Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 57
geschrieben
und habe auch gleich die Antwort erhalten, der Brief sei an Ihr Büro, an Sie
weitergeleitet worden. Der Rest ist Schweigen. Wir haben jetzt Ende September,
der junge Mann wartet noch immer auf eine Erledigung und gerade bei der
Behindertenpolitik ist es so wichtig, dass der selbständige Mensch in den
Mittelpunkt gestellt wird. Sie zahlen zwar für Heime beträchtliche Beträge,
aber für persönliche Assistenz, die uns so viel wichtiger ist, zahlen Sie
nicht.(Beifall bei der ÖVP. – GRin Mag Sonja Wehsely: Wo ist ein Heim?)
Und auch
aus diesem Grund bringen meine Kollegin Lakatha und ich hier einen Antrag
betreffend persönliche Assistenz ein:
“Die
amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport
wird aufgefordert, im Sozialbudget für das Jahr 2004 für die
Unterstützung der persönlichen Assistenz im oben genannten Sinne entsprechende
Vorsorge im Budget zu treffen.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Aber, Frau
Vizebürgermeister, Sie haben ja auch noch andere Bereiche. Denken wir an die
Bildungspolitik. Bei der Wiener Bildungspolitik fehlt konzeptives,
langfristiges Planen. Wo ist Ihr Schulentwicklungsplan? (VBgmin Grete Laska:
Die Kulturrede kommt heute von Ihnen?) Nein, nein, absolut nicht. Sie sind dafür verantwortlich. Und
nachdem Sie in Ihrer Rede von den wenigen Sätzen, die Sie über Wien gesagt
haben, den Wiener Warenkorb angeschnitten haben, muss ich schon sagen, Frau
Vizebürgermeister, dass ein Brief von Ihnen an die Privatschulen gegangen ist,
wonach für die Kinder in den Privatschulen der Warenkorb nicht gilt. Also, ich
möchte Sie schon aufmerksam machen, Frau Vizebürgermeister, (VBgmin Grete
Laska: Würden Sie diesen Brief vorlesen?)
ich möchte Sie schon aufmerksam machen, dass auch die Kinder in den
Privatschulen Wiener Kinder sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Schulbau,
Generalsanierung, also ich möchte auf die einzelnen Punkte gar nicht eingehen,
denn Sie kennen ja das alles. Es gibt kein Bäderkonzept, es gibt kein
Musikschulkonzept, kein Sportkonzept, kein Sportstättenkonzept, et cetera, et
cetera.
Das heißt,
Kennzeichen Ihres Ressorts ist Konzeptlosigkeit. Und diese Konzeptlosigkeit
geht zu Lasten der Armen in Wien, der Schüler und deren Eltern in Wien, der
Behinderten in Wien ganz besonders, und auch der Sportler in Wien.
Und den
Bürgermeister - man sieht es ja auch, dass es ihn nicht interessiert, er ist ja
auch nicht da -, den Bürgermeister geht das offensichtlich alles nichts an. Es
interessiert ihn nicht, weil im Voranschlag 2003 ist ja das alles
breit diskutiert worden.
Und was
Sie auch noch erwähnt haben, Frau Vizebürgermeister, das Strukturkonzept: Also,
meine Kollegin Rothauer wird dann näher darauf eingehen, aber eines ist schon
interessant und zeigt wieder Konzeptlosigkeit: Am 28. März haben Sie das
angekündigt, heute haben wir den 23. September. Wir haben bisher keine
Antworten auf unsere Fragen erhalten.
Also, ich
möchte mir dieses Konzept ansehen, das so ausgereift sein soll und wo Sie doch
annehmen müssten, dass wir auch Interesse haben, wie dieses Konzept ausschaut,
welche Kontrollmöglichkeiten es gibt, und so weiter. Da ist jetzt mehr als ein
halbes Jahr vergangen. Wir haben nachgefragt, wir haben ein paar schnoddrige
Antworten bekommen, der Rest ist Schweigen. (VBgmin Grete Laska: Bitte, wer
gibt schnoddrige Antworten!) Sie zum Beispiel, Frau Vizebürgermeister. (VBgmin Grete Laska: Das ist eine Bemerkung,
der ich mich nicht anschließen kann. Ich würde von Ihnen nie sagen, dass Sie
schnoddrige Antworten geben!) Nun
ja, das mag sein, das ist die selektive Wahrnehmung, nicht wahr?
Aber kommen wir zum nächsten Bereich, zu den
Subventionen. Subventionen, die die sozialistische Mehrheit gewähren will,
kommen in den Ausschuss. Wir erfahren nicht, also alle Oppositionsparteien
erfahren nicht, welche anderen Projekte eingereicht werden. Wir erfahren nicht,
welche Vereine genauso Unterstützung bräuchten, wir erfahren nicht, aus welchen
Gründen abgelehnt wird, oder aus welchen Gründen überhaupt keine Subvention
gegeben wird. Es gibt auch keine Evaluierung.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren, (GR Godwin Schuster: Aus
welchen Gründen eine Subvention nicht gegeben wird!) darf ich reden, wir
bekommen das überhaupt nicht vorgelegt, was wir wollen, wir bekommen ja auch
alles andere überhaupt nicht. (GR Godwin
Schuster: Bei Subventionen, die nicht gegeben werden!) Schauen Sie, das ist
Ihr Verständnis von Demokratie, Herr Kollege. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, das ist sozialdemokratische
Machtpolitik vom Feinsten. (GR Godwin Schuster:
Aber bitte!) Das Steuergeld der Wienerinnen und Wiener wird willkürlich
vergeben und den Bürgermeister Häupl geht das offensichtlich nichts an, er
kümmert sich nicht, dass klare Richtlinien, die überschaubar, überprüfbar sind,
festgelegt werden.
Und da muss ich schon sagen, Herr Bürgermeister,
worauf warten Sie! Warten Sie wieder auf einen Skandal, damit Sie empört und
überrascht sein können über dieses Sittenbild, und wo das alles nicht so sein
kann, wo es mangelnde Kontrolle gibt? Vielleicht bekommen wir heute Antwort vom
Herrn Bürgermeister.
Meine Damen und Herren, gerade das Ressort, das Frau
Vizebürgermeister Laska leitet, ist eines, wo Sozialpolitik einen ganz
wichtigen Stellenwert hat. Sozialpolitik muss das Herzstück und das
Herzensanliegen jeder Regierung sein, und Ihr Herzensanliegen, Frau
Vizebürgermeister, ist es offensichtlich nicht, und daher stehen Sie auch am
Prüfstand. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber genau so ist der Herr Bürgermeister zu bewerten,
der ja in dieser Stadt die Gesamtverantwortung trägt. Und ein Zitat aus dem
17. Jahrhundert von Molière möchte ich Ihnen auch noch sagen. “Wir sind
nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern wir sind auch für das
verantwortlich, was wir nicht tun.“ Und, Herr Bürgermeister, handeln Sie im
Interesse der Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als nächster
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