Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 63
jetzt einmal, mehr oder weniger gesund, weil ältere Menschen üblicherweise verschiedene, oft kleine oder auch schwerwiegendere Erkrankungen haben -, manchmal mit, sehr oft aber auch ohne Hilfe wieder zu Hause leben können.
Das alles sind Dinge, die in den Medien einfach nicht
vorkommen. Es ist eben so, dass gute Nachrichten nicht so gerne gesehen werden.
Ich denke mir, es ist nicht so leicht, eine neue Einrichtung zu bauen, wenn wir
auf der Bundesebene einen Stabilitätspakt haben, bei dem alle vom Sparen reden
und wir auf der anderen Seite für Einrichtungen Geld ausgeben, Geld ausgeben
wollen und Geld ausgeben müssen. (GR Mag Christoph Chorherr: Wofür?) Für
neue, sehr gute Einrichtungen, unter anderem das Geriatriezentrum Favoriten. (GR
Mag Christoph Chorherr: Ja, das ist gut!)
Ich hätte schon einen Vorschlag - das nehme ich jetzt
vorweg, ich wollte es eigentlich erst später sagen -, wie wir mit einem Schlag
das Geld auftreiben könnten für das Geriatriezentrum Am Wienerwald. Sie können
mir glauben, auch mir liegen die Achtbettzimmer im Magen - das können Sie mir
wirklich glauben! Aber man muss auch dazusagen, dass ein Fünftel der Zimmer im
Geriatriezentrum Am Wienerwald mittlerweile Ein- und Zweibettzimmer sind. Das
hat es vor zehn Jahren noch nicht gegeben, das muss man auch dazusagen. Aber
ich hätte schon eine Idee, wie wir das Geld auftreiben könnten. Frage an den
Herrn Bundeskanzler und an den Verteidigungsminister, Frage an die
Bundesregierung: Verzichtet auf die Abfangjäger, und gebt Wien den Anteil, der
sein Anteil wäre, wenn man die Abfangjäger kauft - und es würde uns einer schon
genügen! (Beifall bei der SPÖ. - GR Kurth-Bodo Blind: 60 Jahre habt ihr
nichts gemacht in der Stadt, 60 Jahre ...!)
Um
150 Millionen EUR, oder noch besser, 2 Milliarden ATS,
denke ich mir, können wir - und Frau StRin Pittermann hat in ihrer Rede
angezogen, dass in Planung ist, im Geriatriezentrum den Pavillon 4 zu
sanieren und umzubauen, weil dort die meisten Sieben- und Achtbettzimmer sind.
Es ist sinnvoll, immer dort zuerst anzusetzen, wo es uns am ärgsten, sage ich
einmal, im Magen liegt. Das kostet 8 Millionen EUR. Die Renovierung
des Pavillons 6 im Pflegeheim Baumgarten kostet
6,5 Millionen EUR. Jetzt kann man hochrechnen, wie viele Pavillons man
um 150 Millionen EUR sanieren könnte. Da bleibt noch genug Geld
übrig, um auch noch neue dezentrale, kleinere Einrichtungen zu schaffen. Da bin
ich total d'accord! (Beifall bei der SPÖ. - GR Johannes Prochaska: Ein paar
Betten ...!)
Nur
diejenigen, die hier vielleicht zur Bundesregierung vermitteln könnten, sind
plötzlich nicht mehr da. Wahrscheinlich haben sie hier ein bisschen
Schwierigkeiten, auch Wiener Interessen auf Bundesebene durchzusetzen. Wir
werden ja sehen, wie hoch die Unterstützung im nächsten Jahr sein wird, wenn es
darum geht, den neuen Finanzausgleich auszuhandeln, wie es dann ausschaut ... (GR Dr Matthias Tschirf: Wer ist denn
Finanzausgleichspartner? Der Herr Landeshauptmann!) Wie es dann ausschaut
und wie viel Wien bekommt für seine notwendigen und wichtigen Infrastrukturaufgaben
(GR Dr Matthias Tschirf: In der
Bundesverfassung ist das geregelt!), die wir sehr ernst nehmen, als
Sozialdemokratie besonders ernst nehmen, gerade mit unserem Anspruch, die
Partei zu sein, der es wichtig ist, dass die Menschen sozial abgesichert sind -
was man von der Bundesregierung nicht immer behaupten kann -, sodass wir diese
Vorhaben auch durchführen können. (GR Dr
Matthias Tschirf: In der Verfassung ist das geregelt!) Also gebt uns den
Abfangjäger, es würde mir schon einer genügen! (GR Johannes Prochaska: Oder
ein paar Subventionen weniger! - GR Kurth-Bodo Blind: Der Marathon ...! -
Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.)
Ich möchte aber trotzdem auf eines hinweisen. Von
allen wird hier unisono im Zusammenhang mit "Pflegeskandal" auch das
Thema Pflegenotstand und Mangel an Pflegepersonal in den Mund genommen. (GR
Dr Matthias Tschirf: Warum haben Sie nicht die Zivildiener ...?) Aber da
muss man sich schon auch anschauen, wie schaut es in Wien aus und was tun wir
... (GR Johannes Prochaska: Ich kann mich an einen Kontrollamtsbericht
erinnern! Wie war denn das?) Ja, da gab es auch Ideen darüber, dass man mit
der Abfertigung vom Chefarzt die großen Investitionen in Wien macht. Ich kann
Ihnen sagen, mit dem könnten wir nicht sehr weit hüpfen. (GR Johannes
Prochaska: Oder vielleicht die Anwesenheitspflichten ...!) Nein, da ist mir
der Abfangjäger schon lieber, sage ich Ihnen! (GR Johannes Prochaska: Das
glaube ich Ihnen! In eigener Sache! - GR Mag Thomas Reindl: Das ist ja
unerhört! - Weitere Zwischenrufe.)
Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen - viel
zitierter "Pflegenotstand" in Wien. (GR Johannes Prochaska:
Kontrollamtsbericht lesen!) Wir haben im stationären Pflegebereich in den Geriatriezentren
in Wien von 1989 - ich nehme bewusst dieses Jahr her, weil wir alle wissen, von
welchem Jahr wir da sprechen - bis 2003, bis heute, 1 500 Betten
abgebaut, aber nicht einfach abgebaut, indem man sie gesperrt, weggegeben,
hinausgeworfen oder sonst etwas damit getan hat, sondern durch
Strukturmaßnahmen und gerade durch Verbesserungsmaßnahmen in der Hotelqualität
wurden sie abgebaut. Jeder weiß, wenn ich ein Achtbettzimmer umbaue in ein Ein-
oder Zweibettzimmer mit zusätzlicher Infrastruktur und Sanitäreinrichtungen,
verliere ich Quadratmeter, und damit verliere ich natürlich Bettenplatz. Das
ist logisch. 1 500!
Ich würde einmal meinen: so viele Betten weniger, so
viele Bewohner in den Pflegeeinrichtungen weniger, da könnte ich auch Personal
einsparen, nicht? Das ist aber nicht passiert. Verglichen mit 1989 haben wir -
und ich rede hier nur von den Gesundheits- und Krankenpflegepersonen - um
834 Personen mehr. Und das bei 1 500 Betten weniger!
Wenn ich mir die Personalschlüssel
- sie werden immer auf 100 Betten berechnet - und auch die Entwicklung
anschaue - ich habe die Zahlen von 1996 bis heute -, dann ist das um über
20 Prozent gestiegen, nämlich im Durchschnitt von 46,98 auf nun
60 Pflegekräfte pro 100 Betten. Das sind in erster Linie Diplomierte;
Sie
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