Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 63
wissen, dass der Anteil der Diplomierten in den Geriatriezentren exorbitant angestiegen ist, durch viele Maßnahmen, die die Stadt Wien natürlich auch gesetzt hat. Zweiter Bildungsweg, sage ich nur einmal: eine Ausbildung, die man auch während des Dienstverhältnisses macht, bei voller Absicherung des Lebensunterhaltes. Nennen Sie mir ein Bundesland, in dem der Personalschlüssel höher ist; ich harre! - Das ist Ihr viel zitierter "Personalnotstand".
Wir wissen, dass laut WHO-Richtlinie das Verhältnis
in Pflegeeinrichtungen von Personal zu Bewohner 1 : 3 ist; im Wiener
Krankenanstaltenverbund haben wir ein durchschnittliches Verhältnis von
1 : 1,7! (GR Mag Christoph Chorherr: Dann ist eh alles okay!) Das habe ich nicht gesagt. Aber wir haben
nicht den globalen Pflegenotstand (GR Mag Christoph Chorherr:
Entschuldigung, dass wir nachfragen! Alles bestens!), sondern wir haben
hier Ergebnisse, in denen intensive Bemühungen Früchte tragen.
Die Bemühungen sind natürlich auch abhängig davon,
was man auf dem Ausbildungssektor tut. Wenn ich den Ausbildungssektor ansehe,
dann schaut es österreichweit, wenn ich Wien weglasse, sage ich jetzt einmal,
grimmig aus. (GR Günter Kenesei: Warum verbleiben die dann nicht in ihrem
Job, wenn sie so gute Arbeitsbedingungen haben?) Weil viele, die wir hier
ausbilden - das wissen Sie -, wieder in die Bundesländer zurückgehen! - Wien
hat ... (GR Dr Matthias Tschirf: Warum
haben Sie die Zivildiener nicht angefordert?) Weil die Zivildiener keine
qualifizierten Pflegekräfte sind. Sie wissen, dass die Bundesregierung das
massiv erschwert hat, dass die Kosten wesentlich erhöht wurden und dass die
Zivildiener eigentlich kein diplomiertes Personal und auch keine Pflegehilfe
ersetzen können. Ihre viel zitierten Freiwilligen sind schon in Ordnung, ein
Nachbarschaftshilfezentrum hat auch seine wichtige Funktion. Aber mit
Nachbarschaftshilfezentren allein können Sie nicht 40 000 pflege- und
hilfsbedürftige Menschen in Wien betreuen. (GR
Dr Matthias Tschirf: Aber einiges kann man sehr wohl machen!)
Ich stehe ja zur Vielfalt, da rennen Sie bei mir
offene Türen ein. Aber es genügt nicht, zu sagen: das löst das Problem, wobei
man die massiven Anstrengungen, die die Stadt Wien macht, nicht sieht und den
massiven Anstrengungen oft auch nicht zustimmt. Welchem Budget haben Sie denn
in den letzten zehn Jahren zugestimmt? Keinem einzigen! (GR Mag Hilmar
Kabas: Weil sie so schlecht waren! - Zwischenruf der StRin Karin Landauer.)
Ja eben, keinem haben Sie zugestimmt, und damit auch nicht den
Verbesserungsmaßnahmen! (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Hilmar Kabas: Die
Logik ist umwerfend!)
Ich komme zurück auf die Krankenpflegeschulen. Ich
habe schon gesagt, Sie werden sich ein paar Zahlen gefallen lassen müssen. Wien
hat 14 Krankenpflegeschulen, Rest-Österreich 44; das Verhältnis ist
26 Prozent zu 54 Prozent. Da frage ich mich natürlich, wenn der
oberösterreichische Landeshauptmann jetzt im Vorwahlkampf groß damit
hinausgeht, dass Oberösterreich zusätzliche Ausbildungsplätze - ich weiß nicht,
270 oder so etwas hat er gesagt - in den nächsten paar Jahren schaffen wird: Er
hat in der Presseaussendung wohlweislich verschwiegen - und wir konnten das in
der kurzen Zeit nicht auftreiben -, wie viele Ausbildungsplätze es derzeit
gibt, weil das ja immer auch eine Relation ist. (GR Johannes Prochaska: Aber
Sie haben schon einen Landeshauptmann?)
Wichtiger aber als die Anzahl der Schulen sind die
Ausbildungsplätze, und da schaut es schon anders aus. Wien hat mehr als ein
Drittel aller Ausbildungsplätze für diplomierte Krankenpflege als
Restösterreich! Jetzt sagen Sie mir die Bevölkerungszahl von Wien: Sind wir ein
Drittel von Österreich? Das ist mir nicht bekannt, so stark gewachsen sind wir
in die letzten 20 Jahren auch nicht! (GR Mag Christoph Chorherr: Sind
wir schon wieder super! - Weitere Zwischenrufe.) Ich sage das nicht, Sie
sagen das. (GR Johannes Prochaska: Und die zuständigen Landeshauptleute in
den Ländern ...!) Ich sage nur: Man soll aber auch das sehen, was ist!
Politik ist, auch das zu sehen, was ist. (GRin
Dr Sigrid Pilz: Das ist richtig! - GR
Mag Christoph Chorherr: Alles super!)
Wir werden uns das in der Untersuchungskommission
sehr genau anschauen. (GRin Dr Sigrid
Pilz: Wer von der SPÖ spricht über Missstände?) Es wird das Kontrollamt
sehr genau prüfen, es wird die Innenrevision des Krankenanstaltenverbundes sehr
genau seine Aufgabe wahrnehmen. (GR Günter Kenesei: Alles ist in Ordnung!)
Ich möchte jetzt eine persönliche Zwischenbemerkung
mich betreffend zur Frau Dr Pilz machen, weil Sie nämlich immer in der Öffentlichkeit
die Wiener Sozialdienste als besonders teuren Verein zitieren. (GRin Dr Sigrid Pilz: Wie wahr, wie wahr!)
Wir sind immer die einzige Organisation gewesen, die eine Fachaufsicht und eine
Innenrevision bei den AußendienstmitarbeiterInnen hatte. Dass das umsonst ist,
wird keiner behaupten - auch das sind Kosten. Ich werde dann bei den
Entwicklungen im ambulanten Bereich noch auf ein paar andere von Ihnen zitierte
Schmankerln komme.
Aber bleiben wir bei den Schulen.
Ein Drittel aller Schulplätze, das sind 35 Prozent, sind in Wien. Wir
sehen das bei den Diplomfeiern: Die Frau Stadträtin ist immer sehr direkt zu
den AbsolventInnen und fragt sie ganz persönlich, wo sie denn hingehen, wenn
sie fertig sind. Da sind dann welche aus den Bundesländern dabei, die sagen,
sie gehen wieder zurück; oder sie arbeiten vielleicht eine Zeit lang hier, dann
zieht vielleicht doch der Freund aus der Heimatgemeinde - ich weiß, wovon ich
rede, ich stamme selber aus einem Bundesland, daher kenne ich das - oft her,
und dann geht man wieder in die Heimat zurück, weil es da näher ist, weil man
Kinder bekommt. Gerade wenn man in einem Pflegeberuf ist, ist es sehr wichtig -
weil man ja üblicherweise Radl-Dienst zu leisten hat -, dass das Rundherum, die
Familie, funktioniert. Das heißt, man braucht oft die Oma, den Opa oder andere
Angehörige, noch dazu in Bundesländern, in denen es diese
Kindergartenversorgung, wie wir sie in Wien haben, nicht gibt. Wer hat denn die
Betriebskindergärten in den Wiener Krankenanstalten
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular