Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 76
sieht, ein Parkschein ist überschritten, und stellt einen
Strafzettel aus.
Jetzt wird es leichter, denn jetzt lege ich einmal
einen Parkschein hinein und warte, bis die Parkzeit ausläuft. Nur: Das
Überwachungsorgan kann selbstverständlich nicht sofort wieder einen Strafzettel
ausstellen, nein, man muss schon wieder einmal eintippen: Hat er vielleicht
elektronisch nachgebucht, was ja nicht verboten ist? - Das heißt, es wird in
Wirklichkeit bei den einzelnen Überwachungsvorgängen, sofern nicht, so wie in
alter Tradition, ein Parkschein im Auto liegt, erheblich länger dauern, um
herauszufinden, ob tatsächlich die Kurzparkgebühr entrichtet worden ist – wobei
zu alldem noch die Unsicherheit kommt, wie lange jemand tatsächlich dasteht.
Das führt die Parkraumbewirtschaftung ad absurdum, es vermindert die Anzahl der
Überwachungen und es führt letztendlich auch die Einnahmen aus den
Kurzparkzonen ad absurdum und reduziert diese.
Das sind die Punkte, Herr StR Rieder, bezüglich deren
wir eigentlich gedacht hatten, es würde, um dafür Problemlösungen zu finden,
die versprochene Evaluierung des Pilotprojekts im Finanzausschuss geben und wir
würden gemeinsam darüber reden. Aber Sie haben das anscheinend - und das
entnehme ich Ihrer Darstellung immer mehr - absichtlich nicht durchgeführt,
weil Sie in Wirklichkeit ganz genau wissen, dass die Vorbehalte, die wir
gegenüber dem neuen System in seiner jetzigen Form haben, zu Recht bestehen.
Ansonsten bräuchten Sie nämlich überhaupt nichts dagegen zu haben, dem Antrag
der GRÜNEN zuzustimmen, denn es würde meines Erachtens, wenn ich mir wirklich
ein solches System überlege, als Grundlage für seine Einführung dienen, diese
Art von Evaluierung durchzuführen.
Aber Sie wollen es nicht. Sie nehmen lieber in Kauf,
dass es weniger Geld gibt, Sie nehmen in Kauf, dass die Parkraumüberwachung
nicht in Ordnung ist, und Sie nehmen in Kauf, dass weniger kontrolliert wird.
Und dafür stehen wir gegenwärtig sicher nicht zur
Verfügung. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN. – VBgm Dr Sepp Rieder:
Zuweisung! Zuweisung! Zuweisung!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Pfeiffer. Ich erteile es ihm. (VBgm Dr Sepp Rieder
– in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden GR Gerhard Pfeiffer -: Eine
Renaissance! Nicht Muthgasse, sondern Parkschein!) – Das
"Leibthema"!
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ja, natürlich
ist das im vorigen Jahr und im vorvorigen Jahr ein "Leib- und
Lebensthema" von mir gewesen, und es ist gar keine Frage, dass man dazu
dann auch Stellung nimmt. Insbesondere wenn Sie, Herr Vizebürgermeister, hier
im Erklären dessen, warum Sie tatsächlich etwas einführen, dessen Effizienz
unter jeder Kritik ist, dann diese ungeheure Rabulistik zur Anwendung bringen,
dann muss man ja direkt herausgehen. Da zieht es einen magnetisch zum
Rednerpult!
Natürlich
stehen wir zu der Entscheidung, dass man ein modernes System einführt.
Natürlich befinden wir uns in einem Zeitalter, in dem die
Informationstechnologie zur Anwendung kommen soll. Natürlich waren wir für ein
Pilotprojekt, in dem auch all diese Gegebenheiten abgecheckt und abgetestet
werden sollten. Aber natürlich ist es auch so, dass es nur dann einen Sinn
macht, wenn dieses Pilotprojekt auch ein positives Ergebnis bringt (GR
Friedrich Strobl: Hat es auch gebracht!) und wenn es sich nicht um eine
technische Applikation handelt, deren Effizienz in die Pionierzeit der EDV
verweist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Verkaufen Sie
uns also nicht irgendwelche alten Wassermelonen jetzt als ein besonderes neues
Fruchtgetränk. Um ein solches handelt es sich nicht! Das System ist einfach
noch nicht wirklich ausgereift, und das ist der eigentliche Hintergrund, warum
wir sagen: Nein, es ist zu sehr dazu geeignet, es zum Schummeln zu verwenden! (VBgm
Dr Sepp Rieder: Sag, warum habt ihr dann zugestimmt?)
Deshalb möchte ich auch auf die Wortmeldung des Herrn
Kollegen Wagner eingehen: Es ist nicht so, dass Sie da der große
Autofahrervertreter sind und wir gegen die Autofahrer wären. Denn wenn Sie den
einzelnen - wahrscheinlich "ganz wenigen" - schwarzen Schafen (Ruf
bei der FPÖ: "Schwarze Schafe"?) unter den Autofahrern die
Möglichkeit geben, sich dann auf Kosten der anderen Parkplätze zu verschaffen,
dann sind Sie nicht für die Autofahrer, sondern Sie sind gegen das solidarische
Prinzip, das die Autofahrer untereinander verbinden muss! (Beifall bei der
ÖVP. – Zwischenbemerkung des VBgm Dr Sepp Rieder.)
Es war notwendig, das einmal zu sagen, denn das
Eigenlob der Freiheitlichen in manchen Bereichen ist ja doch nicht auf die
Dauer ohne Widerspruch hinzunehmen.
Ich möchte aber nach wie vor auf das Problem der
Kurzparker hinweisen. Ich war jetzt über ein Dreivierteljahr still und habe
gehofft - in glücklicher Erwartung dieses neuen Systems -, dass Sie vielleicht
auch an die Kurzparker denken und dafür sorgen werden, dass es nicht so
geregelt ist, dass dieses 10-Minuten-Kurzparken jetzt mit dem neuen System
nicht kostenlos erfolgen kann, sondern dass es eben 40 Cent, in diesem
Fall, pro Anruf kostet. Lieber Herr Vizebürgermeister! Wäre es nicht möglich
gewesen, bei der A1 im Sinne dieser Menschen, die nur kurz parken, einen
Vertrag auszuhandeln und zu sagen, ihr verdient mit diesem System jetzt
horrendes Geld, da könnt ihr das wenigstens für die Kurzparker kostenlos
machen, weil wir ja das Kurzparken für 10 Minuten kostenlos haben wollen?
Machen wir nicht. - Warum nicht? Die A1 verdient damit jetzt
jede Menge Geld! Sie wissen, wie viele Transaktionen in diesem Zusammenhang
gemacht werden und wie hoch die Zahl der Transaktionen geschätzt wird. (VBgm
Dr Sepp Rieder: Starmania!) Die verdienen ein ungeheures Geld damit. Können
sie daher nicht wenigstens dieses 10-Minuten-Kurzparken kostenlos machen? - Und
Sie, Herr Vizebürgermeister, sind nicht im Stande, sich für die Menschen (VBgm
Dr Sepp Rieder: Starmania!), die das machen wollen, einzusetzen!
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