Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 63
Ausländerbeschäftigungsgesetzes ein Hemmnis, da diese nostrifizierten Mitarbeiter kaum Arbeitsbewilligungen erhalten, weil sie eben keine Schlüsselarbeitskräfte sind.
Ich fordere die Vertreter der Regierungsparteien auf,
raschest möglich auf bundesgesetzlichem Boden eine Änderung herbeizuführen! (Beifall
bei der SPÖ. – GR Kurth-Bodo Blind: Sie haben nie einen Antrag diesbezüglich
gestellt!)
Wir in Wien bauen keine Barrieren auf, sondern
schaffen Anreize. Für die in den geriatrischen Einrichtungen der Stadt Wien
beschäftigten Pflegepersonen und AbteilungshelferInnen soll es finanzielle
Anreize zu ihrer schweren Tätigkeit geben. Dieses System soll sich jedoch an
den unterschiedlichen Erschwernissen orientieren. Dafür sind taugliche
Grundlagen zu erarbeiten. Dies wird gemeinsam mit der Bedienstetenvertretung zu
verhandeln sein. Die bessere Abgeltung soll ab 2004 wirksam werden. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich sage noch einmal, an den aufgetauchten
Pflegemängeln gibt es nichts zu beschönigen und ich bedaure zutiefst, dass
dadurch das Vertrauen vieler Menschen in das Pflegesystem, auch vieler
Menschen, die der Hilfe bedürfen, erschüttert wurde. Daher ist es notwendig,
nicht nur am hohen Qualitätsstandard der Pflege festzuhalten, das Image der
Pflege zu verbessern, sondern auch rasch die notwendigen kurzfristigen und
langfristigen Maßnahmen zu setzen, damit Fehlverhalten dieser Art nicht wieder
vorkommen können.
Ich möchte nun einige Sofortmaßnahmen zusammenfassen,
die unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Berichts ergriffen wurden:
Schwerpunkteinsätze der Internen Revision des Krankenanstaltenverbunds mit
unangemeldeten Kontrollen, weiterhin umfassende Kontrollen gemeinsam durch die
Magistratsabteilungen 15 und 47, Einsetzung eines Ombudsmanns, der
insbesondere für die Bewohner der Pflegezentren als auch deren Angehörigen und
MitarbeiterInnen zuständig ist, telefonische Anlaufstelle, Hotline, für alle
Wienerinnen und Wiener. Wir beschleunigen noch die baulichen Verbesserungen im
Geriatriezentrum am Wienerwald. Als Nächstes wird in sehr rascher Zeit der
Pavillon 4, das ist nicht jener Pavillon, wo diese Vorkommnisse waren,
sondern jener Pavillon mit dem höchsten Anteil an Sieben- und Achtbettzimmern,
saniert. Wir wollen im Frühjahr 2004 beginnen abzusiedeln und dann
generalsanieren. Mit dieser Maßnahme wird der Pavillon von 224 Betten auf
120 Betten reduziert. Mit dieser Sanierung wird der Anteil der
Achtbettzimmer um ein Fünftel reduziert. Wir ergreifen, wie schon gesagt, durch
eine Werbekampagne Maßnahmen für die Behebung des Personalmangels. Die
Überarbeitung des Entwurfs des Pflegeheimgesetzes wird Ihnen in nächster Zeit
bekannt gegeben werden und beinhaltet vor allem die Stärkung der
Bewohnerrechte.
Es ist uns wichtig, dass alle Strukturmängel und
Ideenfehler aufgedeckt werden. Daher erhielt das Kontrollamt von unserem Herrn
Bürgermeister den Auftrag, den gesamten geriatrischen Bereich der Stadt Wien
hinsichtlich Strukturen und Qualität einer Prüfung zu unterziehen. Gegenstand
dieses umfassenden Prüfauftrags über Ist-Zustand und Verbesserungspotenziale
sind organisatorische Strukturen und Abläufe ebenso wie Ausstattung, Ressourcen
und Qualitätssicherung. Der Herr Magistratsdirektor wurde beauftragt, die
individuellen Verantwortlichkeiten sowie die damit zusammenhängenden
disziplinär- und strafrechtlichen Aspekte der im Prüfbericht der MA 47
aufgezeigten Zustände zu klären. Diese Untersuchung wird derzeit von der
Internen Revision der Magistratsdirektion durchgeführt. Mit einem Ergebnis ist
innerhalb der nächsten Wochen zu rechnen. Unabhängig davon wurde der Bericht
der MA 47 bereits der Staatsanwaltschaft übermittelt, die auch über alle
weiteren internen Prüfungsergebnisse auf dem Laufenden gehalten wird.
Durch den prognostizierten Anstieg der
Multimorbilität, auf den die Ärzte schon lange hingewiesen haben, bedingt auch
durch unsere immer besser werdenden Möglichkeiten in der Medizin – ich hoffe
nicht, dass jetzt vom Bund der umgekehrte Weg gegangen wird, dass man die
Gesundheit schwerer zugänglich macht und daher weniger Menschen hoch betagt
werden –, aber auch der zunehmenden Problematik mit dem höheren Alter, dem
Erreichen der Demenz oder eines Morbus Alzheimer im hohen und höchsten
Lebensalter wird der Pflegebedarf weiter steigen und es werden immer mehr und
mehr von diesen Menschen konzentriert in den Pflegeeinrichtungen sein, denn die
anderen werden eher mit Diensten zu Hause auskommen. Wir müssen eben mit dem
Anstieg der Schwerstpflegebedürftigen rechnen. Wir wollen in Zukunft eine durchgängige
Betreuung zur Pflegekette, die sich an den demografischen Prognosen orientiert.
Das war auch mit der Grund, warum es zur Neustrukturierung im Sozialbereich
Anfang kommenden Jahres kommen wird und warum wir dies so zügig eingeleitet
haben.
Der Krankenanstaltenverbund plant in den
Geriatriezentren in Zukunft hoch qualifizierte, spezialisierte, pflegerische
Leistungen mit spezieller medizinischer Betreuung. Wir sind neben dem Haus der
Barmherzigkeit die Einzigen, die medizinische Betreuung rund um die Uhr
anbieten, wo auch die Medikamente, die physikalische Therapie und die
Ergotherapie im Pflegeplatz enthalten sind. Die Pflegebedürftigen brauchen
nicht extra für Medikamente, für physikalische Dienste und alles weitere zu
bezahlen. Auch das muss einmal gesagt werden. Ebenso sind die Sätze, die den
KAV-Zentren gezahlt werden, die niedrigsten von allen Pflegeeinrichtungen.
Im Vordergrund steht daher, das
Betreuungsangebot des Krankenanstaltenverbunds auf diese schwer
pflegebedürftigen Patienten auszurichten, welcher einer medizinischen Betreuung
bedürfen. Die durchgängige Betreuungs- und Pflegekette wird durch Kooperation
mit anderen Anbietern wie bisher und auch weiterhin unter Berücksichtigung der
geplanten Reform des Sozialbereichs in Wien verbessert. Trotz Synergieeffekten
ist uns bewusst, dass die Konzentration auf ein pflegerisch und medizinisch
betreuungsintensives Klientel innerhalb der Geriatriezentren zu Mehrposten und
zu einer Erhöhung der derzeitigen Tagesbetreuungskosten führen muss.
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