Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 57
bestens in
Wien. Die Opposition ist verrückt geworden und hat sich plötzlich aufgeregt.
Wie kommt sie denn überhaupt darauf? Wo hat sie denn das alles her? Jetzt kommt
sie daher und redet einen Skandal herbei, aber in Wien ist alles bestens. Ich
sage Ihnen, es hat mich nicht allzu sehr überzeugt. Es war sehr souverän
vorgetragen, aber ich muss sagen, auch nachdem ich Ihnen sehr, sehr vorsichtig
zugehört habe, komme ich zu dem Schluss: Es läuft sehr wohl etwas schief in
Wien.
Denn wie kann es sein, dass wir in der
Landesregierung, in der Stadtregierung gleich zwei Stadträtinnen sitzen haben,
die ihr Ressort, gelinde ausgedrückt, entweder nicht im Griff haben oder ihrer
Aufgabe nicht gewachsen sind. (GRin Mag
Sonja Wehsely: Wer beurteilt das?) Die eine nimmt ein millionenschweres
Loch in ihrem Ressort zur Kenntnis, doch anstatt rechtzeitig die Alarmglocken
läuten zu lassen – und Sie werden doch nicht allen Ernstes behaupten, dass Juli
2003 rechtzeitig war –, um zu schauen, wo zusätzliches Geld herkommen kann,
fällt ihr ein – das haben wir heute bereits diskutiert –, Einsparungsmaßnahmen
auf Kosten der Ärmsten in der Stadt, auf Kosten der Bedürftigsten in der Stadt,
in Auftrag zu geben und erarbeiten zu lassen. (Bgm Dr Michael Häupl: Und da trauen Sie sich zu sagen, Sie sagen nicht
die Unwahrheit?! – VBgmin Grete Laska: Sie haben ja nicht einmal zugehört!)
Jetzt sagen Sie – in Ihrer Anfragebeantwortung haben Sie das gesagt –, das sei
Ihnen im Juli 2003 mitgeteilt worden, und Sie haben daraufhin politisch
entschieden, diese Maßnahmen seien nicht umzusetzen, wenn ich es richtig
verstanden habe. (VBgmin Grete Laska: Sie
haben überhaupt nicht zugehört!) Aber gleichzeitig sind bereits im Juli die
ersten negativen Briefe an Vereine hinausgegangen. Meine Damen und Herren, da
läuft sehr wohl etwas schief in Wien.
Die zweite Stadträtin – darüber wird natürlich auch
morgen diskutiert werden –übernimmt eklatante, geradezu tragische Missstände im
Pflegebereiche, doch sie ignoriert Warnungen, sie ignoriert Gespräche mit den
Personalverantwortlichen, sie ignoriert Berichte und Studien, sie schaut weg,
weil sie sich nicht einmal zuständig fühlt, etwas zu unternehmen, um diese
Missstände zu beseitigen. (GRin Josefa
Tomsik: Frau Kollegin! Meinen Sie, dass das sachlich ist, was Sie jetzt da
sprechen?) Es ist sehr wohl sachlich, liebe Kollegen. (GRin Renate Winklbauer: Das ist eine Unterstellung!) Es ist sehr
wohl sachlich, ich habe es ja nicht erfunden. Das ist doch Thema in dieser
Stadt seit drei Wochen, und Sie können sich doch nicht allen Ernstes hier
herstellen und so tun, als ob das nichts gewesen wäre, als ob das alles nichtig
wäre, als ob das alles von der Opposition erfunden worden wäre.
Also wir wenden uns an Sie, Herr Bürgermeister, und erwarten
uns Informationen. Was wir von Ihnen an Information erhalten, ist sehr wohl,
dass Sie – das sagen Sie – im Juli 2003 von dem Finanzloch erfahren haben, das
es sehr wohl gibt im Sozialressort, und dass Sie beschlossen haben, dass diese
Maßnahmen, die da erarbeitet worden sind, nicht umgesetzt werden. (VBgmin Grete Laska: Sie sollten dann das
Protokoll lesen, damit Sie wissen, wie das mit den Unwahrheiten ist!) Na,
da können Sie mich ja nachher korrigieren. (VBgmin
Grete Laska: Nein, Sie brauchen es nur zu lesen!) Sie können mich ruhig
nachher korrigieren, Frau Stadträtin. (VBgmin
Grete Laska: Ich wiederhole das Ganze nicht noch einmal! Das ist nicht unsere
Art!)
Ich möchte Ihnen jetzt etwas sagen: Es ist nicht der
Juli 2003, wo Sie hätten wissen müssen, dass es zu diesem Finanzloch kommen
wird, und es ist auch nicht der Juli 2002, denn wie kann Ihnen entgangen sein –
Ihnen, Frau Stadträtin, und auch dem Herrn Bürgermeister –, wie kann es sein,
dass es Ihnen entgeht, dass in dieser Stadt allein in den letzten drei Jahren
nahezu doppelt so viele Menschen Sozialhilfe benötigen wie zuvor? (VBgmin Grete Laska: Jetzt lesen Sie
wenigstens unsere Tabellen!) Das hätten Sie rechtzeitig wissen müssen (VBgmin Grete Laska: Jetzt lesen Sie
wenigstens die Tabellen, die vorliegen! Das ist schon ein Fortschritt!),
und da hätten Sie noch viel, viel rechtzeitiger Vorsorge treffen müssen.
Wie kann es sein, dass Ihnen so lange entgeht – bis
Juli 2003 –, dass die Sozialabteilung offenbar kurz vor der Zahlungsunfähigkeit
steht, wodurch sehr wohl – deswegen und aus keinem anderen Grund – bereits
erste Rücknahmen schon zugesagter Subventionen hinausgehen? Auch wenn Sie das
hundertmal leugnen, es bleibt trotzdem eine Tatsache. (VBgmin Grete Laska: Sie verwenden Begriffe, die nicht den Tatsachen
entsprechen. – GRin Mag Sonja Wehsely: Wollen Sie behaupten, dass es eine
Tatsache ist, dass nichts passiert ist?)
Wie kann es sein, dass Sie sich teure Kampagnen
leisten, in denen es heißt, "Wien ist anders", "Wien will's
wissen" vom Bund? Sie lassen sich als Gegenmodell zu dieser
Bundesregierung feiern, aber hinter verschlossenen Türen wird sehr wohl ein
Paket an Grauslichkeiten erarbeitet, von dem ich nicht weiß – erlauben Sie mir
zu zweifeln, erlauben Sie mir dennoch zu zweifeln, ich kann mir erlauben, sehr
wohl zu zweifeln –, ob es nicht doch umgesetzt worden wäre (GRin Mag Sonja Wehsely: Die Antwort ist "nein"!), und
zwar aus einem simplen Grund (GRin Mag
Sonja Wehsely: Die Antwort ist "nein"!): Wenn ich bereits Briefe
in Händen halte, Briefe, die, wie gesagt, die Rücknahme von bereits zugesagten
Subventionen zum Inhalt haben und die Vereine bereits im Juli, im August und im
September dieses Jahres erreicht haben, wieso soll ich dann ganz einfach
glauben, das wäre alles nicht geschehen? Es ist zum Teil bereits passiert. Man
hatte bereits mit der Umsetzung begonnen. Meine Kollegin hat es an die
Öffentlichkeit gebracht, und daraufhin ist es gestoppt worden. Ich finde es
löblich, dass es zumindest gestoppt und rückgängig gemacht worden ist. Aber
bitte stellen Sie sich nicht hierher und behaupten Sie nicht, dass die
Opposition das alles erfunden hätte. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Es gibt
nach wie vor zwei Möglichkeiten, was passiert sein kann im Zusammenhang mit dem
Sozialskandal in
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