Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 57
von den Medien erfahren hat. (VBgmin Grete Laska:
Haben Sie noch andere Vorschläge?) Wie anders wäre das große Erschrecken
des Bürgermeisters zu erklären, wobei er Dinge sagt, die er dann auch wieder
zurücknimmt, wie die in großer Verärgerung ausgesprochene Sache mit dem
Stabilitätspakt? (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist Ihre selektive Wahrnehmung!
Ihre selektive Wahrnehmung!)
Vielleicht ist es auch die Wahrnehmung vieler
Wienerinnen und Wiener oder auch vieler Medienvertreter. - Sie werden
Gelegenheit haben, das auch wieder in das Ihnen genehme Licht zu rücken, und wir
werden Ihnen gerne zuhören.
Wir möchten jedenfalls wissen: Was haben Sie wann von
wem erfahren? - Mein Eindruck war, man hat Sie "erwischt" beim
Sozialabbau, und Sie haben aus Schreck die ganze Geschichte wie eine heiße
Kartoffel fallen lassen. Das war mein Eindruck. (GR Franz Ekkamp: Das sind
schon entbehrliche Unterstellungen, Frau Kollegin!) - Das ist keine
Unterstellung, das war mein Eindruck. Und ich sage hier als Gemeinderätin, was
mein Eindruck war. (GR Harry Kopietz: Das ist so abstrus, dass
keiner ...! Gott sei Dank! – Ruf bei der SPÖ: Das ist der grüne Stil! - GR
Franz Ekkamp: Das ist ein Stil, Frau Kollegin! Das ist ein Stil!)
Es stellt sich aber gleich die nächste Frage. Es
stellt sich nicht nur die Frage: Was wusste der Bürgermeister eigentlich über
den Sozialabbau? (GRin Mag Sonja Wehsely: Welcher Sozialabbau?), oder:
War er vielleicht der Auftraggeber? (GRin Mag Sonja Wehsely: Wovon sprechen
Sie?), oder: Spielt sich hinter seinem Rücken alles Mögliche ab, wovon er
nichts weiß? (VBgmin Grete Laska: Wie groß muss ... bei den GRÜNEN sein,
dass solche Verdächtigungen aufkommen?), sondern es stellt sich gleich die
nächste Frage, nämlich: Wie ist eigentlich die Geschichte mit dem Budgetloch
nunmehr zu begreifen?
Zunächst, ganz am Beginn der Geschichte, als der
Schreck groß war, hat man gesagt: Naja, 30 Millionen EUR fehlen. -
Das war einmal die erste Mitteilung.
Am 2. September sagte dann der Herr
Bürgermeister - ich zitiere -: "Ich habe es wirklich satt, für schwerste
wirtschaftspolitische und sozialpolitische Fehlleistungen der Bundesregierung
als Wiener Bürgermeister den Kopf hinhalten zu müssen!", und machte die
Ankündigung, den innerösterreichischen Stabilitätspakt nicht mehr unbedingt
einhalten zu wollen. Das weist darauf hin, dass es zu diesem Zeitpunkt ein
Finanzloch gegeben hat. (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist aber kein Zitat! Das
ist kein Zitat! Wenn, dann zitieren Sie mich richtig!) - Nein, der zweite
Teil ist kein Zitat, sondern ich sage, dass Sie diese Ankündigung gemacht
haben. Das war kein Zitat, stimmt. (GR Franz Ekkamp: Sie verdrehen bewusst!
Sie verdrehen die Tatsachen bewusst!)
Am 12. September ist das Finanzloch blitzartig
auf mehr als das Doppelte angewachsen. Zu diesem Zeitpunkt nämlich spricht Frau
StRin Laska von einem Finanzloch in einem Ausmaß von
63 Millionen EUR. (VBgmin Grete Laska: Sie haben den selben Fehler
im Ohr wie der Herr GR Strache!)
Da waren es plötzlich 63 Millionen EUR!
Zuerst waren es 30, dann sind es schon mehr: 63. Es geht einfach dahin!
Am 16. September stärkt der Bürgermeister seiner
Sozialstadträtin den Rücken und sagt jetzt plötzlich, zur Überraschung aller,
im Ressort von Grete Laska gäbe es kein Finanzloch. - Jetzt war es weg!
Plötzlich war es weg! Es ist da, es wächst, es wird kleiner, es geht weg - ein
wanderndes Finanzloch hat Wien heimgesucht und wandert hier jetzt durch die
Gegend. (GRin Mag Sonja Wehsely: Das können Sie nicht ernst meinen, was Sie
da reden! – VBgmin Grete Laska: Oh ja, sie nimmt es ernst! Das ist ja das
Problem! Das ist das Problem!)
Aber es wird noch besser! (GRin Mag Sonja Wehsely:
Die Spirale der Skurrilität steigt ins Unermessliche!) - Dieses wandernde
und einmal wachsende, einmal schrumpfende Finanzloch, das diese Stadt
überfallen hat, war dann schlussendlich - und jetzt werden Sie sich freuen, Sie
können an dieser Stelle klatschen - die massivste Unsinnigkeit der GRÜNEN!
Also ist jetzt das Finanzloch auch noch eine
Erfindung der GRÜNEN - das wird immer besser! (GR Harry Kopietz: Das erste
Mal, dass Sie etwas Sinnvolles gesagt haben!)
Dann kommt einem aber Finanzstadtrat Rieder in
Erinnerung, der schon im "profil" am 1. September mit der
Aussage zitiert wird, er hätte nicht gewusst, dass das Finanzloch so groß ist. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren! Ich denke daher, jetzt ist
der Zeitpunkt - und wir geben Ihnen heute in unserer Dringlichen Anfrage die
Gelegenheit dazu -, uns über die Frage aufzuklären: Wie groß ist das
Finanzloch? Wie schaut das aus in Bezug auf 2003? Wie schaut das aus in Bezug
auf 2004? - Sie werden uns das heute sicher alles ganz genau erklären.
Nun mein
nächstes Anliegen, das auch in dieser Anfrage formuliert ist: Wir wollen gerne
wissen, was mit den bereits erfolgten Sparmaßnahmen nun passiert. Sind die
mitgekübelt worden oder liegen sie noch am Tisch? Ich möchte das sehr gerne
wissen.
Nur um ein
Beispiel zu bringen: Es waren ja etliche von Ihnen im Raum, als ich über die unbegleiteten
minderjährigen Flüchtlinge gesprochen habe, die laut Jugendwohlfahrtsgesetz
ganz genauso behandelt werden müssten wie Kinder und Jugendliche mit
österreichischer Staatsbürgerschaft, das aber nicht werden und nicht in den
Wohngemeinschaften der MA 11 betreut werden. Da wüsste ich gerne: Was ist
mit denen? Hat sich da seit meiner letzten Rede irgendetwas bewegt? Gibt es da
bereits eine Verbesserung? Was geschieht mit ihnen?
Oder was ist zum Beispiel mit dem Sparauftrag an die
MA 11, der meines Wissens - aber Sie können mich ja eines Besseren
belehren - immer noch aufrecht ist und der da lautet: Es sollen in Hinkunft
10 Millionen EUR eingespart werden. – Na, das wäre massiv, vor allem
in Anbetracht dessen, dass die Personalknappheit und die Ressourcenknappheit in
der MA 11 ja bereits jetzt Tatsachen sind.
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