befunden hat, war im Bereich der Löwygrube im
10. Bezirk. Dort wurde dann eine ganze Kleingartenanlage geschliffen und
gesperrt, Ersatzgrundstücke mussten gefunden werden, hohe Ablösezahlungen an
die betroffenen Kleingärtner wurden erlegt, weil man ihnen, bevor sie das
Grundstück übernommen haben, nicht gesagt hat, auf welchem Untergrund sie dort
tatsächlich bauen.
Jetzt gibt es ein Plandokument, das sich mit einer
wiederbefüllten Kiesgrube beschäftigt, und dort soll eine Siedlerbewegung
entstehen. Nun, ich bin sehr dafür, dass man denjenigen, denen man dort dann
ein Grundstück anbietet, gleich einmal einen Kurs in Bohr- und Miniertechnik
mitfinanziert, damit die wissen, wie sie mit diesem losen geschütteten
Untergrund unter ihrem Grundstück umgehen sollen in Zukunft, noch dazu, wo sich
die Dienststelle, die es wissen müsste – und ich gehe davon aus, dass sie es
weiß –, nämlich die MA 29, die sich damit beschäftigt, bei diesem
Gründruck und in den nachfolgenden Gesprächen, aber auch beim
Rotdruck-Verfahren massiv zu Wort gemeldet und gesagt hat: Achtung!
Wiederbefüllte Kiesgrube, Deponie unbekannten Inhalts. Es ist damit zu rechnen,
dass bei einer Bebauung ein höherer Fundierungsaufwand und ein höheres Maß an
bautechnischen Kenntnissen vonnöten ist.
Jetzt wissen wir aber, dass gerade bei Kleingärten,
aber auch bei Gartensiedlungen sehr, sehr viele dieser Grundstückseigentümer,
der Kleingärtner und der Häuselbauer selbst Hand anlegen, zumindest
mitarbeiten, mithelfen. Sie bedienen sich an sich konzessionierter Betriebe
beim Ausheben und beim Betonieren des Kellers, aber ab dann wird schon sehr viel
in Eigenregie gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass den Leuten dort dann
mitgeteilt wird: Leute, Vorsicht, wenn ihr zu bauen beginnt! Ihr müsst mit den
doppelten oder dreifachen Kosten rechnen, wenn ihr den Keller aushebt, denn ihr
seid in einem losen Schüttmaterial auf einer Deponie unbekannten Inhalts, und
es kann euch passieren, dass irgendwann einmal ein Methangasaustritt ist, weil
wir nicht ganz genau wissen, was drinnen ist in dieser Deponie.
All diese Bedenken wurden bei dieser Flächenwidmung
beiseite geschoben. Ich weiß nicht, mit welcher Begründung und warum. Es ist
nur gestanden: "Die MA 21 dankt für die Information. Da eine Bebauung
grundsätzlich möglich ist, sollte das Gestaltungskonzept im Wesentlichen
beibehalten werden." – Das war die Stellungnahme der MA 21, und diese
hat sich auch im Rotdruck widergespiegelt. Genau dort, wo die MA 29 gesagt
hat, Achtung, dieser Streifen ist eine wiederbefüllte Deponie, haben wir jetzt
die Widmung. Ich bin schon neugierig, was passiert, wenn es dort einen
erwischt, wenn das nicht passt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einen
Sinn macht.
Aber es geht noch weiter: MA 18 – das sind die,
die immer besonders sekkant sind, das ist diese komische Abteilung, die immer
irgendwas zum Aussetzen hat bei diesen Flächenwidmungen. Kaum macht die
MA 21 einen Superplan, schon ist die MA 18 da und sagt: Nein, so
könnt ihr das nicht machen. So auch dieses Mal. Man könnte sie als Don
Quichotte der Stadtplanung bezeichnen, denn die kämpfen wirklich gegen Windmühlen,
und auch in diesem Fall ist ihrem Einwand nicht Folge geleistet worden.
"Das gesamte Plangebiet
südlich der Pichlgasse ist Teil des Grüngürtels beziehungsweise des
1 000-Hektar-Programms." – Allein der Satz müsste reichen, dass ich
sage: Stopp! Halt! Blöde Geschichte, können wir nicht machen. Der
1 000-Hektar-Plan wurde mit großer Glorie hier herinnen verabschiedet, da
gibt es einen mehrheitlichen Beschluss: Ja, das wollen wir! Und jetzt fängt es
wieder an. Da wird da ein bisschen geknabbert, da wird dort ein bisschen
geknabbert. Das wird eh eine Gartensiedlung, also eigentlich ist es eh grün.
Eigentlich. Nicht ganz, weil halt der öffentliche Zugang nur mäßig zur
Verfügung steht. Die Leute, die dann dort ein Grundstück haben, werden es
nämlich nicht besonders gerne haben, wenn du plötzlich vor ihrem Garten
auftauchst, eine
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