Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 57
war, als es darum gegangen
ist, die Ergebnisse des Controlling-Berichtes wahrzunehmen. Es hat nicht die
geringste Absicht gegeben, durch Leistungsreduktion und Zurücknahmen das
Problem zu lösen, sondern die Lösung haben wir versucht gemeinsam herzustellen,
indem wir Mehreinnahmen erzielt haben und Umschichtungen vorgenommen haben und
aus den Rücklagen Veränderung herbeigeführt haben. Und das halte ich unter den
gegebenen Bedingungen der Entwicklung nicht nur der Budgets in vielen Städten
und in vielen Ländern, sondern auch vor dem Hintergrund der Entwicklung des
Budgets des Bundes durchaus für eine bemerkenswerte Leistung. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau GRin Mag Schmalenberg.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu Beginn meiner
Ausführungen möchte ich nachdrücklich festhalten, dass die überwiegende
Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine hervorragende Leistung
erbringt, und ich möchte mich an dieser Stelle auch einmal dafür bedanken, dass
es so viele gibt, die pflichtbewusst und gewissenhaft sind. (Beifall bei der
FPÖ und der GRin Martina LUDWIG.)
Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich möchte auf den "Kronen Zeitung"-Artikel vom Sonntag Bezug
nehmen, worin man sieht, dass es auch Beamte gibt, die ihre Verantwortung
wahrnehmen und Missstände aufzeigen. Und das zeigt der eben in der "Kronen
Zeitung" angesprochene Fall einer rechtswidrigen Weisung. Ich möchte Bezug
nehmen auf die Vorfälle WGW, Wiener Geschützte Werkstätten, und PSD, von denen
in der "Kronen Zeitung" die Rede ist.
Es liegt mir hier ein Schreiben vor vom ehemaligen
Betriebsleiter der WGW, und dieses Schreiben liegt auch dem Kontrollamt vor,
der folgendes schreibt – ich möchte stellenweise zitieren –:
"Nachdem
ich Kenntnis von strafrechtlichen Handlungen seitens der Geschäftsführung der
WGW hatte und auch Unterlagen, Belege, Akte darüber erhielt, wandte ich mich
hilfesuchend an ein Beiratsmitglied, um ihm diese Missstände mitzuteilen.
Daraufhin wurde eine Auflistung von Verfehlungen und strafrechtlichen
Handlungen mit den entsprechenden Originalunterlagen von mir und dem
Beiratsmitglied unterfertigt dem Stadtratbüro übermittelt. Nach einiger Zeit
informierte mich das Beiratsmitglied, dass es vom Stadtratbüro, Herrn Schmidt,
angewiesen wurde, die von uns übermittelten Unterlagen mit einigen
Änderungswünschen anonym an das Kontrollamt zu übermitteln. Nachdem noch zwei
weitere umfangreiche Schreiben mit erdrückenden Beweisunterlagen an das
Kontrollamt geschickt wurden, teilte Herr Schmidt mir mit, er benötige keine
weiteren Unterlagen WGW mehr, sondern belastende Unterlagen PSD, Herrn Dr Rudas
betreffend."
Sehr geehrte
Damen und Herren! Dass diese Kampagne gegen Dr Rudas sich fortsetzt, kann man
heute im "Kurier" nachlesen. Ich denke aber, dass die Vorfälle, die
in der "Kronen Zeitung" angeführt sind, einer dringenden Überprüfung
bedürfen.
Es ist
allseits bekannt, dass Wien im internationalen Vergleich ein sehr hohes Ranking
hat, und selbstverständlich ist, dass hinter dieser guten Bewertung Menschen
stehen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich darum bemühen, dass alles in
dieser Stadt funktioniert. Es ist nur so, dass diese Mitarbeiter nicht immer
sehr gut behandelt werden. Und besonders schlimm scheint es in der MA 12
zu sein. In der "Kronen Zeitung" wird von der Mobbing-Zone MA 12
gesprochen.
Ich darf
zu diesem Thema den Brief eines bekannten Arztes zitieren. Ein Facharzt für
Psychiatrie und Neurologie, ein Universitätsprofessor, schreibt an die
Personalstadträtin Frau Mag Renate Brauner folgendes:
"Auch
nach mehr als 100 Patienten mit erwiesener Mobbing-Konstellation am
Arbeitsplatz Gemeinde Wien sind wir nach wie vor erschüttert, wie mit Menschen
und ihrer Gesundheit von Führungskräften, Personalvertretern und PolitikerInnen
umgegangen wird. Ich bitte Sie um klärende Intervention im Arbeitsfeld für
Ihren langjährigen Mitarbeiter, da in diesem Fall nicht nur Mobbing im Sinne
des sozialen Ausschlusses und der Entwürdigung betrieben wird, sondern auch
etliche rechtliche Bestimmungen verletzt werden."
Der
Universitätsprofessor geht dann genau auf die Situation des Mitarbeiters ein
und schreibt weiter:
"Der
Vorgesetzte Schmidt betreibt eine Ausgrenzungspolitik von ihm unliebsamen,
zumeist aber gestandenen erfahrenen Kollegen, und meines Eindrucks nach mit dem
Wissen und der Unterstützung der zuständigen Stadträtin. Der Mitarbeiter wird
unklar über seine Zukunft gehalten. Er wird degradiert, isoliert, mit
Verleumdungen belegt und sozial ausgeschlossen. Der Mitarbeiter wendet sich an
mich, und ich bitte ihn, den Betriebsarzt aufzusuchen. Er sucht die Stelle
'Betriebsärztin' im Rathaus auf, schildert seine Situation, aber sie beteuert,
dass sie keine Betriebsärztin sei, dass das Schild an ihrer Tür nicht stimme.
Irgendwie findet der Mitarbeiter dann heraus, dass eigentlich die
arbeitsmedizinische Betreuung bei einer Firma namens Wellcome liegen solle, von
der er und alle anderen Patienten noch nie etwas gehört haben. Wie gibt es das?
Wurde keine Evaluierung durchgeführt? Oder gibt es hier eine Vereinbarung zur
gegenseitigen Absicherung zwischen Sozialdemokraten? Als Arbeitsmediziner und
Lehrbeauftragter in diesem Thema an mehreren Universitäten weiß ich, dass
Wellcome kein Qualitätsstandard im Bereich psychosozialer Arbeitsmedizin ist,
sondern SPÖ-nahe. Der Mitarbeiter sucht die Ärztin von Wellcome auf, aber die
erklärt sich nicht für zuständig, präventiv und schützend in die
Arbeitssituation des Mitarbeiters einzugreifen.
Mittlerweile bittet der
Mitarbeiter Herrn Schmidt zu einer Aussprache. Dieser steht jedoch nicht zur
Verfügung. Er antwortet nicht einmal. Dafür schreibt Herr Schmidt der
Arbeitsmedizinerin einen Brief mit drohendem Unterton, falls sie vorhabe, sich
in dieser Situation tiefer zu engagieren. Sie folgt diesem Rat, ebenso auch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular