Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 57
das mediale Echo einfach ein geringes war. Es haben zwar immer wieder Journalisten das eine oder andere geschrieben, aber es war kein Aufruhr. Der Crash ist erst mit diesem Papier gekommen und da haben Sie das Papier wie einen heißen Erdäpfel fallen lassen und in den Papierkorb geschmissen. Aber was ist mit dem, was schon erfolgt ist? Vielleicht können Sie uns heute dann in der Dringlichen auch sagen, wie Sie zu den bereits erfolgten Sparmaßnahmen und Sozialabbau stehen! Was ist mit dem eklatanten Personalmangel bei der MA 12, sodass das Gesetz nicht mehr vollzogen werden kann? Was ist mit den monatelangen Wartezeiten bis ein Mensch, der Sozialhilfe dringend braucht, überhaupt zum Sozialamt vordringt, das eigentlich rechtzeitig, ja sogar präventiv agieren müsste, würde es das Gesetz vollziehen? Was ist mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die, obwohl es das Jugendwohlfahrtsgesetz ganz klar vorschreibt was da zu tun ist, keine Unterkünfte in den Wohngemeinschaften der MA 11 finden und teilweise irgendwo auf der Straße herumkugeln? Was ist mit diesen Sparmaßnahmen? Werden Sie die jetzt auch vom Tisch fegen? Kommen die auch in den Papierkorb oder bleiben sie auf dem Tisch der Frau Sozialstadträtin oder werden Sie als politisch Verantwortlicher in dieser Stadt die Frau Stadträtin overrulen und selbst Weisung geben, dass der Sozialabbau nicht stattzufinden hat?
Es wurde der Bahnhofssozialdienst geschlossen, das
Tageszentrum für Obdachlose. Sie gehen mit Riesenplakaten in Sachen Lehrlinge
auf die Straße und schließen aber auf der anderen Seite die
Lehrlingsbüchereien! Eine rein organisatorische Maßnahme, hat es dann geheißen.
Das sind die Einschnitte, die schon in der Vergangenheit passiert sind und wo
wir Sie auffordern, sie zurück zu nehmen!
Möglicherweise, Herr Bürgermeister, haben Sie
gesehen, dass auf der Galerie heute doch sehr viele Menschen anwesend sind, die
sich für das, was die Sozialstadträtin sagt, interessieren und vor allem auch
für das, was Sie als einer, der jetzt Weisung geben könnte, am Nachmittag zu
sagen haben werden. Denn wir wollen mit Ihnen nicht nur über den Sozialcrash
reden, wir wollen nicht nur darüber reden, was Sie wann gewusst und gemacht
oder nicht gemacht haben, wir wollen auch darüber reden, wie die Zukunft
ausschaut.
Und die nächsten Sozialabbaupläne liegen ja längst am
Tisch! Diese Menschen, die hier gekommen sind, sind aus ganz bestimmten Gründen
gekommen, weil nämlich bei den Projekten massive Einschnitte geplant sind.
Herr Bürgermeister! Sie haben einen Brief des Vereins
Balance erhalten, der auf dem Gebiet der Arbeit zugunsten von Menschen mit
Behinderungen tätig ist. Der Verein weist Sie darauf hin, dass drei
Trägereinrichtungen in Wien - LOK, Rainman und Lebenshilfe Wien - bereits
zugesicherte Kontingentplätze, also bereits zugesichertes Geld,
Finanzierungshilfen für Beschäftigungstherapieeinrichtungen, zwar zugesagt
wurden, das heißt die MA 12 hat zugesagt, dass die Vereine das Geld
bekommen und jetzt haben diese Vereine den Brief, die Benachrichtigung
erhalten, dass sie das Geld doch nicht bekommen.
Das heißt, es wird auch um die Zukunft gehen. Es wird
darum gehen, ob Sie Versprechen halten oder ob Sie Versprechen brechen und ob
Sie Zusagen, bereits gegebene Zusagen, wieder zurücknehmen.
Es kam ein Brief von „Integration Österreich“, der
ebenfalls auf die prekäre Situation vieler Vereine hingewiesen hat. Ich weiß
nicht, ob Ihnen der Verein LOK ein Begriff ist. Man kennt auch nicht alle
Vereine, das ist jetzt kein Vorwurf an Sie. Aber der Verein LOK hat für ein
Café, in dem behinderte und psychisch kranke Menschen gebrauchte CD´s und
Bücher verkaufen sollten, bereits ein Lokal gemietet gehabt und Mitarbeiter
gehabt und es wurde von Seiten der MA 12 bereits Geld ausgegeben und jetzt
ist alles wieder vom Tisch und der Verein soll nicht arbeiten können.
Wir haben heute unter unseren Gästen auf der Galerie
auch Eltern von behinderten jungen Menschen, die ihre Schulzeit in der
Karl-Schubert-Schule verbracht haben und die nunmehr in die Dorfgemeinschaft
Breitenfurt aufgenommen hätten werden sollen. Versprochen waren für diese Form
der Beschäftigung, die eine ganz spezielle Form ist, sechs Kontingentplätze,
weil der Zugang ein anthroposophischer ist und ein ganz besonderer ist. Auch da
gab es bereits an sechs Menschen die Zusage, dass es diese Plätze geben wird.
Jetzt ist diese Zusage in einem Brief der MA 12 wieder zurückgenommen
worden. Diese Menschen sind heute hier und wüssten gerne von Ihnen, Herr
Bürgermeister, wie es weitergeht. Findet dieser Sozialabbau, weil er öffentlich
nicht so gecrasht hat, nun statt? Wird es diesen Sozialabbau geben oder werden
Sie als Bürgermeister dafür gerade stehen und werden Sie als Bürgermeister die
Stadträtin overrulen und Weisung geben, dass die Versprechen eingehalten
werden?
Da gibt es viele Hoffnungen von Seiten dieser Eltern.
Da gibt es viele Hoffnungen von Seiten dieser Initiativen und Vereine. Es steht
in Ihrer Macht. Sie können das sowohl als politisch Verantwortlicher als auch
als Chef des Magistrats machen.
Meine Damen und Herren, wir haben noch einen langen
Tag vor uns und wir erwarten uns viel von diesem Sondergemeinderat. Die GRÜNEN
treten an, um Sozialabbau in Wien zu verhindern und jetzt hoffe ich auf eine
gelungene Debatte, und dass wir dann unter dem Strich festhalten können, dass
wir auch etwas erreicht haben und dass der Sozialabbau in Wien zurückgenommen
wird. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. Bitte schön.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeister! Herrn
Bürgermeister sehe ich nicht mehr. Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Frau
Vizebürgermeister, Ihre Mitteilung und der Inhalt Ihrer Mitteilung hat mich
überhaupt nicht überrascht. Sie haben, wie immer, 25 Minuten über die
Bundesregierung
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