Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 76
heraußen ein Faktum, dass dort Leute aufgetreten sind, die
die Gaskammern leugnen, die den Holocaust verharmlosen und die so tun, als ob
das alles nicht gewesen wäre. (GR Walter
Strobl: Wo? Wo?)
Mein Gott na, da haben wir halt eine Gedächtnislücke,
eine Geschichtslücke. Die Leute treten dort auf und können dort erzählen und
tun und lassen, was sie wollen. Aber Sie und die Sozialdemokratie, Sie werden
heute freudig die Hand heben und genau denen dann eine Bühne bieten, damit
diese Gaskammernleugner und Holocaustverharmloser endlich auch eine Bühne
haben, eine subventionierte Bühne, subventioniert durch die Stadt Wien, durch
die SPÖ und durch die ÖVP. Dazu kann ich Ihnen nur gratulieren!
Sie sprechen von – und das ist eigentlich die
Ungeheuerlichkeit, Herr Prochaska, weil Sie, denn so gut kenne ich Sie schon,
genau wissen, welche Worte Sie wählen – "latent gewaltbereit" und
vergleichen das mit Leuten, die Naziverbrechen verharmlosen, die den Holocaust
verharmlosen, die Gaskammern leugnen. Diese Leute nennen Sie in einem Atemzug
mit "latent gewaltbereit".
Sie unterstützen ja auch Demos, wo eventuell
Gewaltszenen entstehen könnten. Im Gegensatz dazu geht es da um Leute, die
nachweislich im "Haus der Heimat" aufgetreten sind und eben zu diesen
Gaskammernleugnern und Holocaustverharmlosern zählen. Und die Liste ist leider,
leider sehr lange.
Die Damen und Herren der Sozialdemokratie sollten
sich vielleicht nochmals vor Augen führen, wem sie da tatsächlich jetzt das
Geld geben und die Stange halten und für wen sie hier und heute die Hand heben.
Herr Prochaska, Sie sagen Pernerstorfergasse. (GR Johannes Prochaska: Ja, das habe ich
gesagt!) Sagen Sie, was Sie meinen, und tun Sie nicht nur so, als würden
Sie etwas wissen oder glauben, zu wissen. (GR
Johannes Prochaska: Das habe ich vom Pilz gelernt!) Dann werden wir Sie
aber dazu zwingen, zu sagen, was Sie wissen oder vermeinen zu wissen. Denn da
die Pernerstorfergasse schätzungsweise 300 Meter, 400 Meter Luftlinie
vom Kirchwegerhaus entfernt ist, fühle ich mich auch in dem erlauchten Kreis
jener, die eventuell mit Personen von dort zu haben, denn ich wohne zirka
800 Meter Luftlinie von dort entfernt. Unterstellen Sie jetzt zwangsläufig
einem jeden, der dort wohnt in dem Umkreis, etwas damit zu tun zu haben?
Sie wissen ganz genau – und wenn nicht, fragen Sie
Ihren Kollegen Fuchs, vielleicht weiß er es, oder wenn Sie wollen, ich kann es
Ihnen erklären –, seit wann es das grüne Lokal in der Pernerstorfergasse gibt
und wann eigentlich alle anderen Gesichtspunkte, die Sie vermeinen zu wissen,
wer dort aller aus- und eingegangen ist, passiert sind. Dann werden Sie
draufkommen, dass es rein vom zeitlichen Zusammenhang nicht funktioniert, außer
Sie unterstellen dem Fotografen, der vorher in dem Lokal war, dass der Kontakte
mit den Ebergassinger Attentätern gehabt hat. Das kann ich aber nicht
nachvollziehen. Ich werde ihn aber, wenn ich ihn sehe, fragen, denn ich weiß
zufällig, wo er jetzt sein neues Geschäftslokal hat.
Also, lieber Herr Prochaska, Sie sprechen hier
Verdächtigungen aus, und darin sind Sie ein Künstler. Überall ein bisschen
anpatzen, denn es wird schon etwas picken bleiben. Diese Schmutzkübelkampagne
kennen wir aus dem letzten Wahlkampf. Sie haben schon das letzte Mal versucht,
immer wieder mit Untergriffen uns unterschwellig etwas anzuhängen. Aber es wird
nichts übrigbleiben. Erinnern Sie sich an Ihre Vergleiche. Der Kollege Fuchs
ist auch ein Spezialist im Vergleichen, aber dann unterm Strich ist nichts
übriggeblieben. Herr Fuchs, Sie können sich noch erinnern, wie Sie großmundig
erklärt haben, welche Diskussion Sie mit dem Kollegen Strobl gehabt haben. Da
waren Sie zuerst so groß, und dann sind Sie ganz, ganz, ganz, ganz klein
geworden, weil nämlich nichts übriggeblieben ist, weil mehr als heiße Luft
nicht herausgekommen ist bei Ihnen. Und auch da wird auch nichts übrigbleiben,
denn schlussendlich wird nicht mehr als heiße Luft herauskommen bei Ihnen.
Die Leute draußen, lieber Herr Prochaska, die
konfrontiert sind mit der Politik, die Sie und alle anderen da herinnen machen,
die sind wesentlich sensibler, als Sie vermeinen zu glauben in Ihrer eigenen
heilen Welt, die Sie sich da offensichtlich zusammengezimmert haben.
Zum Kollegen Hawranegg! Herr Kollege Hawranegg, ich
finde das ... (GR Volker Harwanegg:
Harwanegg, wenn schon!) Harwanegg, ja, in Favoriten sind wir nicht so
heikel, oder? (GRin Rosemarie Polkorab: Aber die Namen sollte man schon
richtig aussprechen!) Das kann doch nicht sein. Ich kann auch sagen, lieber
Volkmar, das ist ja nicht das Problem, aber da herinnen sollte man doch
förmlich bleiben.
Ihr versucht, die Leute aus der Seliger-Siedlung
wirklich in Geiselhaft zu nehmen. Ich kenne die Leute dort. Du weißt ganz
genau, dass ich sie kenne, ich habe mein Geschäftslokal in der
Seliger-Siedlung, die Gedenktafel hängt neben meinem Geschäftsportal. Also ich
habe durchaus auch Kontakt mit den Leuten, die dort wohnen, die durchaus ihre
Geschichte haben, ihre schwierige Geschichte haben. Aber die jetzt in
Geiselhaft zu nehmen und sie in einen Topf zu schmeißen mit denjenigen, die
dann dort sitzen und den Gaskammernleugnern und Holocaustverharmlosern
applaudieren und zujohlen, das haben sie sich nicht verdient. (Beifall bei
den GRÜNEN. – GRin Josefa Tomsik: Das hat auch niemand gesagt!) Wir werden
ihnen mitteilen, dass sie benutzt werden als Vehikel für eine Argumentation,
aus der die Sozialdemokratie in Wien ganz, ganz schwer herauskommt.
Denn Sie haben in Wirklichkeit kein gutes Argument, kein
glaubwürdiges Argument, um diesen Beschluss heute hier zu rechtfertigen. Da
verweisen Sie auf die Landeshauptleutekonferenz. Ja, es ist recht nett, dass
die dort irgendetwas beschlossen haben. Nur, welchen verfassungsmäßigen Rang
hat diese Landeshauptleutekonferenz? (GR
Günther Barnet: Es gibt ein eigenes Bundesverfassungsgesetz, wo diese Konferenz
geregelt ist!) Wo die
Konferenz geregelt ist, nur, deren Beschlüsse haben keine Rechtsgültigkeit. (GR Günther Barnet:
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