Gemeinderat,
33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 102
nicht, weil wir für den Transport von reinstem Quellwasser nach Wien keinerlei Pumpenergie verwenden müssen. Es wäre ökologisch insgesamt kein Vorteil, zusätzliche Energie für Brauchwasser aufzuwenden, denn Brauchwasser ist auch Wasser, das hohe Qualität aufweisen muss. Das heißt, man müsste zusätzliche Energie dafür verwenden, um Wasser aufzubereiten, zusätzliche Energie dafür verwenden, um Wasser in die entsprechenden Systeme zu pumpen. Wir gewinnen Energie beim Transport von den Quellschutzwäldern nach Wien, und das ist insgesamt die ökologisch sinnvolle Lösung.
Wasser sparen ja - und diese Maßnahmen kennen wir im
eigenen Bereich: moderne Waschmaschinen, moderne Systeme bei den Wasserleitungssystemen
und vor allem - und das steht ja im Vordergrund - moderne Leitungssysteme. Acht
Prozent Wasserverlust - das ist einzigartig für Europa, und das heißt Wasser
sparen auf höchstem Niveau!
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Vierte
Zusatzfrage: Frau GRin Zankl, bitte.
GRin Inge Zankl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Ein Grundsatz der Bewertungskriterien war
seinerzeit die Einbindung von örtlichen Arbeitskräften. Hat man da schon
Erfahrung? Welche Vorteile ergeben sich für die Region und auch für die
Bewirtschaftung unserer Quellenwälder?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Ich habe
schon über die Wiener Wassercharta berichtet, zu der wir uns ja allgemein
bekennen. Ein Punkt davon ist, dass Wasserschutz, Wasserqualität mit der
Sicherung von Arbeitsplätzen einhergeht, denn Umweltschutz schafft nun einmal
Arbeitsplätze. Hier haben wir diesem Grundsatz auch zur Verwirklichung
verholfen.
Wir haben ein klares Betriebsziel und wir brauchen
qualifizierte Mitarbeiter vor Ort, die Sachkenntnisse haben, die Ortskenntnisse
haben. Hier geht es um eine regionale Verbundenheit unserer Mitarbeiter. Wir
kennen ja vor allem auch die Probleme, die im heißen Sommer im Zusammenhang mit
Brandgefahr, mit Brandstiftungen bestehen. Es muss daher jederzeit,
24 Stunden am Tag, eine Aufsicht innerhalb des Gebietes der
Quellschutzwälder gegeben sein, damit große Katastrophen verhindert werden
können. Diese Aufsicht wird durch qualifiziertes Personal aus der Region
sichergestellt. Diese Arbeitsplätze sind, mit der Wasserversorgung für Wien,
nachhaltig gesichert. Insgesamt werden laut Schätzungen rund 650 Personen
innerhalb unserer Region der Quellschutzwälder beschäftigt, wenn man die
indirekt abhängigen Arbeitsplätze dazurechnet. Insgesamt werden für die
Wasserversorgung rund 130 Millionen EUR jährlich aufgewendet; rund 15
bis 18 Millionen EUR fließen in die Region für die
Quellschutzmaßnahmen. Und damit ist sichergestellt: Umweltschutz schafft
Arbeitsplätze!
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. Somit ist die Fragestunde abgeschlossen.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Grüne Klub im Rathaus hat eine Aktuelle Stunde
zum Thema "Sozialabbau in Wien - Jährlich werden 3 000 Menschen aus
Gemeindewohnungen delogiert" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39
Abs. 2 ordnungsgemäß beantragt.
Ich ersuche nun die Erstrednerin, Frau GRin Jerusalem,
die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich anmerken darf, dass die Redezeit mit
10 Minuten begrenzt ist.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Wir möchten heute noch einmal über Sozialabbau
sprechen. Es werden in Wien jährlich - oder sagen wir es konkret: es wurden in
Wien im Jahr 2002 ungefähr 3 000 Menschen aus Gemeindewohnungen
delogiert. Die Zahlen der Delogierungen sind seit 1997 kontinuierlich gestiegen
und werden aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch im Jahr 2003 weiter
steigen. Das hat zum einen natürlich mit der Ausgliederung von Wiener Wohnen zu
tun, wo ja nunmehr die Aufgabe, wirtschaftlich zu agieren, an erster Stelle
steht und erst an zweiter Stelle sozial gedacht wird.
Jetzt weiß ich schon - und ich sage das jetzt noch
einmal -: Selbstverständlich hat das mit den Sozialabbaumaßnahmen des Bundes zu
tun, denn dort wird mehr Armut geschaffen, es gibt sehr viele Menschen, die
arbeitslos geworden sind, und Sozialabbau findet im Bund statt.
Jetzt sind aber wir der Meinung, dass man genau
diesem Sozialabbau etwas entgegensetzen sollte, einen Kontrapunkt setzen sollte
- und nicht ins selbe Horn stoßen sollte. Das heißt, Wien sollte sagen: Die
Menschen haben weniger Geld, können ihre Wohnungen weniger gut bezahlen, und
wir helfen ihnen dabei, diese Wohnungen auch tatsächlich behalten zu können.
Ich möchte Ihnen jetzt in dieser Aktuellen Stunde in
aller Ruhe - und ich glaube, mit Herrn StR Faymann wird das auch gut gelingen -
sagen, warum Delogieren sozialpolitisch kontraproduktiv ist - ich nehme an,
dass wir da ja durchaus einer Meinung sind -, warum aber das Delogieren vor
allem auch maximal unwirtschaftlich für die Stadt ist, weil es teurer ist, als
Delogierungsprävention zu betreiben - achtmal teurer, als in die
Delogierungsprävention zu investieren!
Jetzt weiß ich schon, dass das ein Problem der
Ressorts ist, denn Wiener Wohnen spart durch das Delogieren, aber bei der
MA 12 laufen die enormen Kosten für das Delogieren an. Es kann doch nicht
so sein, dass jede Stadträtin und jeder Stadtrat nur für sich
ressorteigentümlich denkt und auf der anderen Seite enorme Kosten verursacht! -
Darüber möchte ich mit Ihnen reden.
Zunächst einmal zum
Sozialpolitischen: Delogieren, Obdachlosigkeit verursacht unendliches Leid! Das
ist psychisch und physisch maximal belastend für die Menschen, die davon
betroffen sind. Das Zynischste an der Sache ist ja, dass dann immer, auch in
Ihren Antworten,
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