Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 57
jetzt aus ihrer Verantwortung flüchten will, dass sie
ihre Verantwortung auf irgendwelche Manager, auf irgendwelche Beamte in diesem
ausgegliederten Bereich abschieben will. Und genau das Gleiche, Herr
Bürgermeister, soll sich jetzt hier im Sozialbereich vollziehen. Das ist der
eigentliche Zweck dieses Fonds. Der Fonds muss jetzt ganz schnell gegründet
werden, weil man schon ganz genau weiß, dass die Mittel dafür in den nächsten
Jahren ja niemals ausreichen werden. Man will den Fonds ganz schnell gründen,
um dann in Zukunft, ab dem nächsten Jahr schon, die Verantwortung – genauso wie
im Gesundheitsbereich – auf irgendwelche Beamte, auf irgendwelche Manager
abschieben zu können, ganz genau so, wie wir das jetzt im Pflegeskandal erlebt
haben.
Herr Bürgermeister! Ich meine daher, Sie sollten
nicht den gleichen Fehler machen, Sie sollten die Schuld nicht auf andere
schieben. Das ist keine kluge Strategie. Sie haben heute auch in Ihrer Anfragebeantwortung
etwa die gesamte Schuld auf die Bundesregierung geschoben. Die Frau
Vizebürgermeisterin hat heute Morgen sogar mit Tabellen den Versuch
unternommen, das zu untermauern. Ein paar Tabellen haben Sie vorgelegt mit
vielen falschen Zahlen darin, Frau Vizebürgermeisterin. (VBgmin Grete Laska: Das sind nicht meine Tabellen!) Es sind nicht
Ihre Tabellen, sie sind vielleicht von der Schulverwaltung, aber Sie haben in
diesen Tabellen behauptet, dass sich die Investitionen des Bundes halbiert
haben.
Man kann vielleicht den Experten der Schulverwaltung
– ich weiß nicht, woher die kommen – zugestehen, dass sie keine Experten sind,
man kann auch Ihnen zugestehen, dass Sie keine Finanzexpertin sind, aber es ist
halt so, dass die Bundesinvestitionen heute über ASFINAG,
Bundesimmobiliengesellschaft, ÖBB, Schieneninfrastrukturgesellschaft
abgewickelt werden, und wenn man die Gesamtbilanz zieht, Frau
Vizebürgermeisterin, dann sieht man doch, dass etwa verglichen mit 1999, also
dem letzten Jahr unter einem sozialistischen Bundeskanzler, diese Investitionen
um insgesamt genau 741 Millionen EUR gestiegen sind. Also der Bund
gibt heute um 10 Milliarden Schilling mehr aus als noch 1999 unter einer
sozialistischen Regierung. Die Forschungsausgaben sind um 300 Millionen
gestiegen, jene für Bildung und Wissenschaft sogar um 1,5 Milliarden.
Gerade das WIFO hat erst vor zehn Tagen eine Studie
vorgelegt, in der ganz genau nachzulesen ist, dass die Konjunkturpakete der
Regierung erfolgreich waren. (GRin Dr
Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Aber der Haider sieht das nicht so!) Frau
Vizebürgermeisterin, das WIFO selbst hat der Regierung wissenschaftlich genau,
mit Expertenmeinungen diese aktive Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik
bestätigt, die Sie heute in Ihrer Rede dreimal eingemahnt haben. Sie sollten
daher nicht schon wieder diesem Gemeinderat mit diesen Tabellen falsche Zahlen
vorlegen. (Bgm Dr Michael Häupl: Das
sieht der Kollege Haider aber ganz anders!) Sie sollten damit aufhören,
immer nur die Schuld auf andere zu schieben, und Sie sollten aufhören, damit
immer nur von Ihren eigenen Versäumnissen ablenken zu wollen (Beifall bei
der FPÖ. – Bgm Dr Michael Häupl: Das sieht Kollege Haider ganz anders!)
Herr Bürgermeister, Sie haben es ja genauso gehalten.
Sie haben heute auch sinngemäß gemeint, dass uns die Politik der Regierung
eigentlich alle Probleme aufhalst, das heißt, Sie haben eigentlich die gleiche
Strategie versucht. Aber in Wahrheit ist es doch so – und das sollte auch
einmal in dieser Debatte erwähnt werden –, dass gerade das Belastungspaket, das
in diesem Haus beschlossen wurde, die sozial schwächsten Bevölkerungsgruppen
natürlich am stärksten trifft, weil die städtischen Gebühren und Tarife zumeist
– mit ganz wenigen Ausnahmen – natürlich keine Staffelung nach dem Einkommen
vorsehen. Diese vielen Tariferhöhungen sind daher mitverantwortlich dafür, dass
gerade in letzter Zeit immer mehr Menschen in die Armut abgleiten. (GR Fritz Strobl: Haben Sie die
Steuererhöhungen vergessen?)
Herr Bürgermeister! Die Mietenerhöhung im Wohnbau,
die Erhöhung der Strompreise in Wien, die Kürzung bei Essen auf Rädern, die
Tariferhöhung bei den Wiener Linien,
die Fahrscheinpreiserhöhungen treffen natürlich die sozial Schwächsten am
meisten. Die Müllgebühren mit plus 25 Prozent, die die Wohnkosten
hinaufschießen lassen, treffen natürlich die Schwachen. (GR Fritz Strobl: Über 30 Steuererhöhungen auf Bundesebene!)
Da gibt es auch keine Staffelung nach dem Einkommen. Die Bädertarife treffen
die Schwachen. Der Kostenbeitrag in den Wiener Spitälern trifft die Schwachen (VBgmin Grete Laska: Da gibt es
Unterschiedlichkeiten!) und vor allem natürlich die Gaspreise. Die
10-prozentige Graspreiserhöhung in Wien, Herr Bürgermeister, wird zu einer
massiven Erhöhung der Heizkosten in dieser Stadt führen und ist natürlich eine
Belastung vor allem für die Schwachen.
Natürlich
ist es auch richtig, Frau Vizebürgermeisterin, dass die Arbeitslosigkeit
insgesamt in dieser Stadt weiter zunimmt. Sie haben heute Morgen etwa gemeint,
dass in ganz Österreich wieder Arbeitsplätze verloren gehen.
3 000 Arbeitsplätze, haben Sie gemeint, wenn ich das richtig
mitgeschrieben habe, gehen derzeit wieder verloren. Aber, Frau
Vizebürgermeisterin, Sie haben nicht dazugesagt, dass es dabei nur um Wiener
Arbeitsplätze geht, dass in den anderen Bundesländern Gott sei Dank schon
wieder neue Arbeitsplätze geschaffen werden, und Sie haben nicht dazugesagt,
dass Wien die Ausnahme ist, denn Wien ist ja hier traditionell leider das
Schlusslicht.
Auch das Wifo
stellt dazu fest – ich darf das wörtlich zitieren –, dass die Verschlechterung
eben auf die Arbeitsmarktentwicklung in Wien zurückzuführen ist. In ganz
Österreich steigen die Beschäftigtenzahlen Gott sei Dank wieder, nur Wien
verliert laufend Arbeitsplätze, und die negative Wiener Bilanz verzerrt daher
den Gesamtdurchschnitt. Das ist keine Feststellung der Opposition, sondern dass
sind Zitate aus dem aktuellen Bericht des Wifo.
Frau Vizebürgermeisterin, Sie müssen uns daher, wenn Sie diese
Verteidigungslinie fahren, heute noch
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