Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 57
Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Römer. Auch
seine Redezeit ist maximal 40 Minuten.
GR Johann Römer
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Gerüchte gab es schon längere Zeit, aber aktuell ist
dieses Thema erst geworden durch eine Indiskretion, oder können wir ruhig
sagen, durch eine absichtliche Weitergabe von Unterlagen an verschiedene
Zeitungen und hier war ja der Artikel im “Profil“ der erste, der darauf
hingewiesen hat, dass im Sozialbudget offensichtlich ein größeres Loch klafft.
Die Oppositionsparteien haben daraufhin eine Sondersitzung des
Gemeinderatsausschusses begehrt, und es zeigt, wie die Frau Vizebürgermeister
mit der Opposition diskutieren will. Man soll ja nicht vergessen, sie hat die
Sitzung für Freitag 17 Uhr einberufen.
Es ist uns jeder Termin recht, warum nicht, aber ich
glaube, wenn ich in einem Gremium diskutieren will, dann ist es nicht üblich,
dass ich die Sitzungen am Freitag um 17 Uhr mache, sondern um größeren Freiraum
zu haben, größere Gestaltungsmöglichkeit zu
haben, wäre sicher auch ein Sitzungsbeginn zu einem anderen Zeitpunkt,
oder zumindest früher möglich gewesen. Ich glaube, dass es Absicht ist und es
hat ja auch gezeigt, dass bis zu diesem Termin nichts von der Frau
Vizebürgermeister gekommen ist, als am selben Tag dann die APA-Meldung
erschien, dass die kolportierten 100 Millionen nicht fehlen, sondern es da
Umschichtungen gäbe, und es fehlen nur an die 30 Millionen. Wir sind dann
... (VBgmin Grete Laska: Stimmt ja gar nicht, das ist eine falsche
APA-Meldung!) Bitte, ja ich habe da nur die APA-Mitteilung, die ich gelesen
habe, und sie wird von Ihnen sein. Nein? (VBgmin
Grete Laska: Lesen Sie sie vor!) Dann werden wir weiter darüber reden.
Aber ich komme zu der Sitzung, und da hätte ich
erwartet, dass die Frau Vizebürgermeister uns informiert, uns vielleicht
Unterlagen gibt, und sagt, so schaut das aus, aus diesen und diesen Gründen
gibt es das und das. Nein, wir durften Fragen stellen und dann ist das
gekommen, was wir von der Frau Vizebürgermeister schon kennen, und was sie auch
heute gemacht hat: Sie hat einmal als Erstes die Bundespolitik für alles
verantwortlich gemacht, was in Wien passiert. Das macht sie immer, das wissen
wir. Aber ich glaube, sie vergisst dabei immer auch, die Stellung Wiens in
dieser Sache klarzustellen, (GR Franz Ekkamp: Das tun Sie ja auch schon!) das
muss schon bewusst sein.
Und da sind wir auch schon einer Meinung, eine gute
Wirtschaftspolitik, eine gute Arbeitsmarktpolitik ist notwendig, damit die
Menschen Beschäftigung haben, damit die Familien das Auslangen finden können,
und färbt natürlich, wenn es nicht so ist, auch auf die subsidiäre Sozialhilfe
ab. Das ist das Allgemeinwissen, das wissen wir.
Aber ich kann nicht alles auf den Bund schieben, und
überhaupt dann kann ich es nicht auf den Bund schieben, wenn es leider Gottes
so ist, dass unserer Meinung nach gerade die Wirtschafts- und
Arbeitsmarktpolitik in Wien schlechter ist als in anderen Bundesländern, denn
warum haben wir denn seit langer Zeit immer den größten Prozentsatz an
Arbeitslosen, das muss ja einen Grund haben. Und jetzt gebe ich schon zu, dass
man nicht hergehen und sagen kann, die Landesregierung kann Arbeitsplätze
schaffen, das wissen wir schon. Aber natürlich, wenn die Investitionen auch in
Wien so zurückgehen, dann hat das natürlich auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
Natürlich ist auch die Gemeinde Wien verantwortlich für Rahmenbedingungen, die
Firmen animieren sich hier anzusiedeln, die Firmen animieren hier Menschen zu
beschäftigen und nicht, dass im Gegenteil Firmen animiert werden von Wien
fortzuziehen und sich im Umfeld Wiens anzusiedeln.
Also, man sollte hier schon auch vor der eigenen Tür
kehren und hier die Verantwortung der Stadt Wien genauso beachten und hier
vielleicht dementsprechend reagieren.
Also, wir haben da keine Unterlagen bekommen und die
Aussage der Frau Vizebürgermeister in der Sitzung auf die dezidierte Anfrage
von Kollegin Jerusalem war, es gebe keine Kürzungen im Sozialbereich. Daher war
das etwas beruhigend im ersten Moment, aber wie wir ja festgestellt haben, so
beruhigend kann es ja nicht sein. Es ist auch durchgesickert, dass es hier ein
Papier gibt, und es wurde auch von der Kollegin Jerusalem hier breit darüber
berichtet, dass hinter verschlossenen Türen umfassende Kürzungen vorbereitet
werden könnten. Und es ist ja schon so, dass wir heute wissen, dass Vereine
schlechter subventioniert werden und mit der Existenz kämpfen - und das ist ja
nicht nur ein Verein, das sind ja mehrere Vereine - und dies auch deshalb, weil
zugesagte Unterstützungen nicht ausgezahlt werden.
Und ich habe da hier den internen Brief von Rainman´s
home und ich erlaube mir, hier den 1. Absatz vorzulesen, weil er vielleicht
zeigt, worum es in Wirklichkeit geht.
“Seit
Wochen bemühen wir uns, die zuständigen Stellen der Gemeinde Wien zur Rücknahme
der Kontingentkürzungen zu bewegen. Einzig Dr Podkowicz, zuständiger
Bereichsdirektor für die Finanzen für Jugend, Schule, Bildung und Sport führte
in dieser Zeit ein persönliches Gespräch mit uns. Er war durchaus
verständnisvoll und deutete die offensichtlich dramatischen Probleme der
Gemeinde Wien bei der Erstellung des Budgets für 2004 an. Er verstand auch
unsere Sorgen und unsere Bestürzung und meinte eher beschwichtigend, wir
sollten den Brief, in dem die Kontingentkürzung ausgesprochen wird, vor allem
als Warnsignal sehen. Auf dem sozialen Sektor sei in der Vergangenheit ein
Wildwuchs entstanden und es sei nun dringend notwendig, hier zu neuen
Strukturen zu finden und Einsparungsmöglichkeiten zu suchen.“
Das ist nur der erste Absatz, es
geht diese interne Mitteilung weiter und er zeigt, dass in Wirklichkeit bereits
hier Einsparungen vorgenommen werden, dass hier bereits Geldmittel - auch
zugesagte Geldmittel - nicht ausgeschüttet werden. Und ich komme jetzt noch
einmal zurück auf die Mitteilung der Frau Vizebürgermeisterin, wo sie, wie
gesagt, nur die Bundesregierung
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