Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 57
erklären, warum die anderen Bundesländer die
Trendwende bereits geschafft haben. Sie müssen uns noch erklären, warum sich
die Politik der Regierung nur gerade bei uns in Wien so negativ auswirken soll.
Herr Bürgermeister! Ich kann Ihnen schon eine Antwort
darauf geben. Das Belastungspaket, das Ihre Fraktion in diesem Haus hier
beschlossen hat, ist ganz wesentlich dafür verantwortlich, dass immer mehr
Menschen in die Sozialhilfe abgleiten. (GR
Fritz Strobl: Aber Sie glauben das nicht selbst, was Sie hier sagen!) Schuld
an dieser besonders negativen Situation in Wien sind die hausgemachten
Belastungen, schuld ist die falsche Wirtschaftspolitik der Wiener SPÖ in diesem
Haus. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es geht also um eine
Unterbudgetierung von 63 Millionen EUR, es geht also um eine bewusst
falsche Budgetierung im Sozialressort. Bewusst falsch deshalb, weil die
Budgetierung ja bereits im Sommer des vergangenen Jahres stattgefunden hat, und
im Sommer des Vorjahres, meine Damen und Herren, hat sich bereits abgezeichnet,
dass man schon im Jahr 2002 mit den budgetierten Mitteln auf gar keine Fall
auskommen wird. Es hat sich schon im Vorjahr abgezeichnet, dass die Mittel für
die Sozialhilfe um 30 Millionen EUR überschritten werden, und man hätte
daher bei der Budgeterstellung für heuer natürlich zumindest jene Mittel
zusätzlich vorsehen müssen, die schon 2002 gefehlt haben, nämlich diese
30 Millionen.
Doch was hat man im Sozialressort tatsächlich
gemacht? Was hat die Sozialstadträtin budgetiert? Wir wissen es jetzt alle
schon. Man ist sogar noch hinter den Voranschlag 2002 zurückgegangen, obwohl
man ganz genau wusste, dass man schon 2002 ganz sicher nicht auskommen wird,
dass eben um 30 Millionen EUR bereits zu wenig budgetiert waren. Man
hat dieses Budget also bewusst falsch erstellt, und es erscheint daher die Eile
bei der Ausgliederung in diesen Fond Soziales Wien in einem ganz neuen und auch
interessanten Licht. Man hat offenbar den Versuch unternommen, sich mit diesem
falschen Budget noch irgendwie über dieses heurige Jahr hinwegzuschwindeln,
hinwegzuschwindeln in der Hoffnung, dann im nächsten Jahr schon, 2004, mit der
Ausgliederung von all diesen Problemen erlöst zu werden.
Meine Damen und Herren! Wir kennen das Muster dieser
Flucht aus der Verantwortung vom Krankenanstaltenverbund. Das Muster dieser
Flucht sieht so aus: Man gliedert zuerst diese Organisation aus, wie das beim
KAV der Fall war, dann schließt man einen Finanzierungsvertrag – auf fünf Jahre
etwa wie beim KAV –, und in diesem Finanzierungsvertrag werden die Mittel ganz
bewusst weit unter den Bedarf heruntergekürzt – beim KAV zum Beispiel wurde
weit unter der Inflationsrate valorisiert –, dann schickt man die Einheit
alleine auf die Reise, und wenn diese Einheit dann natürlich auf Grund der
Kürzungen scheitert, ja scheitern muss, dann sind Sie natürlich nicht mehr
schuld, dann sind irgendwelche Beamte daran schuld, dann sind irgendwelche
Manager daran schuld, aber es kann niemals mehr die zuständige Stadträtin, die
politisch Verantwortliche, daran schuld sein.
Herr Bürgermeister, Frau Stadträtin, wir haben aus
diesem Grund ja auch den Vorschlag gemacht, einen Finanzplan für all diese
Bereiche vorzulegen. Nur ein solcher Finanzplan kann die Budgethoheit dieses
Hauses wirklich garantieren. Die heutige Debatte ist doch der schlagende
Beweis, dass wir ohne einen solchen Finanzplan eben nicht mehr auskommen.
Herr Bürgermeister, Frau Stadträtin, ich fordere Sie
daher auf: Nehmen Sie doch einmal einen Vorschlag auch der Opposition an!
Führen wir gemeinsame Gespräche über die Informationsrechte dieses Hauses, und
respektieren Sie die Budgethoheit dieses Gemeinderates. (Beifall bei der
FPÖ.)
Meine Damen und Herrn! Wir haben also für heuer ein
bewusst falsches Budget vorgelegt bekommen, und in diesem Ressort scheint die
falsche Budgetierung auch ein bisschen zur Tradition zu werden. Ich meine jetzt
nicht die Tabellen vom Vormittag, sondern ich meine die Landeslehrer, die heute
noch nicht angesprochen worden sind. Denn dieses Ressort hat ja auch diesbezüglich
einen falschen Rechnungsabschluss vorgelegt.
Es ist in diesem Rechnungsabschluss ebenfalls die
Flucht aus der Verantwortung angetreten worden, weil auch in unserem
Rechnungsabschluss ausdrücklich die Bundesregierung beschuldigt wurde. In diesem
Rechnungsabschluss ist die Bundesregierung wortwörtlich beschuldigt worden,
ihre Verpflichtungen aus dem Finanzausgleich nicht mehr zu erfüllen, sie ist
nämlich beschuldigt worden, ihre Verpflichtungen für die Landeslehrer nicht
mehr zu erfüllen. Doch Sie, Herr Bürgermeister – Sie sind ja jetzt wieder im
Saal –, haben selbst als Landeshauptmann damals diesen Finanzausgleich
unterschrieben. Sie haben damit auch ausdrücklich die Verpflichtung
unterschrieben, die in diesem Finanzausgleich normierten Stellenpläne für die
Lehrer ganz genau einzuhalten. Dann ist aber plötzlich der Stadtschulrat, dann
ist die MA 56 nicht imstande, diese Verpflichtungen einzuhalten, dann sind
Sie nicht imstande, diese vereinbarten Stellenpläne tatsächlich einzuhalten,
dann überschreitet die Stadt diese Stellenpläne ganz einfach laufend um 600 bis
700 Stellen. Sie haben es also nicht geschafft, diese Stellenpläne
einzuhalten. Sie haben es im letzten Jahr nicht geschafft, und Sie schaffen es
im heurigen Jahr schon wieder nicht, denn die Stellenpläne werden ja schon
wieder überschritten. Es waren daher Sie selbst, es war die Stadt, die ihre
Verpflichtungen aus diesem Finanzausgleich nicht erfüllt hat.
Frau Stadträtin, ich muss jetzt hören, dass zu allem
Überfluss Ihre Geschäftsgruppe jetzt sogar so weit geht, dass sie überhaupt
keine diesbezüglichen Daten mehr an den Bund liefert. (GRin Mag Sonja Wehsely: Das stimmt ja überhaupt nicht! Sie sind falsch
informiert!) Der Transfer der Daten über die Lehrer an den Bund wurde in
Ihrer Geschäftsgruppe einfach gestoppt. (GRin
Mag Sonja Wehsely: Sie sind falsch informiert!) Allein dieser Datenstopp
ist ja bereits ein Schuldgeständnis, denn Wien liefert als einziges Bundesland
derzeit überhaupt
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