Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 57
zwei Dinge
zu sagen. Das eine ist: Wissen Sie, ich bin hier als Kommunalpolitikerin
zuständig dafür, dass die Dinge, die hier - und ich fühle mich da natürlich
sozusagen der Sozialdemokratie verpflichtet - die Sozialdemokratie in dieser
Stadt umsetzen will und wofür die Sozialdemokratie in dieser Stadt steht, auch
passieren. Wäre ich gerne Abteilungsleiterin geworden - und das kann ich
vielleicht auch Frau Kollegin Korosec mitgeben, die gerne wissen möchte, was
alles für Anträge hier eingehen -, dann würde ich mich persönlich beim
Magistrat bewerben und würde mich bemühen, dass ich Abteilungsleiterin werde.
Ich sage Ihnen ehrlich, ich möchte das nicht sein, sondern ich möchte gerne
schauen, dass hier die politischen Entscheidungen getroffen werden, die meiner
Ansicht nach richtig sind.
Die
politische Entscheidung, die einzig richtige politische Entscheidung in dieser
Situation, in der wir auf Bundesebene einen massiven Sozialabbau haben, in der
wir sehen, dass die Politik dieser Bundesregierung Menschen an den Rand drängt
wie noch nie zuvor, und in der wir eine Bundesregierung haben, die gegen die
Arbeitslosigkeit nichts tut, außer so zu tun, als hätte sie damit nichts zu
tun, gibt es nur eine politische Lösung, und diese politische Lösung ist es,
die Notwendigkeiten, die bestehen zu finanzieren. Genau das tun wir hier in
Wien, und das ist gut und richtig so! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. - Als Nächster zum Wort gemeldet ist
Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich mache darauf aufmerksam, dass ab nun die
Redezeit nur 20 Minuten beträgt.
GR Dipl
Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
"Schuld
ist die Bundesregierung!" (GRin Sonja Kato: Ja!) "Und wer in
Wien" ... (Demonstrativer Beifall bei der SPÖ.) "Und wer in
Wien Majestätsbeleidigung übt und Häupl kritisiert, steckt mit der
Bundesregierung unter einer Decke!" - Eine dümmere und dreistere Reaktion
von Ihrer Seite, wenn man gleichzeitig Sozialabbau in massivem Ausmaß betreibt
...
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Herr Kollege Margulies, ich würde ...
GR Dipl
Ing Martin Margulies (fortsetzend): ... ist unglaublich
und eigentlich der Sozialdemokratie nicht würdig!
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Herr Kollege Margulies!
GR Dipl
Ing Martin Margulies (fortsetzend): Frau
Vorsitzende, unterbrechen Sie mich bitte nicht.
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Na freilich! (Heiterkeit.) Wenn Sie
noch einmal "dümmere" sagen oder hier sonst irgendwelche Vormerkungen
machen, werde ich Sie unterbrechen. - Danke. (GR Kurth-Bodo Blind: Und der
Bürgermeister darf "Schwachsinn" sagen?)
Herr
Kollege Margulies, Sie haben weiter das Wort.
GR Dipl
Ing Martin Margulies (fortsetzend): Sehr geehrte
Frau Vorsitzende!
Sie wissen genau, es ist ein Werturteil, wenn ich
sage: Es ist eine dumme und dreiste Argumentation, insbesondere mir zu
unterstellen, ich wäre für Schwarz-Grün! Ich weiß, was die Bundesregierung in
den letzten drei Jahren an den Menschen verbrochen hat, und ich weiß auch, was
die Bundesregierung, als die Sozialdemokratie noch dabei war, gegenüber den
Menschen an Sozialabbau geleistet hat. (GR Franz Ekkamp: Und der Herr
Chorherr?)
Aber jetzt reden wir über Wien, und wir reden darüber,
wie Häupl, Rieder und Laska die besten Erfüllungsgehilfen von Grasser sind! Wir
reden darüber, dass Wien, obwohl wir es Ihnen vor einem Jahr gesagt haben,
obwohl wir es Ihnen vor zwei Jahren gesagt haben, 339 Millionen EUR
Budgetüberschuss hat, 324 Millionen EUR Budgetüberschuss plant,
5 Milliarden ATS, und gleichzeitig geht die Weisung hinaus - und ich
bin froh, dass sie im Papierkorb gelandet ist, Frau StRin Laska! -, es geht die
Weisung hinaus, dass fürs Budget 2004 auf Basis des Budgetvoranschlages 2003 zu
budgetieren ist. Sie wissen schon heute, dass im Rahmen der MA 12
58 Millionen EUR fehlen, und genau deshalb wurde ein
Belastungskonzept in der Größenordnung von 87 Millionen EUR erstellt.
Das wussten Sie als Sozialstadträtin, und das ist verantwortungslos!
Frau Wehsely stellt sich heraus und beklagt zu Recht
das Schicksal derjenigen, die von den Maßnahmen der Bundesregierung betroffen
sind. Ich glaube, sie hat gesagt, 40 000 Familien oder
100 000 Betroffene werden von der Bundesregierung belastet. Und Sie
sagen, im Sozialbereich müssen 87 Millionen EUR eingespart werden -
bevor der Bürgermeister das Papier kübelt. Bei wem hätten Sie es denn gespart?
Bei den Reichen, bei den Vermögenden? Oder bei den SozialhilfebezieherInnen?
Bei den Behindertenvereinen? Sicher nicht bei den Menschen, die es sich leisten
können, sondern bei den 40 000 Familien, bei den
100 000 Menschen, die betroffen sind! (GRin Mag Sonja Wehsely: Wo findet das statt?) Entschuldigung, wenn
es ... (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Reden Sie über ...! Sagen Sie nicht
"hätte"!)
Es gibt bis jetzt von Ihnen nur Absichtserklärungen,
mehr gibt es nicht. Es wurde keine Nachdotation in irgendeinem Ausschuss
beschlossen, es wurde keine Nachdotation im Finanzausschuss oder im Gemeinderat
beschlossen. Sie wissen das, wir wissen das! Sie reden davon, dass im Rahmen
Ihres Ressorts 29 Millionen EUR, wenn ich Sie richtig verstanden
habe, irgendwo zusammengespart wurden; Sie sagen nicht einmal, wo. Die
1,4 Millionen EUR bei den Bädern sind ein Netsch, die Gänsbachergasse
und die Meldemannstraße sind noch nicht verkauft. Da muss man sich prinzipiell
fragen, ob dies dem Sozialbudget zugerechnet werden sollte oder ob das nicht
ins Budget der Stadt Wien gehört.
Nur dass Sie mich nicht falsch
verstehen: Uns geht es nicht darum, dass man einspart. Uns geht es darum, dass
man sich endlich von diesem innerösterreichischen Stabilitätspakt, dem drei
Parteien in diesem Lande huldigen - die Sozialdemokratie, die ÖVP und die
Freiheitlichen -, löst, so wie es - ungewollt, sage ich dazu - der Bund ja
schon längst getan hat. Dann muss man nämlich
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