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Gemeinderat, 32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 63

 

Herr Kollege, jetzt können Sie aufzeigen oder meine Kollegen von der Sozialdemokratie, zeigen Sie auf und sagen Sie: Ich will in so einem Pflegeheim sein, wo ich zwei Stunden angekackt im Rollstuhl sitzen muss oder wo aus den Zimmern Urin und Kot nicht ausgeleert werden und die Luft verpesten, wo man im 6er-Zimmer am Tisch isst und daneben einer am Topf sitzt und dem vor meinen Augen der Hintern ausgewischt wird während ich esse, weil der Plastikvorhang zu klein ist um den Rollstuhl hinter den Plastikvorhang schieben zu können, damit man ihm dort hinten den Hintern auswischen könnte. Da sagen Sie, ich war nicht im Pflegeheim Baumgarten! Ich war nicht dort! Nein, nein, solche Zwischenrufe und die Schuld immer auf die einzelnen Pfleger, auf das kleine Personal abschieben - das ist die Methode! Aber diese Methode werden wir Ihnen nicht durchgehen lassen! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Sie, meine Herrschaften von der Sozialdemokratie, haben mit allen vorangegangenen sozialistischen Stadtregierungen diesen personellen, finanziellen und vor allem auch baulichen Zustand seit 60 Jahren herbeigeführt!

 

Wir Freiheitliche werden es nicht zulassen, dass unsere Alten in diesen Pflegeheimen verkommen!

 

Treten Sie ab, Frau Gesundheitsstadträtin! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet und wir kehren zurück.

 

Wir haben noch zwei Wortmeldungen offen und zwar aus der Besprechung der Mitteilung.

 

Als nächster ist Herr Kollege Hundstorfer gemeldet. Ich bitte ihn um seine Ausführungen.

 

GR Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Wenn man der heutigen Debatte zugehört hat, dann hat man den Eindruck, man müsste glauben, wir sperren unsere Alten weg, wir schauen nicht hin was passiert, uns sind unsere alten Mitbürgerinnen und Mitbürger vollkommen egal. Sie wissen ganz genau, dass das Gegenteil der Fall ist.!

 

Sie wissen ganz genau, dass wir uns tagtäglich und nicht immer perfekt bemühen - das ist gar keine Frage, weil es sonst gewisse Prüfberichte nicht geben würde, aber wir bemühen uns tagtäglich -, die Tausenden Bürgerinnen und Bürger, die in diesen Einrichtungen leben, ganz einfach auf höchstmöglichem Niveau zu pflegen und auf höchstmöglichem Niveau zu betreuen. Wenn Sie sich gestern zum Beispiel den „REPORT“ angesehen hätten und beim Beitrag über die Demenzstation im Geriatriezentrum Wienerwald genau zugehört und genau geschaut hätten, dann würden Sie wissen, was dies in einem gespinnten Stadium einer Erkrankung auch bedeutet. Und es ist halt Journalismus, nach einem Interview mit einer Primarärztin auf einer Demenzstation – die Frau Dr Seidl, der ich ihre Verdienste als Pflegedirektorin des Rudolfinerhauses überhaupt nicht schmälern möchte, sie ist eine Pionierin, gar keine Frage - hier zwei Dinge zu vermischen. Es ist halt Journalismus, zu vermischen die Betreuung von Demenzpatienten, wo es ganz einfach Menschen gibt, die halt einen Wandertrieb haben, ob wir wollen oder nicht, wo wir diesen Wandertrieb nicht unterbinden wollen und wo wir diesen Menschen die Möglichkeit geben wollen, dort in ihrer Privatkleidung ganz einfach zu leben. Wir wollen sie nicht wegsperren. Wir wollen sie nicht wegschicken, sondern wir wollen diese Menschen dort pflegen.

 

Und eines ist auch ganz klar, ich möchte das noch einmal betonen: Es können Fehler passieren, es werden Fehler passieren und ich stehe hier überhaupt nicht an, mich auch zu entschuldigen. Das ist gar keine Frage. Es ist auch ganz klar, dass wir tagtäglich daran arbeiten müssen, dass diese Fehler vermieden werden. Es ist auch ganz klar und hier gibt es ja viele Beweise dafür: Wir haben natürlich eine schwierige Personalsituation, wir haben natürlich nicht die Glückseligkeit, aber während wir hier zum Beispiel gesessen sind, habe ich mich mit einem ehemaligen ärztlicher Leiter auch einer Pensionisteneinrichtung unterhalten, der sich heute hier die Debatte angehört hat und die haben zum Beispiel das gleiche Problem wie wir: Trotz bester Bezahlung sagt das Pflegepersonal nach einer gewissen Zeit: "Danke, das war es." Ich werde dann auch noch darauf zurückkommen, wie Sie mit Ihrer Politik der letzten Tage diese Zeit bei etlichen verkürzt haben, Herr Dr Serles!

 

Ich hatte das Vergnügen, mit einigen hier oben Anwesenden bei Mitarbeitern zu sein, erwachsenen Menschen, die Mitbürger unserer Stadt sind, die mir erklären: „Jetzt bin ich hier zehn Jahre gewesen und nach dieser Medienberichterstattung und nach dieser Kampagne, die von vielen ausgenützt wird, habe ich Nervenzusammenbrüche und ich steige aus diesem System aus.“ (GR Dr Wilfried Serles schüttelt den Kopf.) Sie schütteln den Kopf, weil der Unterschied nämlich der ist: Ich und meine Kolleginnen und Kollegen sitzen dort, reden dort, müssen dort Rede und Antwort stehen und Sie glauben hier, mit billiger Agitation und Ihre billige Agitation, Herr Mag Kabas, ist unter anderem (GR Mag Hilmar Kabas: Sie hetzen die Leute auf!) Ihr Inserat... (GR Mag Hilmar Kabas: Sie hetzen die Leute auf! Sie hetzen die Leute auf! Sie als Gewerkschafter haben eine andere Aufgabe!) Ich als Gewerkschaft habe die Aufgabe dafür zu sorgen, dass wir genügend Menschen bekommen. Wir als Gewerkschaft haben die Aufgabe zu schauen, dass die Ausbildung funktioniert. (GR Mag Hilmar Kabas: Sie hetzen die Leute auf!) Wir haben die Chance, zu schauen, dass der zweite Bildungsweg ausgebaut wird. Was machen Sie? Sie unterstellen hier dem Pflegepersonal, am Tod von Hunderten Patienten schuldig zu sein! (GR Mag Hilmar Kabas: So ein Blödsinn! So ein Blödsinn!) Das wird der Herr Blind vor Gericht zu verantworten haben (GR Mag Hilmar Kabas: So ein Blödsinn! Wo dann sind Sie schuld? Wo dann sind Sie schuld? - Beifall bei der SPÖ.), weil Sie dürfen als frei gewählter Abgeordneter diese Behauptung nicht schadlos machen! (GR Mag Hilmar Kabas: Ein Verhetzer sind Sie!)

 

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