Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 63
Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallath, die schon
vor mehr als 10 Jahren, 100 zusätzliche Nachbarschaftshilfe-Zentren gefordert
hat. Was ist eigentlich hier von Seiten der Stadt in den letzten Jahren
geschehen. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Wie viele Millionen sind
dafür geflossen!) Was ist geschehen, damit die Senioren so lange wie
möglich in ihrem persönlichen Umfeld leben können. Was ist für den Ausbau der
mobilen Betreuung geschehen. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Werden
alle von der Stadt Wien finanziert!) Zu wenig, zu wenig!
Was ist für Senioren-Wohngemeinschaften geschehen?
Viel zu wenig. Und warum sind die Pflegeheime nicht in kleinere Einheiten
unterteilt, sondern das alles hier in einer großen, bürokratischen Spitze
endet. Unser System der verstärkten Nachbarschaftshilfe von kleineren
Pflegezentren, das kann man sich ja überall ansehen. Ich weiß selbst aus meinem
Heimatbezirk, wie etwa die Caritas Socialis am Rennweg organisiert ist.
Worum es auch geht, ist zu schauen, dass wir
Freiwillige gewinnen. Es gibt genug Freiwillige die bereit sind, hier
mitzuwirken. Da geht es aber auch darum, denen materielle und immaterielle
Hilfen zu geben. Tun Sie hier etwas und spotten Sie nicht über die
Bürgergesellschaft. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren, Herr Bürgermeister, die Frau Stadträtin erkennt nicht, dass
sie ihr Ressort nicht in Griff hat. Sie ist - und da kann ich bei meiner
Vorrednerin anschließen - nicht die oberste Ärztin, sondern sie ist die oberste
Politikerin für diesen Bereich und sie ist die Managerin und sie sagt selbst,
“mein Verhältnis zu den Beamten ist ja bekannt“. Sie spricht von potemkinschen
Dörfern die errichtet worden sind vor ihr, und sie hat nicht rechtzeitig
reagiert.
Herr
Bürgermeister, was muss noch alles geschehen, damit Sie hier eingreifen, damit
Sie – und das sei hier festgestellt – die offensichtliche politische
Überforderung Ihrer Stadträtin zur Kenntnis nehmen.
Sie
sind am Zug, Herr Bürgermeister und es mag schon sein, dass die SPÖ hier
übliche Reflexe an den Tag legt, aber es geht letztlich hier um viel mehr. Es
geht darum, dass die Pflegeheime der Stadt Wien, dass die dort Beschäftigten,
dass auch die dort Wohnenden, und dass die Angehörigen dieser dort Wohnenden
auch in einer gewissen Sicherheit leben können und nicht in der Unsicherheit,
dass da ein System besteht, das man einfach nicht im Griff hat, dass hier
offensichtlich Überforderung bei den Verantwortlichen besteht.
Herr
Bürgermeister, es geht um Personen, es geht aber auch um das falsche System. Alle
drei Oppositionsparteien sind hier angetreten um zu sagen, dass wir ein anderes
System in dieser Stadt wollen und dass diese Stadt sich auch ein anderes System
verdient. Kein zentralistisches, obrigkeitsstaatliches Gesundheitssystem,
sondern eines, in denen der Mensch nicht eine Nummer ist. Und um das geht es
uns. (Beifall bei der ÖVP.)
Nicht
die Pfleger sind schuld, sondern es ist das System schuld, und das hören wir in
den verschiedenen Anrufen. Wenn eine Pflegerin etwa zu Ingrid Korosec sagt,
dass sie mit viel Engagement ihren Beruf begonnen hat und dass sie dann ihre
Frustrationen mit Vorgesetzten und Personalvertretern besprochen hat und ihr
nur gesagt worden ist, “du machst einen Fehler, bei Dienstbeginn musst du das
Hirn abgeben“, dann sagt das viel über das System aus. Herr Kollege Schuster,
Sie sollten betroffen sein und nachdenken, weil Sie sind auch ein Teil dieses
Systems.
Herr
Bürgermeister, an Sie wende ich mich. Über die Zusammensetzung der
Stadtregierung entscheidet die SPÖ-Rathausmehrheit mit ihrer Absoluten. (GR
Dr Wilfried Serles: Der Herr Bürgermeister ist in der Kantine, glaube ich!)
Das ist ein trauriges Zeichen, wenn der Herr Bürgermeister ... (GR Christian
Oxonitsch: Gestern waren nicht einmal Ihre Antragsteller anwesend!) Ich weiß
nicht, wo der Herr Bürgermeister ist. Ich erwarte mir, dass bei so einer
ernsten Diskussion, einer Diskussion, die in dieser Stadt tatsächlich eine
Rolle spielt, wo die Menschen betroffen ... (GR Christian Oxonitsch: Nur,
dass wir das richtig stellen!) Ich würde hier wirklich ein bisserl mehr
Sensibilität, Herr Kollege Oxonitsch, an den Tag legen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Ich
finde es ist nicht richtig, hier mit Zwischenrufen und nur mit Mauern und so
weiter, zu reagieren, (GR Godwin Schuster: Wir hören ja zu!) wenn es
eigentlich darum geht, wie mit den alten Menschen in dieser Stadt umgegangen
wird, welches System hier besteht, welche Sensibilität vorhanden ist. Und es
passt halt in das Bild hinein, dass fünf Tage auf die Vorwürfe nicht reagiert
worden ist, fünf Tage! Das ist doch ein Skandal an sich. (Beifall bei der
ÖVP.)
An
dieser Stelle geht es uns vor allem darum, dass für die Schwachen und Kranken
in dieser Stadt etwas geschieht. Möglicherweise können Sie mit Ihrer Absoluten
heute wieder, es wird auch keine, wie ich gehört habe, geheime Abstimmung
geben, es wird offen abgestimmt, es müssen alle so abstimmen, wie es ihnen
aufgetragen wird, das ist so. (GR Christian Oxonitsch: Das haben Sie ja
mitbeschlossen!) Ich weiß, dass bei einer geheimen Abstimmung vieles anders
aussehen würde. Aber es geht letztlich darum, es geht letztlich darum, wir
wissen alle, nach der Geschäftsordnung dürfte ich auch schon längst nicht mehr
reden, da hat man sich auf etwas geeinigt, wenn man wollte könnte man es, man
will nicht. (GR Christian Oxonitsch: Wider besseren Wissens sprechen Sie!) Man
will nicht, man will hier mauern, es darf einfach nichts geschehen, weil diese
Stadt gehört einer Partei und das ist es, worum es Ihnen geht. Nicht um die
Betroffenen, nicht um diejenigen, die hier Opfer sind, sondern um die Macht in
dieser Stadt geht es Ihnen. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie
können mit Ihrer absoluten Mehrheit hier alle Entscheidungen treffen, das ist
schon klar und ich weiß, dass Sie es tun. Aber eines werden wir nicht zulassen
und das glaube ich, kann ich tatsächlich für alle drei Oppositionsparteien in
einem sagen: wir lassen es nicht zu, dass die Schwachen und Kranken der Wiener
SPÖ ausgeliefert sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich fordere den Herrn
Bürgermeister, wo immer er
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