Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 76
Wer sagt
das?) Na, nicht, wer sagt das. Weil es so ist. Das ist das
Problem (StR Johann Herzog: Nein, das müssen dann die Landtage und
Gemeinderäte beschließen!) Ja, und warum müssen wir das vollziehen? Weil
offensichtlich alle Landtage und alle anderen in den Landeshauptstädten jeweils
wie das Kaninchen auf die Schlange blicken, und alles, was die
Landeshauptleutekonferenz macht, tut und sagt, ganz, ganz schnell umgesetzt
wird.
Es gibt keinen Rechtsanspruch. Es gibt keinen
verfassungsmäßigen rechtsverbindlichen Anspruch, dass Beschlüsse dieser Landeshauptleutekonferenz
auch tatsächlich umgesetzt werden müssen. Das ist ein Wollen, zu dem sich die
Landeshauptleute und die Landtage verständigt haben, von müssen keine Spur.
Und dann noch einmal, noch einmal für alle, um
endlich diese dämliche Legendenbildung wegzubringen: Ja, aber im Bund, da haben
ja die Grünen seinerzeit in
dritter Lesung zugestimmt. Also jeder, der sich damit beschäftigt hat, und zwar
ernsthaft damit beschäftigt hat, weiß – und ich nehme an, du hast es gemacht,
denn du schmunzelst ja schon, also wirst du auch wissen, wo dieser Beschluss
drinnen gewesen ist –, das war der Beschluss zur Hochwasserhilfe.
Weil man
feig war, und ich sage es hier, weil man feig war. Alle unangenehmen Dinge, die
es genau zu dem Zeitpunkt gegeben hat – und man kann es nachlesen, was in dem
Gesetz alles drinnen ist, das glaubt man ja gar nicht –, wurden hineingepackt
wurde in die Hochwasserhilfe, weil man gewusst hat, im österreichischen
Parlament gibt es keine Fraktion, die sich gegen die Hochwasserhilfe stellt. Na
logischerweise. Nach dieser Katastrophe, die es gegeben hat, war es eine
nationale Aufgabe, da rasch Hilfe zur Verfügung zu stellen.
Und diese
Feigheit nutzen hier herinnen jetzt die Sozialdemokratie und die ÖVP, um zu
sagen: Na im Bund ist ja das beschlossen worden, und das ist alles ganz anders.
Und da wird verglichen mit latenter Gewaltbereitschaft und
Holocaust-Verharmlosung, und die werden in einen Topf geschmissen.
Und Sie versuchen noch dazu, die Leute aus einem
Gebiet, nämlich die Leute aus der Seliger-Siedlung, hier in Geiselhaft zu
nehmen und mit hineinzuziehen.
Eines ist mir heute bei dieser Diskussion klar
geworden: Diese Information muss rausgehen an die Leute, denn die sind
wesentlich sensibler, als Sie vermeinen, und die werden sich schön bedanken,
dass sie solche Vertreter hier in diesem Gemeinderat haben. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Heidemarie Unterreiner: Als
nächster Redner ist Herr Klubobmann Dr Tschirf gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Dr Matthias Tschirf
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich möchte mit aller Entschiedenheit das
zurückweisen, was über meinen Kollegen Johannes Prochaska gesagt worden ist,
und ich würde Sie bitte, weil Sie so viel von Legendenbildung gesprochen haben,
dass Sie hier bei einigem nur zuhören. Wenn man weiß, dass er selbst als
Vizepräsident der Österreichisch-Tschechischen Gesellschaft auf der einen Seite
und andererseits als einer, der auf Grund der historischen Zusammenhänge in dem
Gebiet der alten Österreichisch-Ungarischen Monarchie immer bemüht war, auf das
friedliche Zusammenleben der Völker dort, wo es zerfallen ist, wieder
hinzuwirken, dann ist das einfach unglaublich, was Sie gesagt haben. Es ist
unglaublich und ist einfach etwas, was von dieser Stelle mit allem Nachdruck
zurückzuweisen ist. (Beifall bei der
ÖVP.)
Gerade der
Hannes Prochaska hat es durch sein Engagement, kommend auch aus der
Österreichisch-Tschechischen Gesellschaft; verstanden, ein ganz anderes
Verständnis im Umgang mit den österreichischen Landsmannschaften zu finden. Und
gerade ihm ist es auch zu verdanken, dass das friedliche Zusammenleben im
Vordergrund steht und nicht das Eskalieren und das Polarisieren, das jetzt in
den letzten Minuten hier zu hören war. Weil wir müssen etwas lernen aus der
Geschichte des 20. Jahrhunderts, und diese Geschichte des 20. Jahrhunderts
ist leider gerade in Mitteleuropa eine besonders blutige gewesen. Wir müssen
daraus lernen, dass wir dorthin zurückkehren, wo es am Anfang des vorigen
Jahrhunderts sehr wohl Bestrebungen gegeben hat – ich sage jetzt beispielsweise
der mährische Ausgleich und Ähnliches –, dieses Auseinander wieder
Zusammenzuführen. Und daher kann ich das nicht unwidersprochen lassen, was Sie
hier gesagt haben. Und ich weiß von ihm, dass er in den Gesprächen immer darauf
dringt, dass von Seiten dieser Landsmannschaften das Aufeinanderzugehen eben
wichtig ist, und dass sie auch verstehen, dass sie sich von dem distanzieren
müssen, von dem man sich zu distanzieren hat, wie eben von Veranstaltungen
dieses Neuen Klubs und Ähnliches.
Worum es hier geht, und ich glaube, das haben sowohl
Prochaska als auch Harwanegg zum Ausdruck gebracht, ist, dass wir einen Beitrag
leisten zum Zusammenwachsen, dass man Gegensätze, die bestehen aus der
Geschichte heraus, einer blutigen Geschichte, endlich überwindet, damit wir im
21. Jahrhundert, am Ende des 21. Jahrhunderts auf ein Jahrhundert
zurückblicken können, das nicht das alles erlebt hat, was das
20. Jahrhundert geboten hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr StR Herzog gemeldet.
Ich erteile ihm das Wort.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Frau Vorsitzende!
Es hat hier bisher sehr, wie ich glaube, engagierte
Wortmeldungen gegeben, aber leider auch solche, denen jegliche Objektivität
abzusprechen ist und die auch Hass gepredigt haben, wo endlich Versöhnung
eintreten sollte.
Ich glaube, Frau Kollegin Ringler hat hier Namen genannt,
ich möchte sagen, sehr unterschiedlicher Gewichtung, sehr unterschiedlicher
Zuordnung, genauso wie in der Folge Kenesei. Es wurde hier eine Personenzahl
heruntergebetet, denen man vorwirft, sie seien, was weiß
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