Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 57
keine Daten mehr, obwohl Wien natürlich auf Grund des
Finanzausgleiches, wo es ja wortwörtlich festgelegt ist, verpflichtet wäre,
diese Daten an den Bund zu liefern. Sie tragen durch diesen Datenstopp daher
auch die Verantwortung für die Verletzung des geltenden Finanzausgleiches. (VBgmin Grete Laska: Sie selbst haben erst
vor kurzem den provisorischen Dienststellenplan beschlossen in der
Landesregierung!)
Frau Vizebürgermeisterin! Herr Bürgermeister! Sie
sind dafür verantwortlich, dass Sie diesem Gemeinderat für das heurige Jahr ein
falsches Budget 2003 vorgelegt haben, und Sie selbst sind auch dafür
verantwortlich, dass das Land Wien seine Verpflichtungen aus diesem
Finanzausgleich nicht mehr erfüllen kann. Sie haben noch dazu im letzten
Rechnungsabschluss – dort steht es schwarz auf weiß – der Regierung
unterstellt, dass sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Ich meine aber,
man sollte keine Behauptungen in den Raum stellen, Herr Bürgermeister und Frau
Vizebürgermeisterin, die man nicht auch ganz genau auf Punkt und Beistrich
beweisen kann. (VBgmin Grete Laska: Das
finde ich gut! Das ist eine gute Anregung!)
Ich meine, Sie sollten auch diese Flucht aus Ihrer
Verantwortung beenden, und ich fordere Sie daher auf – Sie melden sich ja
bereits (VBgmin Grete Laska: Ich melde
mich nicht, aber diese Anregung finde ich gut!) –: Kommen Sie da heraus und
bekennen Sie sich doch einmal zu Ihrer eigenen Verantwortung und nehmen Sie
diesen falschen Vorwurf gegen die Regierung den Finanzausgleich betreffend noch
heute von diesem Pult aus zurück! Vor allem aber: Legen Sie diesem Gemeinderat
bitte in Zukunft keine falschen Zahlen im Budget mehr vor! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte doch zu den Vorrednerinnen und Vorrednern
einige Bemerkungen machen. Ich glaube, es ist notwendig.
Wenn man sich Sorgen macht, dann muss ich sagen, ich
mache mir auch Sorgen, aber Sorgen um die strukturelle Unfähigkeit der
Opposition, zuzuhören. Denn es wurde ja klar gesagt, es war schon okay, dass
Beamte nachdenken, aber – und da beziehe ich mich vor allem auf die Frau StRin
Vassilakou – der Bürgermeister hat ja nicht nur sofort gesagt, dass die
Vorschläge nicht umgesetzt werden, er hat auch nicht von Ablage oder Papierkorb
gesprochen, sondern er hat es noch stärker ausgedrückt, er hat gesagt, das
kommt nicht in den Papierkorb, sondern in den Reißwolf. Es ist weg. Es wird
politisch entschieden. Es geschieht nicht. (GR
Günter Kenesei: Nur die Briefe sind hinausgegangen!)
Seitdem hat es auch wieder Briefe anderen Inhalts
gegeben, in denen auch alle vertraglichen Sachen zugesichert wurden, und jetzt,
nachdem sie bemerkt hat, man kann damit in der Öffentlichkeit punkten, weigert
sich die Opposition einfach kontinuierlich, das zur Kenntnis zu nehmen. Das ist
die Wahrheit, und deshalb gibt es auch heute diese Sondersitzung. Es gibt
keinen Beleg dafür, dass das, was die Opposition hier behauptet, wahr ist. Es
gibt auch kein Budgetloch. Die Zahlen sind gesagt und in dem Sinn immer wieder
wiederholt worden. Es werden 34 Millionen zentral zugeschossen, es kommen
29 Millionen aus dem Ressort selbst. Das bringt die 63 Millionen, die
eben sichern, dass wir allen vertraglichen und gesetzlichen Verpflichtungen
auch nachkommen können. Alle höheren Zahlen sind durch einen innergrünen
Lizitationswettbewerb entstanden. 80, 90, 100, ich glaube der Margulies ist vorne
gewesen mit 200, dann habe ich aufgehört zuzuhören, aber es war vollkommen
unklar, wo diese Lizitationsschraube herkommt, wo das hinführt und wird auch
nur einem innergrünen Zwist zu verdanken sein, (GR Dipl Ing Martin
Margulies: Du hast das nicht verstanden! Ich werde es noch einmal erklären!)
Ja, ja, du brauchst dich nicht aufregen. Ich meine, das ist okay. (GR Dipl
Ing Martin Margulies: Wenn du zuhörst, dann verstehst du es auch!) Es hat
nur mit der Wahrheit nichts zu tun, denn das war eine innergrüne
Auseinandersetzung. (Ironische Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Darauf wollte ich hinweisen. Also bitte, wenn es einen
Skandal gibt, ist es ein Oppositionsskandal, aber keiner, der die Sozialpolitik
in Wien betrifft. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Und wenn die Frau StRin Vassilakou von Ignoranz
spricht, muss man sagen, vor allem ist es eine Ignoranz gegen alle Aussagen,
die hier von Amtsträgern getätigt werden. Das ist wirklich Ignoranz. Denn dass
es Nachdotierungen gibt, ist weder Wien spezifisch – das kommt auch in anderen
Bundesländern vor, ich meine, auch international, aber ich will ja gar nicht so
weit ausufern, jedenfalls ist es nicht Wien spezifisch –, noch ist es einmalig
und erstmalig. Wir haben Überschüsse gehabt, wir haben schon nachdotiert, und
es kommt immer wieder vor. Wie man in so einen Ablauf etwas hineingeheimnissen
kann, ist tatsächlich eine Sache, die der politischen Taktik zuzuschreiben ist.
Okay, das nehme ich zur Kenntnis, aber deshalb brauchen wir uns hier nicht
irremachen zu lassen.
Ich nennen nur eine Zahl, die ich schon ein bisschen
erklären kann, nämlich dass für das heurige Jahr bundesweit ja 2,5 Prozent
Wachstum geplant waren von allen Wirtschaftsforschungsinstituten. Es sind aber
nur knapp über null, also unter 1 Prozent gekommen, und das – sagen die
Wirtschaftsforschungsinstitute – ist dem Minikonjunkturpaketchen der
Bundesregierung, auf das der Redner der ÖVP so stolz war, zu verdanken.
Und sonst sind Sie überhaupt auf null Prozent
abgegrundelt, wo wir ja wissen, dass Wien hier alles in allem als ein
Bundesland mehr investiert hat, als das der gesamte Bund getan hat, um eben
Arbeitslosigkeit zu verhindern und die Wirtschaft anzukurbeln. Und das ist eine
Wahrheit, die auch einmal gesagt werden muss. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Kollegen Pfeiffer. Ich meine,
fein, dass Sie den Herrn Bürgermeister da mit Arbeit bedenken. Ich bin dafür,
dass er alle Ressorts, wenn es notwendig ist, zur
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