Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 57
in der Begründung geschrieben – ich nehme ausschließlich dieses Dokument, das Sie heute vorgelegt haben –: "Sozialstadträtin Grete Laska beabsichtigte einen Sozialabbau im Ausmaß von 87 Millionen EUR allein im Bereich der MA 12." Sie haben das heute Vormittag hier auch wiederholt gesagt, und ich sage Ihnen, die Frau Sozialstadträtin hat überhaupt nie einen Sozialabbau geplant, selbstverständlich auch nicht im Ausmaß von 87 Millionen EUR, sondern wir haben eine Situation vorgefunden, die Ihnen auch nicht neu sein kann. Wenn Sie den Rechnungsabschluss 2002 einigermaßen aufmerksam gelesen haben, werden Sie wissen, dass wir damals auch zuschießen mussten, um unserer Verpflichtung im Bereich der Sozialhilfe nachzukommen und Probleme, die nicht wir verursacht haben, auch entsprechend zu lösen.
Aus diesem Grund kann ich die Politik, die Sie hier
verbreiten, nicht einmal einen Funken nachvollziehen. Ich sehe mich völlig
außerstande, zu begreifen, worin der Sinn der Sache besteht, dass man hier –
zum Teil auch mit erheblichen Unwahrheiten – versucht, gerade der Wiener
Sozialdemokratie, die in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die sich
heute in Österreich abspielen, eine sehr prononcierte soziale Rolle vertritt,
ans Zeug zu flicken. Ich nehme das zur Kenntnis, denn ich habe das ja nicht zu
beeinflussen, aber auch das werden Sie mit Sicherheit vor Ihren Wählern
verantworten können und zu verantworten wissen.
Ein Letztes, liebe Frau Gemeinderätin: Es ist ja
nicht das erste Mal, dass Sie das, was Sie heute über die Sozialdemokratie
gesagt haben, hier zum Ausdruck gebracht haben. Ich kann mich erinnern, dass
Sie auch in der Vergangenheit, Frau Gemeinderätin, der Sozialdemokratie immer
wieder unterstellt haben, sie mache etwa die gleiche Flüchtlingspolitik, die
gleiche Ausländerpolitik wie die FPÖ und vieles Ähnliches.
Ich kann daraus entnehmen und erkenne daraus, dass in
Ihnen eine unglaubliche Abneigung gegen die Sozialdemokratie da ist, dass Sie
eigentlich mit dieser Sozialdemokratie nichts zu tun haben wollen. (GR Mag Christoph Chorherr: Na geh! Darf man
als Opposition gar nichts mehr kritisieren!)
Liebe Frau Gemeinderätin! Ich komme Ihrem Wunsch
gerne nach. (Lang anhaltender Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende Mag Heidemarie Unterreiner:
Ich danke dem Herrn Bürgermeister für die Beantwortung der Dringlichen Anfrage.
Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die
Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt.
Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen
Anfrage hat sich Frau StRin Mag Vassilakou zu Wort gemeldet. Ich erteile
es Ihr, wobei ich sie daran erinnere, dass Sie 20 Minuten Redezeit hat.
StRin Mag Maria Vassilakou: Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Herr Bürgermeister! Verehrte Damen und Herren!
Der Herr Bürgermeister hat die
Anfragenbeantwortung, fast muss ich sagen, gewohnt souverän gestaltet, aber
gegen Ende, muss ich sagen, stand ich vor einer großen Überraschung. Das ist
sehr wohl weit, weit weg vom gewohnten Niveau ausgefallen, denn – erlauben Sie
mir die durchaus auch etwas persönliche Anmerkung – gegen Ende ist es mir ja
fast weinerlich vorgekommen. (VBgmin
Grete Laska: Wer gibt Ihnen eigentlich das Recht, hier zu urteilen! – GR Mag
Thomas Reindl: Jetzt sind Sie plötzlich so dünnhäutig!)
Wie kann es denn sein, dass Sie sich hier herstellen und meiner
Kollegin, Frau GRin Susanne Jerusalem, unterstellen, bewusst Unwahrheiten zu
verbreiten, weil sie auf Basis ihrer Informationen – und sie hat diese
Informationen erhalten (GRin Mag Sonja
Wehsely: Sie hat aber auch andere erhalten!), die Medien haben diese
Informationen erhalten – das hat getan, wofür Menschen in der Opposition
gewählt werden? (GRin Mag Sonja Wehsely:
Sie hat aber auch ganz andere Informationen erhalten!) Sie hat ihre Aufgabe
erledigt, Herr Bürgermeister. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ich verstehe,
dass das ärgerlich ist für Sie, aber mit Unwahrheiten hat es überhaupt nichts
zu tun. Also von Unwahrheiten, die noch dazu bewusst verbreitet werden, sind
wir weit, weit, weit weg. (GRin Mag Sonja
Wehsely: Sie hat aber auch ganz andere Informationen erhalten, und sie hat
heute auch die Mitteilung der Frau Vizebürgermeisterin erhalten!)
Zweitens:
Auch Sie sind in Ihren Ausführungen auf die Bundespolitik eingegangen. Jawohl,
Herr Bürgermeister, auch wir wissen, was die Bundesregierung für einen sozialen
Kahlschlag in den letzten Jahren zu verantworten hat, der ganz Österreich und
nicht allein Wien betrifft. Ja, das ist alles hinlänglich bekannt, das ist
hundertfach diskutiert. (GRin Mag Sonja
Wehsely – ein Exemplar der Dringlichen Anfrage in die Höhe haltend –: Wo steht
das? Wo steht das, bitte?)
Es geht
nicht darum, ob es da steht. Liebe Kollegin Wehsely. Sie werden sich jetzt doch
nicht allen Ernstes darauf berufen wollen, ob es einmal, zehnmal oder
zwanzigmal in der Begründung einer Dringlichen Anfrage an den Herrn
Bürgermeister über die Wiener Zustände steht, um uns zu sagen, wir würden nicht
ausreichend Bezug auf die Bundessituation nehmen. (GRin Mag Sonja Wehsely: Es steht überhaupt nicht drinnen! Es steht
nullmal drinnen! – VBgmin Grete Laska: Es ist überhaupt nicht drinnen! Ganz im
Gegenteil! Sie formulieren es ganz anders!) Das wissen wir alles schon (GR Franz Ekkamp: Wer hat heute angefragt?),
das haben wir bereits diskutiert, aber wir sitzen hier nicht im Nationalrat,
hier ist der Wiener Gemeinderat. (Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sie müssen auch die Ursachen sehen!) Wir
sitzen heute hier, um darüber zu diskutieren, was wir in Wien hätten machen
können in den letzten Jahren und was man in Wien in den nächsten Jahren tun
kann, um tatsächlich ein Gegenmodell zu dieser Bundesregierung erstellen zu
können und das nicht nur in Sonntagsreden von sich zu behaupten. (Beifall bei den GRÜNEN. – GRin Josefa
Tomsik: Sie werden doch nicht behaupten wollen, dass Wien nichts tut!)
Wissen Sie, Herr Bürgermeister, wenn man Ihnen zuhört, kann
man den Eindruck gewinnen, es ist ja alles
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