Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 76
verlangen, deutlich verlangen, es muss eine Bedingung sein,
dass sich sozusagen der Verein von diesem Untermieter trennt. Das und nichts
anderes ist und kann von uns hier zu erwarten sein. Und ich wundere mich, wieso
die SPÖ das beschließt und nicht ganz einfach zumindest diese
Mindestanforderung an diese Subvention anknüpft. Das ist zunächst einmal zum
Sachverhalt, zum inhaltlichen Sachverhalt, worum es hier heute geht.
Und jetzt möchte ich doch mit zwei Sätzen kurz auf
all diese unglaublichen Anschüttungen und auf all diese Unterstellungen
eingehen, die von Ihnen gekommen sind. Herr Kollege Prochaska, ich finde es
sehr, sehr merkwürdig – darüber müssen Sie einmal nachdenken, wenn Sie in sich
gehen –, wieso Sie heute auf einer Ebene mit Herrn StR Herzog aufgetreten sind.
Genau auf derselben Ebene.
Also lassen Sie mich eines sagen, Ihnen und Ihnen,
lieber Herr Kollege Herzog: Ich lasse mir weder von Ihnen noch von Ihnen jemals
unterstellen, dass ich auf einem Auge blind wäre, wenn es um Vertriebene geht
und wenn es um Leid geht. Ich wundere mich, woher Sie sich das herausnehmen, zu
wissen, was denn die GRÜNEN pauschal denken würden darüber und was denn ich im
Besonderen denken würde darüber. Ich halte es für eine infame Unterstellung und
eine schwere Beleidigung. Wenn Menschen vertrieben worden sind von dort, wo sie
geboren und aufgewachsen sind, von dort, wo sie eine Existenz haben, von dort,
wo sie ein Zuhause und, jawohl, eine Heimat hatten, wenn man Menschen die
Heimat raubt, dann ist das schrecklich und ist das grauenhaft, und es ist
grauenhaft, wenn es Sudetendeutsche trifft, und es ist grauenhaft, wenn es
Serben trifft, es ist grauenhaft, wenn es Kroaten trifft, es ist grauenhaft,
wenn es Menschen in Ex-Jugoslawien und in den Folgestaaten trifft, das haben
wir erlebt, es ist grauenhaft, wann immer es passiert, und es ist grauenhaft,
Menschen zu verfolgen, weil man ihnen Kollektivschuld anlastet für etwas, was
passiert ist, was schrecklich war, aber wofür sie unter Umständen selbst gar nichts
können.
Also lassen Sie mich mit einem Satz das auf den Punkt
bringen: Der Zweite Weltkrieg war entsetzlich. Er hat Millionen von Toten
gefordert, und als Spätfolge dieses Krieges hat er auch Tote und Vertriebene
gefordert unter den Sudetendeutschen, die teilweise, weil es eben individuell
eine Schuld gibt, aber keine kollektive, also kollektiv gesehen nicht schuld
daran hatten. Ist es das, was Sie hören wollten? Wunderbar, wunderbar.
Und jetzt kommen wir zu Sache.
Erstens: Ich möchte nie wieder hören in diesem Haus,
dass irgendjemand mir oder meinen Kollegen unterstellt, dass wir das nicht
verstehen würden, dass wir das nicht respektieren würden und dass wir nicht
dazu stehen würden, dass das etwas Grauenhaftes ist. Ich halte das, wie gesagt,
für eine infame Unterstellung.
Und zweitens: Das hat nichts, aber rein gar nichts
damit zu tun, was wir heute hier besprechen und was wir heute hier zu
beschließen haben. Wir beschließen hier heute eine Subvention an einen Verband,
der teilweise sehr gute Arbeit auch leistet, die Sie sehr schön geschildert
haben, und der sich einen seltsamen, merkwürdigen und übelriechenden, wenn Sie
es so wollen, Untermieter hält, der abfärbt und der diesen Verein in ein
schiefes Licht rückt.
Und nein, wir appellieren nicht, zumindest wir GRÜNEN
appellieren nicht an sie, sich von diesem Untermieter zu distanzieren, wir
fordern das. Und bis sie das getan haben, können wir auf jeden Fall nicht
dieser Subvention zustimmen, und wir erwarten uns eigentlich von den
Kolleginnen und Kollegen der SPÖ, zumindest der SPÖ, dass sie sich dieser
Haltung anschließen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: So,
es ist niemand mehr zu Wort gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort. Bitte
schön.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Herr
Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren!
Ich denke, trotz unterschiedlichen politischen
Zugangs bei solch einem sensiblen Thema sollte man doch immer Wert, großen Wert
legen auf eine sachliche und seriöse Diskussion.
Ich habe das bewusst an den Anfang der Behandlung
dieses Geschäftsstückes gestellt. Es ist auch eine gewisse Stilfrage. Es bringt
aus Erfahrung niemandem etwas, wenn man sich gegenseitig Vorwürfe aufrechnet.
Das wissen wir aus unserer Lebenserfahrung, dass das nicht gut sein kann.
Es hat auch – lassen Sie mich nur zwei, drei
Bemerkungen dazu machen – eine berechtigte Kritik gegeben, glaube ich, an den
Veranstaltungen des so genannten Neuen Klubs. Aber ich glaube, man sollte auch
nicht in den Fehler verfallen, sich jetzt nur wegen des Neuen Klubs auf das
„Haus der Heimat“ beziehen. Ich denke: Sollten Veranstaltungen, wo auch immer
sie stattfinden, den demokratischen Boden verlassen; und diese Veranstaltungen
können irgendwo; immer wieder; stattfinden, dann haben wir als Mandatare und
Mandatarinnen und als Staatsbürger nicht nur das Recht, sondern auch die
Pflicht, dagegen aufzutreten, entsprechend der rechtsstaatlichen Maßnahmen,
meine sehr geehrten Damen und Herren.
Eine Garantie, dass so etwas nie mehr vorkommen wird
in einem Land, die, denke ich, wird keiner geben können. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Ich habe Ihnen auch zugehört!
Aber eine Pflicht haben wir: dagegen aufzutreten,
meine sehr verehrten Damen und Herren.
Ich meine aber auch, wenn hier so diskutiert wird,
und ich will nicht näher eingehen auf die Subvention, weil ich glaube, das ist
ohnehin herausgearbeitet worden, dass es nicht nur das „Haus der Heimat“
bekommt, sondern der Dachverband, dass man vermeiden sollte, meine sehr
verehrten Damen und Herren, auf Grund von Veranstaltungen im „Haus der Heimat“
vielleicht eine ganze Volksgruppe in Bausch und Bogen als neonazistisch
abzustempeln.
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