Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 76
1. Halbjahr 2004 dem Gemeinderatsausschuss
vorgelegt werden. Wir beginnen frühestens im September, wahrscheinlich im
Oktober. Was da jetzt in diesem Zeitraum an Analysen notwendig ist - und
möglicherweise auch viel kostet! Wenn ich das sofort hastig im ersten Halbjahr
vorlegen soll, dann bedeutet das, dass ich maximal zwei Monate Zeit habe, um
eine solche Analyse vorzunehmen.
Ich denke also, dass dieser Antrag leider nicht
durchdacht ist. Es ist dies aber ein typischer Fall, bei dem ich sage: Ich
verstehe es! Man soll das evaluieren, man soll sich das überlegen! - Daher bin
ich dafür und lade die grüne Fraktion ein, die beantragte sofortige Abstimmung
auf Zuweisung zu ändern, und wir werden dem zustimmen und werden im Ausschuss
dann beraten, welche sinnvolle Form der Evaluierung wir vornehmen können. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich erteile es ihm.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr
Vorsitzender!
Ein bisschen erinnert mich diese Diskussion an
gestern, als ganz gegen Ende dann gesagt wurde, die 45 Millionen EUR
hätten ja eigentlich überhaupt nichts im Rechnungsabschluss zu suchen. Genauso
ist es jetzt mit Ihrer Argumentation: Ich habe das Gefühl, dass es eben zum
Teil Halbwahrheiten sind, die hier erzählt werden, Herr Finanzstadtrat.
Ja, es stimmt: Im Gemeinderat wurde nach Vorberatung
im Finanzausschuss die Vergabe beschlossen. Auf welcher Basis? Unter anderem
auch auf der Basis, dass im vorgelegten Akt drinnen stand - ich habe ihn hier
vor mir -:
"Es wurde gemeinsam ein dreimonatiger
Pilotbetrieb mit zirka 1 000 Teilnehmern unter ..." (VBgm Dr Sepp
Rieder: Herr Gemeinderat, Sie haben den Vergabeakt und nicht den
Gemeinderatsakt in der Hand!) Ja! - Nein, aber der Vergabeakt ... (VBgm
Dr Sepp Rieder: Sie haben das falsche Geschäftsstück!) Lassen Sie mich
ausreden, Herr Stadtrat! (VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Gemeinderat, Sie haben
das falsche Geschäftsstück!) Lassen Sie mich ausreden, Herr Stadtrat! (VBgm
Dr Sepp Rieder – einen Akt in die Höhe haltend -: Herr Gemeinderat, das schaut so
aus!) Lassen Sie mich ausreden, Herr Stadtrat! - Es ist entscheidend,
zunächst einmal daraus zu zitieren, um Ihre Glaubwürdigkeit einmal tatsächlich
in Frage zu stellen. (VBgm Dr Sepp Rieder: Weil Sie das falsche
Geschäftsstück in der Hand haben, können Sie überhaupt nicht argumentieren!) Hören
Sie einmal zu! (VBgm Dr Sepp Rieder: Nehmen Sie das richtige Geschäftsstück
in die Hand!)
Da steht drinnen - ich habe extra gesagt: Vergabeakt
des Finanzausschusses! (VBgm Dr Sepp Rieder: ...! ... der Vergabeakt!) Der
Vergabeakt des Finanzausschusses – sage ich ja dazu! (VBgm Dr Sepp Rieder:
..., das ist der zweite Akt gewesen!) Hören Sie mir zuerst einmal zu,
bitte! (VBgm Dr Sepp Rieder: Ich möchte, dass Sie das richtige
Geschäftsstück nehmen!)
Da steht drinnen: "Es
wurde gemeinsam ein dreimonatiger Pilotbetrieb mit zirka 1 000 Teilnehmern
unter Echtbetrieb ausgeschrieben, wobei sich die Stadt Wien die Entscheidung
vorbehalten hat, nach dem Pilotbetrieb den Echtbetrieb durch einseitige
Erklärung abzurufen oder aber von der Weiterführung des Projektes aus
wirtschaftlichen Gründen Abstand zu nehmen." (VBgm Dr Sepp Rieder –
wieder den Akt in die Höhe haltend -: Herr Gemeinderat! Herr Gemeinderat!)
"Die Stadt Wien trifft im Fall des Abstehens keinerlei
Kostenersatzpflicht."
Auf dieser Basis wurde dann auch die Vergabe im
Finanzausschuss beschlossen.
Und was wurde im Finanzausschuss diesbezüglich
ausgemacht? (VBgm Dr Sepp Rieder – neuerlich den Akt in die Höhe haltend -:
Herr Gemeinderat! Das ist der entscheidende Punkt)!
Schauen Sie, Herr Stadtrat, wenn man sich nicht
darauf verlassen kann, wenn Sie im Finanzausschuss zusagen, wir machen im
Finanzausschuss danach eine Evaluierung, bevor das Projekt tatsächlich und
endgültig realisiert werden soll, wenn Sie im Finanzausschuss sagen, ja, wir
machen gemeinsam diese Projektevaluierung, und sich danach nicht mehr daran
erinnern können und sich an nichts mehr halten, dann frage ich mich: Welche
Glaubwürdigkeit hat Ihre Politik? (VBgm Dr Sepp Rieder: Reißleine!) –
Keine! (VBgm Dr Sepp Rieder: Reißleine ziehen!) Denn die großen
Probleme, die auch jetzt angesprochen wurden (VBgm Dr Sepp Rieder:
Not-Fallschirm!), diese Probleme wurden auch damals im Finanzausschuss
angesprochen! - Schauen Sie, ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich lerne erheblich
dazu. Ich lerne dazu, dass ich mich nicht mehr darauf verlassen kann, wenn Sie
sagen: Ja, wir machen das so, denn wir halten das gemeinsam für sinnvoll!,
sondern alles, was man von Ihnen nicht schriftlich bestätigt hat, zählt dann
anscheinend nichts mehr.
Ausgemacht war Folgendes - und alle Mitglieder des
Finanzausschusses werden sich daran erinnern können -: Es gibt diesen
dreimonatigen Probebetrieb, dann schauen wir uns gemeinsam im Finanzausschuss
die Evaluierung an, und wenn wir dann der Meinung sind, dass diese Evaluierung
erfolgversprechend ist, dann wird gesagt, okay, wir gehen in die tatsächliche
Abschlussphase mit der Möglichkeit des Handy-Parkscheins. (VBgm Dr Sepp
Rieder – neuerlich den Akt in die Höhe haltend -: Herr Gemeinderat!) - Das
war im Finanzausschuss ausgemacht. Und es war noch viel mehr ausgemacht,
nämlich wie die Evaluierung auszusehen hat. (VBgm Dr Sepp Rieder:
Zugestimmt! Sie haben im Gemeinderat zugestimmt!) Ja, auf Basis auch dieses
Versprechens! (VBgm Dr Sepp Rieder: Ja ...!) Ja, ich habe Ihnen
geglaubt! Das war mein Fehler. Ich gebe es zu: Ich habe StR Rieder geglaubt,
dass diese Evaluierung erfolgt. Das war mein Fehler. - Gut. (VBgm Dr Sepp
Rieder: Nein, Ihr Fehler war, dass Sie das Geschäftsstück vielleicht nicht
...!)
Das Problem an dieser Geschichte ist, dass wir in Wirklichkeit
damals im Finanzausschuss all die Probleme, die jetzt zutage treten,
angesprochen haben: die
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