Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 102
Stimmen der Grünen
und der ÖVP, angenommen. (GR Franz Ekkamp: Wenig war das! Wenig Grüne! – GR Godwin Schuster: Und nur vier
Stimmen der ÖVP.)
Es gelangt Postnummer 46 als Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft das Plandokument 6598K2 im 23. Bezirk, KatG Inzersdorf.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn Dipl Ing
Al-Rawi, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich bitte um Zustimmung zu dem vorliegenden Akt.
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Kenesei. Ich erteile es
ihm.
GR Günter Kenesei
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Stadtrat!
Dieses Plandokument 6598 – vielleicht werden sich
einige, die schon länger hier herinnen sind, noch daran erinnern – war schon
einmal Ausgangspunkt für eine noch nach der alten Geschäftsordnung etwas
längeren Rede von meiner Seite. (GR Franz
Ekkamp: Fünf Stunden!) Es hat damals 5 Stunden und 16 Minuten
gedauert. (GR Johann Driemer: Zum
Leidwesen des Berichterstatters!) Zum Leidwesen des Berichterstatters, also
er kann sich auch noch erinnern. Die neue gibt ja jetzt 20 Minuten vor, an
der Qualität des Plandokuments hat sich aber leider all die Jahre hindurch und
auch nach einer fünfeinviertelstündigen Rede nichts geändert.
Was ist in der Zwischenzeit, seit diesem doch für
viele historischen Zeitpunkt – das war der erste Schritt für die B301-Widmung
und so weiter – passiert? Wir haben den Flächenwidmungsskandal gehabt in
jüngster Vergangenheit, sehr viele Versprechungen von neuen Stadträten, sich
mehr mit den Bedürfnissen der Bevölkerung auseinander zu setzen, wir haben
Zusagen gehört, wir haben Eingeständnisse gehört, dass sich alles bessern wird
und alles schöner wird.
Im Februar 1997 ist unter anderem das
Postverteilzentrum mitgewidmet worden in diesem Gebiet mit diesem ersten Stück
der Abfahrt der Verkehrsfläche, die damals noch B301 geheißen hat. Gelautet hat
das Ganze damals so: "Unter Berücksichtigung der Ausbildung einer neuen
Stadtkante soll die Gebäudehöhe mit Bauklasse I und II festgesetzt werden,
um entsprechend der lockeren Topographie von Süden kommend die freie Sichtbeziehung
auf die natürliche Stadtkante des Wienerberges und Laaerberges zu
gewährleisten."
Dann hat sich das ein bisschen geändert. Im Februar
2000 hat es dann den Entwurf 1 gegeben, da hat das Plandokument dann 6598K
geheißen. Da war von den Sichtbeziehungen und der freien natürlichen Stadtkante
keine Rede mehr, sondern da hat es geheißen: "Nach nun erfolgter
Grundstückstransaktion und den vorliegenden Projektplänen soll auch im Hinblick
auf einen kurzfristig in Aussicht genommen Baubeginn ..." – nämlich
für das Postverteilzentrum – "... die notwendigen widmungsrechtlichen
Änderungen bedürfen lediglich geringfügiger Modifikationen entsprechend dem
tatsächlichen Grundbesitz".
Es ist nämlich darum gegangen, dass der
Wirtschaftsförderungsfonds in diesem Bereich landwirtschaftliche Flächen,
Ackerland, in großem Ausmaß zu weit überhöhten Preisen angekauft hat. Es sind
dort Preise bezahlt worden in der Größenordnung zwischen – noch in Schillingen
– 1 000 und 1 500 S für Ackerland. Und das mit der Sichtbeziehung
hat dann auch nicht mehr so hingehaut, denn bei der Bauhöhe sind aus den
maximal 12 Metern dann maximal 21 Meter geworden. Auch die Kubatur
hat sich insgesamt um einiges verändert, denn vom Februar 1997 bis zum Februar
2000 hat es eine Veränderung des Bauvolumens in einer Größenordnung von
366 000 Kubikmetern gegeben. Das ist eine Größenordnung, die rund 700
Einfamilienhäusern entspricht, die sich da bei dieser unwesentlichen
Veränderung dieses Plangebietes ergeben hat.
Das Ganze spielt sich in einem doch eher sensiblen
Bereich der Stadtgrenze im Süden von Wien ab, wo sowohl Grünland auf der einen
Seite als auch Wohnbebauung und Industrie auf der anderen Seite aufeinander
treffen.
Im November 2001 gab es einen Vorentwurf des
Plandokuments 6598K2 – das ist also jetzt die vierte Abänderung zum
ursprünglichen Plan –, und im Bericht wird darauf hingewiesen, dass es ohnehin
schon Änderungen gegeben hat und dass jetzt, nach erfolgter
Grundstückstransaktion, die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.
Weiters soll im Hinblick auf die Errichtung des geplanten Postpaketzentrums,
das jetzt einmal neu ins Spiel gebracht wird, in diesem Bereich die maximale
Bebaubarkeit auf 60 Prozent der Grundstücksfläche festgelegt werden, und
es gibt – wie in so vielen Plandokumenten, die wir auch beim
Flächenwidmungsskandal bearbeitet haben – keine Erklärung und keinen Hinweis
über die Bauklassenänderung von der Bauklasse I auf die
Bauklasse III.
Jetzt fragen sich natürlich sehr viele, ob man das
ursprünglich nicht gewusst hat, als das Postverteilzentrum errichtet wurde. Ich
sag Ihnen: Oja, man hat es schon gewusst. Man hat geglaubt, dass man mit diesem
Postverteilzentrum, mit diesem Briefverteilzentrum Fakten schaffen kann, die
einerseits die Grundstückseigentümer in diesem Gebiet in eine Situation
bringen, aus der die schwer herauskönnen, denn wenn es ein Angebot von
1 000 bis 1 500 S für einen Quadratmeter Grund gibt, der an und
für sich nur 200, 300 S wert ist, dann wird schon der eine oder andere
schwach werden – und das ist ja auch der Fall gewesen –, und man hat Fakten
geschaffen, dass man der Bevölkerung, die dort an der Laxenburger Straße bis in
den Bereich Innerfavoriten Anrainer ist, nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.
Man hat den Leuten mitgeteilt, das wird alles geregelt mit der Post, die Zu-
und Abfahrtswege werden sich ausschließlich über die Vorarlberger Allee
bewegen, dieses Briefverteilzentrum wird so gut wie nicht spürbar sein.
Und plötzlich kommt jetzt über die
Hintertür ein Paketzentrum, das zwar von Anfang an immer geplant war, aber erst
als zweiter Realisierungsschritt nach Errichtung
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