Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 57
einbringen werde und der nochmals Folgendes vorsieht.
Der Antrag lautet:
"Der Wiener Gemeinderat fordert die
Bundesregierung eindringlich auf, die Notstandshilfe in der derzeitigen
Finanzierung aus der Arbeitslosenversicherung beizubehalten und
armutsvermeidend auszubauen."
Ich nehme an, dass wir diesen Antrag hier einstimmig
werden beschließen können. (Ruf bei der FPÖ: Da werdet ihr euch täuschen!)
Zusätzlich muss man auf einen Punkt eingehen, der
meiner Meinung nach heute noch ein bisschen zu wenig beleuchtet worden ist, und
zwar darauf, dass wir es neben den ständig steigenden Ausgaben, die daraus
resultieren, dass auf Bundesebene verfehlte Maßnahmen beziehungsweise keine
Maßnahmen gesetzt werden, ja auch immer mit sinkenden Einnahmen zu tun haben,
und zwar in zwei Bereichen. Einerseits ist es so, dass die Einnahmen der Länder
und Gemeinden seit 2000 ständig sinken. Alle Steuererhöhungen, die im Bund
durchgeführt worden sind, merken zwar die Menschen im Brieftascherl, merken
aber wir als Länder und Gemeinden nicht, weil dies alles Steuern sind, die der
Bund nicht zu teilen hat. Die kommen nur dem Bund zugute. - Das ist die eine
Seite.
Die zweite Seite der sinkenden Einnahmen - das ist
heute schon erwähnt worden - ist die Tatsache, dass die finanziell schlechte
Lage der Menschen überall durchschlägt. Egal, ob das die Frage der
Kindertagesheime betrifft - Frau Kollegin Korosec, da Sie heute wieder davon
gesprochen haben, dass diese zu teuer sind, weise ich Sie darauf hin, dass alle
Menschen, die unter 1 000 EUR an Haushaltseinkommen haben, einen
Gratis-Kindergartenplatz in Wien haben und dass wir über viele, viele Jahre
eine stetige Entwicklung hatten, nämlich: ein Drittel der Kindergartenplätze
wurde gratis zur Verfügung gestellt, weil die Eltern zu wenig Einkommen hatten,
ein Drittel war im Bereich der sozialen Staffelung, und ein drittes Drittel hat
den so genannten Vollbeitrag gezahlt, wobei wir alle hier wissen, dass dieser
Vollbeitrag die Kosten natürlich nicht deckt, sondern dass hiermit auch eine
Objektförderung verbunden ist. Tatsache ist, dass das Drittel, das gratis in
den Kindergarten geht, kein Drittel mehr ist, sondern dass dieses Drittel
exorbitant steigt und in Richtung 40 Prozent geht, und zwar nicht deshalb,
weil sich die MA 11A das nicht anschaut und sich nicht beschäftigt damit,
sondern weil die Menschen in diesem Land ärmer werden aufgrund der Politik
dieser Bundesregierung. (Beifall bei der SPÖ.)
Dieser
Einnahmenrückgang betrifft natürlich alle Bereiche, in denen es soziale Staffelungen
gibt. Ob das die Senioren sind, ob das die Nachmittagsbetreuung ist - überall
dort, wo es soziale Staffelungen gibt, gibt es weniger Einnahmen, weil die
Menschen weniger Geld zur Verfügung haben. Das ist die Realität, und das muss
man zur Kenntnis nehmen.
Jetzt
kommen wir zu der wichtigen Frage: "Was tut Wien in dieser
Situation?" Diese Frage ist relativ leicht und emotionslos zu beantworten:
Die Stadt Wien stellt der MA 12 mehr Personal zur Verfügung, weil eben
hier der Arbeitsanfall ein größerer ist und weil die Zahl der
Sozialhilfeempfänger eine viel größere ist. Wien hält sein hohes soziales
Niveau, springt für das Bundesversagen ein und finanziert diese sozialen
Notwendigkeiten.
Ich kann
hier, weil das mehrmals angesprochen worden ist, auch sagen, dass aufgrund
dieser Lösung, die hier herbeigeführt worden ist, sowohl der Verein LOK als
auch Rainman's Home als auch die Lebenshilfe die Situation vorfinden wird, die
ursprünglich zugesagt worden ist, das ist überhaupt keine Frage. Es wird die Sozialhilfe,
die Behindertenhilfe, den Gratis-Kindergartenplatz für Personen, die weniger
als 1 000 EUR an Einkommen haben, und die sozialen Staffelungen in
allen Bereichen selbstverständlich weiterhin so geben. In Wien gibt es keinen
Sozialcrash und keinen Sozialabbau!
Eines muss
ich ebenfalls sagen. Ich gestehe jetzt ganz ehrlich, ich stopfe keine Socken,
aber ich weiß, meine Mama hat das noch gemacht, und meine Oma sowieso. Daher
weiß ich, dass das an sich so vor sich geht: Da gibt es ein Loch im Socken,
dann stopft man dieses Loch, und wenn dieses Loch gestopft ist, dann sagt man:
ich habe jetzt kein Loch mehr. Denn ein gestopftes Loch ist kein Loch! Das ist
quasi eine philosophische Frage: Wenn es ein Loch gibt und das Loch gestopft
wird, ist es dann noch ein Loch oder nicht? Ich denke, es ist keine besondere
kognitive Anstrengung, zu sagen, dass ein gestopftes Loch kein Loch ist.
Frau
Jerusalem, daher sind Ihre Ausführungen hier, sagen wir, interessant anzuhören,
haben nichts Neues gebracht, sind jedoch vollkommen fehl am Platz, weil
spätestens seit der Sitzung des Gemeinderatsausschusses am 12. September
und auch schon seit der vorangegangenen Aussendung von Frau VBgmin Laska klar
ist, dass es zusätzlich die notwendigen 63 Millionen EUR geben wird!
Damit gibt es hier in Wien keinen Sozialcrash und gibt es in Wien kein
Sozialloch, sondern hat es in Wien eine steigende Anzahl an Notwendigkeiten im
Sozialbereich gegeben, und Wien hat dieses Problem gelöst. (Beifall bei der
SPÖ.)
Tatsache
ist, dass die notwendigen Mittel aufgebracht wurden - Sie wissen das, weil Sie
dabei waren, als die Frau Vizebürgermeisterin diese Auskunft im Ausschuss
gegeben hat -, sowohl aus den Zentralmitteln als auch aus Mitteln der
Geschäftsgruppe. Ich füge hinzu, diese Diskussion zeigt mir, dass es
offensichtlich wichtig ist, aufzuzeigen, wohin die Politik dieser
Bundesregierung führt. Denn hätten wir den Budgetansatz in dem Bereich so hoch
gewählt, wie wir ihn jetzt haben, weil wir ihn brauchen, hätte wahrscheinlich
kein Mensch darüber diskutiert, in welchem Ausmaß der Stadt Wien hier
zusätzliche Verantwortung aufgebürdet wird für Dinge, die sie überhaupt nicht
beeinflussen kann. Die Debatte haben wir jetzt, und ich hoffe, dass nun alle
verstanden haben, dass die Stadt Wien hier die Zeche zahlt für etwas, was sie
nie bestellt hat, und für etwas, worauf sie überhaupt keinen Einfluss nehmen
kann.
Ich bin auch sehr froh, Frau
Jerusalem, dass Sie heute hier aus einem Papier, das mir persönlich nicht
bekannt ist, zitiert haben. Ich denke, es ist wichtig, dazu
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular