Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 57
denn drinnen, dass es gerade diese Maßnahmen sind, zu denen der Auftrag ergangen wäre? - VBgmin Grete Laska: Wo steht das denn drinnen?)
Das, was da drinnen steht... Das, was da drinnen
steht, ist nämlich das Einzige, wo man ohne Gesetze zu verletzen überhaupt noch
kürzen kann! Was anderes geht ja schon gar nicht mehr, weil es Verträge gibt,
weil es Gesetze gibt, an die Sie sich zu halten haben. Sollte mir die Zeit dazu
bleiben, werde ich Ihnen nachweisen, dass Sie mittlerweile auch Gesetze nicht
mehr einhalten und dass es in Wien bereits so weit ist, dass das
Sozialhilfegesetz nicht zur Gänze vollzogen wird und dass auch das
Jugendwohlfahrtsgesetz in Wien längst nicht mehr vollzogen wird!
Ich möchte Ihnen dann aber schon noch sagen, was die
Abteilung weiter sagt: „Es wird darauf hingewiesen, dass aus sachlicher und
sozialpolitischer Sicht der überwiegende Teil dieser Maßnahmen nicht zweckmäßig
erscheint und nur zur Erfüllung unumgänglicher Budgetvorhaben dient.“
Das heißt, die zuständigen Beamten haben gewusst, das
ist maximaler sozialpolitischer Unsinn, der hier passiert und sie haben das im
Auftrag der Stadt Wien gemacht. Das ist mit den Unterschriften vom
Abteilungsleiter und anderen Spitzenbeamten dieses Hauses gezeichnet. (VBgmin
Grete Laska: Da soll ich jetzt zusammenzucken?)
Nein, Frau Stadträtin, also dass Sie nicht
zusammenzucken, das war mir schon klar. (VBgmin Grete Laska: Das ist doch
wohl logisch!) Die Rede war Ihrer tatsächlich so was von würdig (VBgmin
Grete Laska: Ihre auch! Ihre auch!), so was von absolut würdig. Sie haben
sich tapfer verteidigt, aber als Unschuld vom Land sind Sie eine absolute
Fehlbesetzung! (VBgmin Grete Laska: Das Kompliment kann ich zurückgeben!) So
brauchen Sie sich nicht hier vorzustellen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Reden wir darüber weiter, was dann mit dem Papier
passiert ist. Sie haben nämlich... Sie haben nämlich entweder... (VBgmin
Grete Laska: Im parteiinternen Ranking haben Sie leider verloren!) Sie
haben dann den Bürgermeister nämlich entweder von der ganzen Geschichte nicht
informiert und er wusste tatsächlich nichts - ganz schlimm für einen
Bürgermeister - oder aber Sie haben den Bürgermeister von den geplanten
Sozialabbaumaßnahmen sehr wohl informiert und der Bürgermeister hat
geschwiegen! Auch ganz schlecht für einen Bürgermeister, ganz schlecht! Sie
haben es mit Ihren Sozialabbaumaßnahmen, Ihren Planungen zum Sozialcrash
geschafft, nicht nur sich politisch absolut fertig zu machen, sondern mit einem
Schlag auch noch den Bürgermeister anzupatzen. Er wird sich dann in der
Dringlichen Anfrage der GRÜNEN für genau das auch verantworten müssen und
darauf antworten. (VBgmin Grete Laska: Sie müssen schon sehr vorsichtig
sein, wer einem zur Seite steht!)
Sehr vorsichtig. Wir werden das sehr vorsichtig
machen, sehr vorsichtig und sehr elegant. Aber wir können gleich jetzt darüber
sprechen, was dann mit dem Papier passiert ist, Herr Bürgermeister - wie Sie
offensichtlich erstmals oder doch nicht, Sie werden uns darüber aufklären, das
würden die GRÜNEN gerne wissen -, was Sie getan haben, als dann dieses Papier
bei Ihnen gelandet ist. Ich war nicht dabei, aber ich habe es in der Zeitung
gelesen. Sie haben dann gesagt, dieses Papier... (Bgm Dr Michael Häupl: Sie
lesen Zeitung!) Na vielleicht war es ganz anders. Sie haben gesagt, das
liegt nicht einmal auf Ihrem Schreibtisch, dieses Papier, quasi pfui gack und
weg damit, es kommt in den Papierkorb. Vielleicht hat man es dann wieder
herausgeholt? Man weiß es ja nicht so genau.
Sie haben sich jedenfalls in der Öffentlichkeit als
einer, der nichts von den Planungen für den Sozialabbau in Wien gewusst hat,
dargestellt. Das war der Eindruck, den Sie vermittelt haben. Das ist ein sehr
schlechter Eindruck, wenn ein Wiener Bürgermeister darüber nicht Bescheid weiß!
Immerhin...(Bgm Dr Michael Häupl: Das überlasse ich aber den Wählern!)
Immerhin haben Sie am 1. Mai unter dem Motto
„Wien anders besser“ Kritik an der Bundesregierung und deren Sozialabbau geübt.
(Bgm Dr Michael Häupl: Ja! Ja, was Sie schon nicht getan haben!) Vielleicht
haben Sie zu diesem Zeitpunkt... (Bgm Dr Michael Häupl: Schon lange nicht
mehr getan haben!) Vielleicht haben Sie zu diesem Zeitpunkt schon
gewusst, dass Wien – also Sie selbst – ebenfalls Sozialabbau plant? (VBgmin
Grete Laska: Haben Sie das auch in der Zeitung gelesen?)
Frau Stadträtin, in diesen Zeiten liest man viel in
der Zeitung (VBgmin Grete Laska: Das ist richtig!) und man erfährt auch
von Ihnen viel, wenn Sie hier stehen und eine Rede halten, dieselbe, die Sie
schon im Ausschuss (VBgmin Grete Laska: Da sollten Sie gut zuhören, ja!) gehalten
haben.
Aber unsere Aufgabe als Wiener Grüne ist es,
Sozialabbau zu verhindern. Deswegen haben wir diesen Sondergemeinderat
einberufen und deswegen machen wir auch die Dringliche an den Herrn Bürgermeister,
denn - und nun kommen wir zu einer ganz wesentlichen Frage: Ist das Papier im
Papierkorb und weg und kann Entwarnung gegeben werden? Ich denke „Nein“ und ich
möchte dieses „Nein“ auch begründen. (GRin Mag Sonja Wehsely: Was nicht sein
kann und nicht sein darf! – GRin Josefa Tomsik: Vor allem was die GRÜNEN nicht
wollen! – VBgmin Grete Laska: Einmal im Leben Zuwendung!)
Fein, jetzt haben wir wieder muntere SPÖ-Abgeordnete.
Das freut mich. Das freut mich tatsächlich. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Einmal
im Jahr muss man schon aufwachen im Gemeinderat, einmal im Leben muss man
denken, ja, meine Damen und Herren! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren von der
SPÖ, zurück zum Ernst der Lage. Der Herr Bürgermeister hat bereits in den vergangenen
zwei Jahren zu dem bereits erfolgten Sozialabbau nichts gesagt. Einfach
deswegen nichts gesagt, weil dieser Sozialabbau salamitaktikartig so
schleichend und leise über die Bühne gegangen ist, dass
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