Gemeinderat,
31. Sitzung vom 23.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 57
Aufgaben auf die Länder ab ohne auch in finanzieller
Hinsicht Vorsorge zu treffen und durch eine Arbeitsmarktpolitik zu Lasten der
Frauen werden vor allem sie in geringfügige Beschäftigungsverhältnisse oder
ganz aus der Arbeitswelt gedrängt. Das Frauenbild entspricht eher dem, was mit
den Werten von Kindererziehung und Pflegeleistungen identifiziert wird, ein
Frauenbild, mit dem wir uns absolut nicht identifizieren können. (Beifall bei der SPÖ.)
Das andere politische System, unser politisches
System und unsere Überzeugung, beruht auf einer sozial gerechten und von
aktiver Wirtschaftspolitik getragenen Politik. Denn nur eine
Wirtschaftspolitik, die investiert und Investitionen fördert, kann
Arbeitsplätze schaffen und damit Arbeitslosigkeit bekämpfen. Eine aktive
Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik ist daher die erfolgreichste
Sozialpolitik. Eine darauf abgestimmte Beschäftigungspolitik und entsprechend
begleitende Maßnahmen erleichtern Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie und unterstützen Eltern und hier vor allem auch AlleinerzieherInnen.
Bildung und Forschung dürfen nicht kaputt gespart,
sondern müssen langfristig gesichert werden. Unsere Grundsätze als
Bildungshauptstadt Österreich sind
1. möglichst jedem, unabhängig vom Einkommen, eine
gute und umfassende Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen und
2. den Grundsatz vom lebenslangen Lernen umzusetzen,
denn an der Bildung sparen heißt, nicht an die Zukunft zu denken.
Schlussendlich nützt die gute Ausbildung des Einzelnen uns allen, sei es nicht
uneigennützig uns als KonsumentInnen oder dem Wirtschaftsstandort Wien an sich.
Für eine Gesundheits- und Sozialpolitik ohne
Zweiklassengesellschaft wurde in Wien eine Reform in Angriff genommen, die eine
optimale Versorgung der Wienerinnen und Wiener auch in Zukunft gewährleisten
wird.
Unsere Investitionen betreffen all diese Bereiche.
Konkret haben wir im Rahmen der Wiener Bildungsoffensive mehr als eine
Milliarde Euro investiert: In den Schulneubau und das Schulsanierungsprogramm,
in das Wiener Bildungsnetz, das alle Wiener Kinder und Jugendliche in
Pflichtschulen an das Internet anbindet und in das System des Warenkorbs, das
jeder öffentlichen Pflichtschule einen der Schulart und der SchülerInnenzahl
entsprechenden Geldbetrag für den Ankauf von Schulmaterialien zur Verfügung
stellt und damit Eltern entlastet. Übrigens eine Maßnahme, die es nur in Wien
gibt. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir setzen Maßnahmen, um Frauen den Wiedereinstig in das
Berufsleben zu erleichtern, nicht zuletzt durch die Vollversorgung mit
Kinderbetreuungsplätzen vom Kleinkind bis zur Volksschule. Das Teilzeitmodell,
das heuer neu begonnen hat, der Ausbau von Betriebskindergärten und
Pilotkindergärten mit veränderten Öffnungszeiten, hat Wien von allen
Bundesländern die höchste Frauenbeschäftigungsquote beschert. 72 Prozent
der Frauen sind unselbstständig oder geringfügig beschäftigt. Im
österreichischen Durchschnitt sind es 55 Prozent.
Im Bereich der Flüchtlingshilfe haben wir zusätzlich
zu den Quotenplätzen, die in Wien übererfüllt werden, 600 Menschen, die
voriges Jahr nach der Aktion des Herrn Innenministers aus der Bundesbetreuung
entlassen wurden, in Notquartiere aufgenommen und für die Bewältigung dieser humanitären
Krisensituation rund 800 000 EUR aufgewendet. Geld, das jetzt nach
der Entscheidung der Gerichte klarerweise dem Bund zuzuschreiben ist und wo die
Antwort des Innenministeriums eine klare ist, nämlich zu sagen: Na die Menschen
sind ja schon versorgt, um die brauchen wir uns nicht zu kümmern. Das sind
humanitäre Ansichten, wie wir sie in Wien sicherlich nicht brauchen! (Beifall bei der SPÖ)
Was nun den von den GRÜNEN herbeigeredeten
Sozialcrash in Wien betrifft, so ist die Antwort der Wiener Politik eine ganz
klare: Für 2003 wurden in Wien durch den Einsatz von Mitteln, die ursprünglich
als Reserve für neue Projekte beziehungsweise durch Mehreinnahmen
hereingebracht wurden sowie durch eine Nachdotierung aus dem Zentralbudget,
63 Millionen EUR zusätzlich für Sozialagenden aufgebracht. Mit diesem
Budget ist Wien in der Lage, die sozialen Standards auf Basis der gesetzlichen
Regelungen und der vertraglichen Vereinbarungen sicherzustellen und massive
Auswirkungen auf sozial gestaffelte Systeme wie die Kinderbetreuung hintan zu
halten.
Dass es im heurigen Sozialbudget Unterschiede
zwischen Budgetvoranschlag und Budgetvollzug gibt, ist weder ungewöhnlich noch
Wien spezifisch, denn der Bedarf im Sozialbereich hängt stark von der
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung ab. So gab es naturgemäß immer wieder
Unterschiede zwischen Voranschlag und Rechnungsabschluss. 1995 etwa gab es im
Sozialbereich Minderausgaben gegenüber dem Voranschlag von
12 Millionen EUR, im Jahr 2000 dagegen Mehrausgaben.
Zum Zeitpunkt der Budgeterstellung im
Herbst 2002 für das heurige Jahr gingen die Wirtschaftsforscher noch von
einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent für heuer aus. Tatsächlich wird
es weniger als 1 Prozent sein. Mehrausgaben im heurigen Jahr für Sozialhilfe
in Wien sind daher nichts Ungewöhnliches, gerade angesichts der fortgesetzten
Sozialabbaupolitik der Bundesregierung unter anhaltend schlechter
Wirtschaftslage und auch des fehlenden Gegensteuerns auf Bundesebene.
Für 2004 gibt sich Wien nicht mehr der Hoffnung hin,
dass es ein Umdenken auf Bundesebene geben wird und dass man hier andere
Maßnahmen ergreift, die eine aktive Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik nach
sich ziehen. Das wird auch in der Budgetierung und mit dem Budgetvoranschlag
für 2004 zum Ausdruck kommen.
Gleichzeitig haben wir in Wien
eine Strukturreform im gesamten Sozial- und Gesundheitsbereich, beginnend mit
dem 1.1.2004, eingeleitet. Durch die Neustrukturierung, die einen effizienten
Einsatz von Mittel im Sinne der Betroffenen ermöglicht, stellen wir die Weichen
für die nächsten Jahre. Dass solche Reformen gelingen, zeigt das eben
erfolgreich abgeschlossene Beispiel der
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