Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 63
Wir müssen darauf bestehen, dass der Bund endlich das Pflegegeld erhöht. Daher streben wir die unbedingt nötige rasche Valorisierung des Pflegegelds an. Die Lastenverteilung auf die Länder ist für die Bewohner von Pflegeeinrichtungen kontraproduktiv.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass ich
stolz darauf bin, in einer Stadt, in einem Bundesland wie Wien zu leben, wo im
Rahmen von Sozialhilfeleistungen auf die Regressführung zwischen Eltern und
volljährigen Kindern in beiden Richtungen verzichtet wird. In fast allen
anderen Bundesländern ist diese Regressforderung vorgesehen und wird auch
durchgeführt. Ich sehe nicht ein, dass die Erwerbsgeneration, die durch Steuer-
und Sozialversicherungsleistungen bereits ihre Beiträge für die Versorgung
aller alten und kranken Menschen leistet, noch einmal individualisiert
herangezogen wird, um für ihre eigenen Angehörigen Kosten zu tragen. Über diese
Leistungen ist bereits der Beitrag der jüngeren Generation abgegolten. Dass man
bei den Ehepartnern einen Regress für Sozialhilfeleistungen fordert, ist
natürlich selbstverständlich. Ich bin stolz, denn wir nehmen den
Generationenvertrag ernst. Wir belasten die nachkommende Generation nicht
individuell, zum Unterschied von allen anderen, die auch die Aufforderung
haben, dass mehr Kinder geboren werden sollen, damit wir uns die Sozialsysteme
leisten können. (Beifall bei der SPÖ.)
Seit Jahren ist Wien federführend. Alle Abteilungen
der Stadtverwaltung beschäftigen sich damit, wie man das Leben für Menschen im
hohen Alter erleichtern kann. Sie beschäftigen sich mit den besonderen
Bedürfnissen und richten danach ihre Tätigkeit und Verantwortung aus.
Wenn sich alle verantwortungsvollen Politiker
Österreichs darauf einigen können, dass wir mehr in den Sozial- und
Gesundheitsbereich investieren müssen, können wir die vor uns liegenden
Probleme gut lösen. Es kann nicht sein, dass die Bundespolitik unter dem Diktat
des ausgabenseitigen Sparens sämtliche Leistungen deckelt und wir Länder dafür
einspringen müssen. (GR Dr Matthias
Tschirf: Das ist unglaublich!) Viele vermuten, dass diese mit Vehemenz
geführte Kampagne gegen das Wiener Gesundheitssystem der Beginn der
Zerschlagung des öffentlichen Gesundheitssystems ist. (StRin Karin Landauer: Das ist ungeheuerlich, was Sie da sagen!) Die
Bundesregierung will die öffentlichen Gesundheitskosten auf diesem Niveau
deckeln, um die Menschen, wie schon bei der Pensionsreform, dem freien Markt
auszuliefern. Wer das bewährte und auszubauende öffentliche Gesundheits- und
Sozialsystem weiter erhalten und verbessern will, nimmt die heutige Debatte zum
Ausgangspunkt für eine breite und konstruktive Diskussion über den Umgang
unserer Gesellschaft mit dem Altern, aber auch über unser künftiges
Gesundheitssystem.
Ich bin der Meinung, dass die Perspektiven der
geriatrischen Versorgung auf breiter Basis unter Einbindung aller im
Gemeinderat Vertretenen und unter Heranziehung internationaler Experten
weiterhin ausführlich thematisiert werden sollte. (StRin Karin Landauer: Macht euch das selber aus! Ihr hört sowieso
nicht auf andere!) Ich lade Sie alle, sehr geehrte Damen und Herren, ein,
an einer weiteren konstruktiven Arbeit für unsere Wiener Bevölkerung, für die
Wienerinnen und Wiener, mitzuwirken. - Danke. (Lang anhaltender Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke der Frau amtsführenden StRin Dr Elisabeth Pittermann-Höcker für den
Bericht.
In der Präsidialkonferenz wurde vereinbart, dass das
vom ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien gestellte Verlangen und die Besprechung
der Mitteilung gemeinsam abgeführt werden.
Wir kommen zur Besprechung der Mitteilung.
Ich darf das Wort zuerst Frau GRin Dr Pilz erteilen.
Bevor ich das tue, darf ich jedoch darauf hinweisen,
Frau Dr Pilz, Herr Dr Tschirf, Herr Mag Kowarik und Frau Dr Neck-Schaukowitsch
haben eine Redezeit von 40 Minuten, die restlichen Redner von
20 Minuten. – Bitte schön.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Menschen aus dem Bereich
der Pflege und der Geriatrie, die Sie heute hier sind, um unsere Debatte zu
verfolgen.
Frau Stadträtin, eingangs möchte ich sagen, ich habe
gut zugehört, habe lange zugehört und habe darauf gewartet, dass Sie die
Missstände benennen (GR Mag Helmut
Kowarik: Genau!), von denen wir wissen, dass sie stattgefunden haben. Sie
haben, Frau Stadträtin, vom Fehlverhalten von Personal gesprochen. Frau
Stadträtin, es sind Sie, die ihr Personal anpatzt, ohne auf ihre Verantwortung
hinzuweisen! (Beifall bei GRÜNEN, FPÖ und ÖVP.)
Sie patzen Ihr Personal an, weil Sie Ihrem Personal
nicht die Ressourcen zur Verfügung stellen, die es braucht, um diese schwere,
aufopferungsvolle Tätigkeit gut und mit ausreichenden Ressourcen durchzuführen!
Sie patzen Ihr Personal an, weil Sie als erste und einzige Reaktion mitgeteilt
haben, dass Potemkinsche Dörfer vor Ihnen errichtet werden, dass eigentlich
alle anderen schuld sind und dass Sie, sobald Sie informiert wurden, ohnehin
den Herrn Pflegedirektor Pelikan ersetzt haben!
Frau Stadträtin, ich darf Ihnen
etwas vorlesen. Der Presse- und Informationsdienst ist hier ganz eindeutig. Ich
habe mir "wien.at" ausgedruckt. Rückfragehinweis, Frau Stadträtin,
Andrea Rogy – das ist, so viel ich weiß, Ihre Pressesprecherin – vom 4.9.2003.
Darin heißt es: "Pittermann: Pflegemängel in Lainz werden
verbessert." Dann sagen Sie, dass eine Hotline eingerichtet wird und
schließlich kommt es: "Seitens des Wiener Krankenanstaltenverbundes wurden
bereits erste Konsequenzen gezogen. Der Pflegedirektor des Geriatriezentrums Am
Wienerwald wurde unmittelbar nach Bekanntwerden des Prüfberichtes per Ende Juli
durch eine geschäftsführende Pflegedirektorin ersetzt. Gegen die
Stationsschwester der betroffenen Station wird nach Überprüfung ein
Disziplinarverfahren eingeleitet. Sie wird durch eine andere Stationsschwester
ersetzt. Weitere disziplinäre Konsequenzen wegen mangelnder Aufsichtspflicht
werden
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