Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 76
gemacht werden sollen.
Meine Damen und Herren! Das ist eine Haltung, die wir
nicht akzeptieren können. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich kann Ihnen daher, wie der Herr Bürgermeister beim
letzten Mal, nur raten: Schärfen Sie Ihre historische Sicht! Machen Sie sich
mit der Faktenlage wenigstens einigermaßen vertraut!
Wir werden dem Antrag bezüglich des Beitrags von Wien
zustimmen, wie auch Ihre Leute im Parlament und in anderen österreichischen
Landtagen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner gelangt Herr GR Harwanegg zu Wort.
GR Volkmar Harwanegg (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Berichterstatter! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Bedauerlicherweise ist doch – wir haben eigentlich
erwartet, dass diesmal dieses Thema, dieser Antrag weniger emotionsvoll
diskutiert wird – leider wieder das eingetreten, was wir nicht wollten, nämlich
dass eine dermaßen emotionsgeladene Diskussion zu diesem Antrag abgeführt wird.
Lassen Sie mich zuerst auf einige grundsätzliche
Aussagen kommen. Erstens einmal auf die Haltung unserer Stadt, vor allem die
des Bürgermeisters. Mein Vorredner hat das gerade sehr ausführlich zitiert, aber
ich persönlich, der ich in einem Bezirk wohne, in Favoriten, in dem viele
dieser Vertriebenen nach 1945 mit Hilfe der Stadt Wien in der Seliger-Siedlung
Unterkunft bekommen haben, sehe die Angelegenheit – auch aus familiären Gründen
– etwas differenzierter als die Sprecherin der GRÜNEN zu diesem Thema.
Kollege Prochaska hat schon auf die Fakten
hingewiesen. In der 22. Sitzung des Gemeinderates vom 12.12. haben wir
hier darüber diskutiert, und der Bürgermeister ist trotz wirklich aggressiver
Vorwürfe der GRÜNEN doch sehr sachlich geblieben und war bemüht, den Standpunkt
unserer Stadt wiederzugeben. Letzten Endes wurde dieses Geschäftsstück dann,
eben auch um eine Beruhigung herbeizuführen, abgesetzt.
Die GRÜNEN haben dann Ende Jänner eine Dringliche Anfrage
gestellt. Auch damals ist auf dieses Thema sehr ausführlich eingegangen worden.
Es wiederholt sich inhaltlich immer wieder dieselbe Diskussion.
Wir haben es auch nicht als sehr geglückt empfunden,
dass das ursprünglich über das Kulturbudget laufen sollte. Deshalb wurde dort
auch dieser Beschluss gefasst, die Sache zurückzustellen, und jetzt wird der
Antrag über den Finanzausschuss, wo er meiner Meinung nach auch hingehört,
neuerlich eingebracht.
Die Grundlage zu dieser ganzen Vorgangsweise war der auch
schon mehrmals zitierte Beschluss der Landeshauptleutekonferenz vom
6. März 2002, wo eben mit dem Bund und der Stadt Wien, aber auch mit allen
anderen Bundesländern eine Aufteilung nach dem Bevölkerungsschlüssel
vorgenommen wurde.
Die Dotierung dieses Vertriebenenfonds – ich
bezeichne das eigentlich in diese Richtung; ich werde das dann noch näher
ausführen – hat natürlich seinen realen Hintergrund. Mit diesem Fonds, aber
auch aus den Erträgen des Kapitals durch den Zinsendienst, soll Vorsorge getroffen
und die Möglichkeit geschaffen werden, jenen, die nach 1945 wirklich großen
finanziellen Verlust erlitten haben, in den letzten Lebensjahren zu helfen.
Ich betone ausdrücklich, weil das von der Frau
Kollegin Ringler immer wieder so gebracht wird: Es geht nicht um eine
Finanzierung des "Hauses der Heimat", sondern es geht um eine
Finanzierung von Verpflichtungen, die die Republik Österreich eingegangen ist
und wo sie leider jahrzehntelang säumig war.
Dass der "Verband der Volksdeutschen
Landsmannschaften Österreich" und seine zahlreichen Organisationen, die in
diesem Haus untergebracht sind, natürlich immer wieder in Zusammenhang mit dem
Namen des Hauses gebracht werden, ist ein Faktum, auf das natürlich besonders
von den GRÜNEN immer wieder hingewiesen wird. Faktum ist aber auch, das ein
Großteil dieser Organisationen, die ihren Sitz in diesem Haus in Wien im
3. Bezirk haben, wirklich sehr bemüht ist, eine gute Vereinsarbeit zu
leisten und die einzelnen Volksgruppen, die hier zusammenkommen, auch zu unterstützen.
Ich darf auch daran erinnern, das bei der
Nationalratssitzung voriges Jahr im September auch die grüne Fraktion nach
langer Diskussion dann letzten Endes in dritter Lesung – das kann man nachlesen
im Stenographischen Protokoll – den Beschluss des Nationalrates mitgetragen
hat, sodass das einstimmig war. Ich darf weiters daran erinnern, dass wir schon
einmal, nämlich 1995, über einen Antrag der MA 7 eine Subvention für das
Kulturzentrum der Deutsch-Altösterreicher – das war die damalige Bezeichnung –
in der Größenordnung von 5 Millionen S hier beschlossen haben, und
das wurde auch im Kulturausschuss einstimmig so beschlossen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Geschichte der
Sudetendeutschen ist wirklich eine ganz Interessante Geschichte. Ein Teil
dieser Geschichte hat natürlich mit der Vertreibung nach 1945 zu tun, aber wenn
man sich die Geschichte der Sudetendeutschen von den Besiedelungen bis eben zu
den Kriegsereignissen anschaut, dann wird man draufkommen, dass es sich um eine
Volksgruppe handelt, die sehr viel geleistet hat und aus deren Mitte in der
Ersten Republik viele große österreichische Politiker, sowohl der Christlichen
als auch der Sozialdemokratie, hervorgegangen sind.
Daher freut es mich natürlich besonders, dass wir – und ich
erwähne das immer wieder – eine Seliger-Siedlung haben, weil Seliger – wir
haben erst voriges Jahr seinen 120. Geburtstag gefeiert – für uns
Sozialdemokraten damals in der k.u.k. Zeit einer der Pioniere in der Geschichte
der Sozialdemokratie war. Wenn man sich die wirtschaftliche Entwicklung in den
damaligen Gebieten der Sudetendeutschen anschaut,, dann weiß man, was hier
wirklich an großer Pionier- und Aufbauarbeit geleistet wurde. Ich sage auch als
Gewerkschaftler voller Stolz, das auch die Organisation der
Gewerkschaftsbewegung dort ihre Ursprünge hat, erst viel
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular