Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 102
dort hochrangiges Wohnen hin für eine Bevölkerung,
die es sich leisten kann. Ob das die Klientel der GRÜNEN ist? Es scheint so zu
sein. Es ist sicher nicht die Klientel einer sozialdemokratischen Stadtpolitik.
(GR Mag Christoph Chorherr: Sie leben lieber in einer Lärmhölle! Super!)
Man kann Maßnahmen gegen den Lärm setzen, da wäre ich bei Ihnen, aber mit einer
Überplattung, um dort auf die Platte teure Wohnungen zu bauen, kann ich mich
nicht einverstanden erklären. (Beifall bei der SPÖ. – GR Christoph Chorherr:
Na, was wollen Sie machen? Wollen Sie eine Platte in der Luft machen, die dann
so irgendwo schwebt?)
Ich komme jetzt wieder ein bisschen zurück. Wie
wichtig die Messe für Wien ist, das hat der gerade vor wenigen Tagen
abgehaltene Kardiologenkongress gezeigt. Mit fast 40 000 Besuchern
konnte Wien und damit natürlich auch die Leopoldstadt doch etliche
wirtschaftliche Akzente spüren, es gab wesentliche wirtschaftliche Vorteile,
und – da, Kollege Wagner, bin ich mit Ihnen nicht einer Meinung – gerade dieser
Kongress hat gezeigt, dass das Verkehrskonzept, obwohl die U-Bahn noch nicht in
Betrieb ist, funktioniert hat. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, so wenig
Reklamationen und Beschwerden aus der Bevölkerung wie bei diesem Kongress würde
ich mir bei jedem Fußballmatch wünschen. Also das hat gezeigt, dass Konzepte,
wenn sie entsprechend ernst genommen werden, auch einen Vorteil, einen
wesentlichen Vorteil für die Bevölkerung bringen.
Erlauben Sie mir, auch ein bisschen etwas zur
Arbeitsweise des derzeitigen Stadtrates zu sagen. Wir haben jetzt so in etwa
Halbzeitbilanz, und wir haben – ich weiß nicht, ob Ihnen das aufgefallen ist,
ich habe jetzt nachgeschaut – in seiner Amtszeit, die erst zweieinhalb Jahre
dauert, sieben Stadtentwicklungsarbeitsausschüsse gehabt – denken Sie nach, wie
viele es vorher insgesamt gegeben hat; also in dieser kurzen Amtszeit sieben –
und auch fünf Sitzungen der Stadtentwicklungskommission. Das heißt, er geht in
eine breite Öffentlichkeit, er versucht, mit allen zu diskutieren, und er versucht,
alle Ideen einzubringen.
Wenn wir auf diese Stadtentwicklungsarbeitsausschüsse
eingehen, kann ich Ihnen nur sagen, was alles in dieser Halbzeit, bei der diese
Periode in etwa angelangt ist, geschehen ist. Wenn Sie nachdenken, werden Sie
draufkommen, dass wir nicht nur dieses Leitkonzept, das heute zur
Beschlussfassung vorliegt, dort zur Diskussion hatten, sondern dass wir in der
Zwischenzeit auch das Wiener Hochhauskonzept gemacht haben, Ideen für den
"Mehrwert Simmering" und die Aspanggründe entwickelt haben und und
und. Da könnte ich noch einiges nennen, was wir bereits diskutiert haben.
Aber auch – das ist ja heute in der Fragestunde schon
entsprechende erörtert worden – der Wiener Verkehrsmasterplan hat mit reger
Anteilnahme und mit reger Diskussion entsprechend Aufnahme und Widerhall
gefunden, und ich glaube, wenn wir auch diesen dann in Kürze beschließen
werden, ist wieder ein Meilenstein für die Geschichte der Stadtentwicklung in
dieser Stadt gesetzt.
Eines muss ich allerdings abschließend noch sagen,
das kann ich mir als Leopoldstädter Mandatar in keinster Weise verkneifen. Ich
meine jenes Jo-Jo-Spiel, das derzeit durch die Österreichischen Bundesbahnen
und letztendlich durch die österreichische Bundesregierung um den Bahnhof Wien
Nord gespielt wird. Immer wieder heißt es, jetzt wird das angegangen, wir
hören, die Pachtverträge wurden aufgekündigt, doch dann plötzlich gibt es
Schreiben an die Pächter, es wird wieder um ein Jahr verschoben, und so weiter,
also eine never ending story.
Ich muss ganz offen sagen, dieser Bahnhof Wien Nord,
der ja derzeit eher den Charme eines Bahnhofes in Osteuropa hat – er stammt
eben aus dem Ende der fünfziger Jahre und wurde Anfang der sechziger Jahre
eröffnet –, bietet sicherlich nicht das städtebauliche Bild, das wir uns in
Wien wünschen.
Wenn die Europameisterschaft 2008 in Wien stattfinden
wird, werden wir mit Hilfe auch dieses Leitbildes eine Strukturierung in dieser
Gegend haben, die eine entsprechend moderne, aufstrebende, wirtschaftlich
wichtige Stadt zeigen wird, die allerdings beim Bahnhof Wien Nord endet. Sollte
jemand dort aussteigen, wird er leider noch immer den Charme aus Osteuropa
spüren. Das kann zwar etwas nostalgisch sein, ich bin aber nicht sicher, ob das
einer Stadt, die sonst in anderen Punkten, was die Stadtentwicklung betrifft,
fortschrittlich agiert und entsprechend demokratisch vorgeht, zuträglich ist.
In diesem Sinne ersuche ich Sie, diesem vorgelegten
Leitprojekt zuzustimmen.
Für mich ist es nur ganz interessant, einen
kompletten Wandel zu erleben. Die Österreichischen Volkspartei hat im Bezirk
aktiv mitgearbeitet und das Leitprojekt mitbeschlossen. Wenn es hierher geht in
den Gemeinderat, scheinen die Weisungen von woanders zu kommen, und plötzlich
kann man sich nicht mehr erinnern.
Ganz interessant ist auch eine Aussage des Kollegen
Chorherr, die ich mir hinter die Ohren schreiben werde. Kollege Chorherr, Ihre Grünen im Bezirk waren dagegen, denn es
kann ja nicht sein, dass überhaupt ein Hochhaus entsteht, doch Sie haben heute
von dieser Stelle aus gesagt, Sie haben nichts gegen Hochhäuser. (GR Franz Ekkamp: Da schau her! – GR Mag
Christoph Chorherr: Ja, aber an welchem Standort!) In diesem Sinne werde
ich Sie sicher gerne ab und zu zitieren. (GR
Mag Christoph Chorherr: Es kommt auf den Standort an!)
Ich bedanke mit für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter verzichtet auf den
Schlusswort.
Wir kommen zur Abstimmung. Ein Gegen- oder
Abänderungsantrag wurde nicht gestellt.
Ich bitte jene Damen und Herren
des Gemeinderates, die dem Antrag des Berichtserstatters zustimmen wollen, die
Hand zu heben. – Dies ist mehrstimmig, ohne die
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