Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 63
arbeiten, wie es eigentlich will und es dann
letztendlich zu diesen Vorfällen kommt. (Beifall
bei der FPÖ und GR Dr Matthias Tschirf.)
Und es ist schon davon gesprochen worden, dass man
bei der Suche nach Schuldigen sehr vorsichtig sein soll und jetzt nicht auf das
Personal losgeht. Und genau das meine ich, wird notwendig sein, denn es kann
eben nicht sein, dass man jetzt von oben nach unten hier den Schuldigen sucht
und dass letztendlich beim Kleinen das hängen bleibt. Ich hoffe, dass der Untersuchungsausschuss
Fehlverhalten der entsprechenden Leuten aufzeigt, und dass man wirklich die
wahren Schuldigen dieser Vorfällen findet.
Es wäre notwendig, hier doch umfassend zu
diskutieren. Das System als solches ist falsch, nämlich das System, dass man
nach wie vor glaubt, dass nur mit großen städtischen Heimen der Pflegebedarf
unserer Bevölkerung bewältigt werden kann. Und ich glaube, es wird hier ein
Umdenken notwendig sein, nämlich, dass man hergeht und sagt, nicht diese großen
Heime sind notwendig, sondern verschiedene kleine Einheiten. Auch ein
Zusammenarbeiten, ein stärkeres Zusammenarbeiten mit den privaten
Pflegeeinheiten wird notwendig sein. Und ich verweise in diesem Zusammenhang
auch auf den von uns schon lang geforderten Pflegescheck, dass man dem
Einzelnen, der es braucht, die Möglichkeit gibt, dass er sich selbst aussuchen
kann, wo er hin will, dass er selbst auch die Möglichkeit hat, unter Umständen
zu wechseln, dass es einen gewissen, wie soll ich sagen, auch Konkurrenzkampf
gibt zwischen den einzelnen Heimen und dass der Betroffene, eben derjenige, der
einer Pflege bedarf, hier bessere Möglichkeiten vorfindet und eine bessere
Pflegequalität bekommen kann. (Beifall bei der FPÖ.)
Und wenn wir hier fragen, wer die Verantwortung zu
übernehmen hat, so ist es ganz klar, dass im Wesentlichen Frau Stadträtin
Pittermann hier zur Kenntnis nehmen muss, dass sie durch Nichtkenntnisnahme
oder Nichtwissen sozusagen Schuld ist an diesen Vorfällen.
Aber ich möchte hier doch auch den Herrn Bürgermeister
als Letztverantwortlichen nicht ganz aus der Pflicht entlassen, denn er hat ja
immer wieder betont, dass er sich für das Gesundheitswesen interessiert und ich
erinnere mich noch an eine Anfrage, wo er mir mitgeteilt hat, dass er sich sehr
wohl für das Gesundheitswesen interessieren wird und hat mir damals gesagt:
"Ich darf Ihnen versprechen, ich werde meine Meinung äußern, wo immer ich
meine, es tun zu müssen und ich werde das, sollte ich es für notwendig halten,
tun."
Und da muss ich ehrlich sagen, das vermissen wir,
dass er jetzt seine Meinung äußert. Und wir vermissen es auch, dass er sich
wirklich darum kümmert, dass hier etwas geschieht, dass hier in der Pflege
etwas weitergeht. (StRin Karin Landauer: Er ist ja gar nicht da!) Abgesehen
davon, dass er nicht da ist. Und ich glaube aber, dass er auch ein bisschen
falsch informiert ist, dass er sich zuwenig kümmert um das Ganze. Denn ich lese
hier in der Zeitung “Wien aktuell“, ich glaube, das ist das Blatt für die
Mitarbeiter der Stadt Wien, wo es in dem Artikel "Lainz und die
Folgen" heißt, der Herr Bürgermeister nimmt Stellung zu Lainz und den
Folgen und sagt: "Das neue Wiener Pflegeheimgesetz werde unter dem Aspekt
der Stärkung der Patientenrechte überarbeitet." Nun, erstens gibt es noch
kein Pflegeheimgesetz, daher kann er nicht sagen, das neue Pflegeheimgesetz. Er
hätte sagen müssen, das endlich einzufordernde oder zu verwirklichende
Pflegegesetz wird jetzt neu überarbeitet. (GR Mag Hilmar Kabas: Das ist es
ja!)
Und da geht es aber noch weiter. Wenn es zutreffe,
das ist gerade zu zynisch muss ich sagen, wenn es zutreffe, dass im
Pflegebereich zu wenig Personal zur Verfügung stünde, müsse man zusätzlich
finanzielle Anreize, also höhere Gehälter für diese schwierige Tätigkeit in
Erwägung ziehen. Also, das finde ich wirklich ungeheuerlich, nämlich seit
Jahren wird hier von der Gewerkschaft und von allen eine Geriatriezulage
gefordert, und dann sagt der Herr Bürgermeister so nebenbei: "Naja, man
könnte doch vielleicht doch ein bissl überlegen, ob die was zahlen sollen, oder
mehr zahlen sollen, oder sonst was." Und da sieht man, wie weit man sich
darüber kümmert, nämlich überhaupt nicht. (Beifall
bei der FPÖ.)
Und das ist etwas, was man ihm ganz entscheidend
vorwerfen muss. Vor allem deshalb, weil er selber gesagt hat, er wird sich
darum kümmern und ich möchte sagen, dieses Chaos, das wir im Wiener
Gesundheitswesen haben, das sich ja leider seit der Amtsübernahme von der Frau
Dr Pittermann wie ein roter Faden durch die Amtsperiode zieht, (StRin Karin Landauer: Das war schon
vorher!) ist nicht zuletzt auf die Tätigkeit des Herrn Bürgermeister
zurückzuführen. Ich erinnere noch daran, dass wir im Rahmen eines
interfraktionellen Gespräches informiert worden sind, wie das also weitergehen
wird mit dem Spital in Gersthof, was geplant ist mit dem Spital im
Kaiserin-Elisabeth-Spital. Wir wurden genau informiert, was da alles mit den
Stationen sein soll und so weiter und so fort, und am nächsten Tag mussten wir
aus der Zeitung völlig was anderes erkennen und hören, dass der Bürgermeister
hier eine völlig andere Meinung hat.
Und das ist ja typisch für
das jetzige Wiener Gesundheitssystem, da gibt es zu viele Pläne, oder die
werden erst noch nicht verwirklicht, da gibt es ein paar Meinungen und Stellungnahmen,
et cetera et cetera und in Wirklichkeit zahlt das Personal drauf, weil die
Tatsache, dass wir zu wenig Personal haben, nicht einmal vom Bürgermeister zur
Kenntnis genommen wird.
Und, meine Damen und Herren, ich
möchte auch darauf hinweisen: Voriges Jahr hat es eine Sitzung der
Geriatriekommission gegeben, wo drei Pflegedirektorinnen wirklich und
tatsächlich einen Hilferuf ausgesprochen haben, und auch von einem
Personalnotstand gesprochen haben und geschehen ist eigentlich gar nichts, sondern
wir müssen heute in der Früh erfahren,
ja man werde jetzt schauen, dass hier beim Personal etwas geschehen
wird. Und das ist eben eine Art und Weise, wie hier in Wien das
Gesundheitswesen sozusagen geleitet wird, sodass man es ablehnen und
feststellen muss, dass hier Änderungen gemacht werden
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