Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 76
schlecht gemacht in der Frage der Parkraumbewirtschaftung -
nicht wir, sondern die sozialistische Stadtregierung, die Alleinregierung, und
dann wurde das mit Ihnen von der ÖVP gemeinsam fortgesetzt. Das ist von heute
auf morgen nicht zu reparieren. Es gibt eine Fülle von vernünftigen Ansätzen,
die eine Verbesserung bringen; endgültig lösen, zur Zufriedenheit aller, werden
wir das Problem nie.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von den GRÜNEN
und von der ÖVP! Wenn Sie aber heute sagen, Sie lehnen die Verordnung nur
deshalb ab, weil es dadurch einen größeren Komfort für den Autofahrer gibt und
auch eine größere Freiheit, was die Parkdauer betrifft, dann sind Sie wieder
einmal autofahrerfeindlich - und Sie helfen der Wohnbevölkerung damit überhaupt
nicht weiter und dienen auch nicht den der Parkraumbewirtschaftung zugrunde
liegenden Zielsetzungen. (Zwischenrufe der GRe Mag Christoph Chorherr und
Mag Alexander Neuhuber.)
Daher: Wir nehmen die Ziele der
Parkraumbewirtschaftung ernst, wie kritisieren das Abzocken und Abkassieren in
dieser Größenordnung, aber wir wollen dem Autofahrer eine moderne und
bürgerfreundlichere Möglichkeit der Entrichtung der Gebühren bieten. Daher
stimmen wir zu.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr Dipl Ing Omar Al-Rawi. Ich erteile es ihm.
GR Dipl Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und
Herren! Die Aufgabe von Politik und Politikern im Allgemeinen besteht unter
anderem darin, zu lenken, zu gestalten, Rahmenbedingungen zu schaffen, die
Richtung vorzugeben. Dabei sind wir, die Politiker, auch gefordert, innovativ
und modern zu sein und vor allem die Dienstleistung für den Kunden nicht außer
Acht zu lassen - in diesem Fall ist der Kunde der Bürger dieser Stadt.
Wir leben auch in einem Zeitalter, in dem zunehmend
auf technische Errungenschaften zurückgegriffen wird, insbesondere auch im
Zahlungsverkehr. Viele von uns gehen nicht mehr zur Bank, sondern sitzen zu Hause
und erledigen ihre Geschäfte via Telebanking. Es gibt die elektronische
Geldbörse. Warum also nicht auch die Parkgebühren in dieser Stadt modern
gestalten und ein bisschen von der so genannten Zettelwirtschaft abkehren?
Nichts eignet sich dafür in Wien wahrscheinlich
besser als das Handy, das Mobiltelefon, weil diese Stadt ja auch eine der
größten Dichten von Besitzern von Mobiltelefonen aufweist. Es wurde hier in
Wien ein Test-Pilotprojekt gestartet, für das sich über Medien und Internet
über 5 000 Bürgerinnen und Bürger gemeldet haben, von denen man 1 000
Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgesucht hat, die in einer Testphase von
Jänner bis März daran teilgenommen haben. Ich möchte das jetzt wirklich nicht
so abtun, wie Kollege Chorherr es getan hat oder ein anderer Redner, der
meinte, es sei natürlich "megacool", wenn man da gratis parken kann.
Ich habe mir die Mühe gemacht, mit vielen, die daran teilgenommen haben, zu
sprechen. Eine dieser Testpersonen war Kollege Hora, der mit uns hier im
Gemeinderat sitzt, und wer ihn kennt, weiß, wie gewissenhaft er an solche Dinge
herangeht. Er hat dieses System wirklich auf Herz und Nieren getestet, er hat
auch versucht, Fehlerquellen zu erkennen, und er hat auch versucht, das System
zu linken - es ist ihm nicht gelungen.
Ich habe auch im Zuge der Städtetag-Tagung am
4. Juni in Linz, wo vor dem Tagungssaal eine Messeveranstaltung stattfand,
bei der auch Vertreter der Firma Siemens anwesend waren, mit diesen gesprochen.
Ich habe Gespräche mit SR Wagner geführt, dem es alles andere als Wurscht wäre,
wenn die Parkzeit nicht eingehalten wird. Trotzdem wurde auch noch eine Studie
in Auftrag gegeben - auf die ich jetzt nicht im Detail eingehen werde, weil ich
annehme, dass StR Rieder sich dann zum Wort melden und vielleicht ein paar
Worte dazu sagen wird -, die vom Büro Dr. Herry durchgeführt wurde. Darin
wurde die Akzeptanz von über 90 Prozent bewiesen. Man hat nachgewiesen,
dass der Schummleranteil – wenngleich nur geringfügig – niedriger ist als
derzeit und dass sich auch das Parkverhalten und das Verkehrsverhalten in
keiner Weise geändert hat.
In dieser Testzeit wurde mir auch von Seiten des
Herrn SR Wagner und auch von der Firma Siemens und auch vom Kollegen Hora
versichert, dass die Benutzerfreundlichkeit des Systems laufend geändert und
adaptiert worden ist und dass auf Wünsche und Probleme Rücksicht genommen
worden ist.
Nun zu den Sorgen, die die Kollegen Chorherr und
Neuhuber berechtigterweise zum Ausdruck gebracht haben: Wir von der
sozialdemokratischen Fraktion bekennen uns natürlich auch zur
Parkraumbewirtschaftung und wollen nicht, so wie es da unterschwellig gesagt
wurde, nur abkassieren und abzocken, und alles andere interessiere uns nicht.
Erstens einmal, die Straßenverkehrsordnung regelt
diese ganze Sache - das, was wir heute beschließen, ist ja nur die Verordnung
über die Gebühren -, und die Straßenverkehrsordnung sagt, dass dort die
Parkdauer bis zu maximal 3 Stunden erlaubt sein kann, und die
Zusatzschilder regeln jeweils die Begrenzung. Dazu ist noch zu sagen - es wurde
auch erwähnt -, dass Städte wie Krems, Tulln und, so glaube ich, auch Bludenz
bereits dieses System haben, und wie ich erfahren habe, gibt es auf Seiten
dieser Städte sogar Tendenzen, für eine Änderung der Straßenverkehrsordnung dahin
gehend einzutreten, dass man diese 3-Stunden- Begrenzung überhaupt aufhebt. Da
sind Sie, Kollege Neuhuber, und die anderen Vertreter der Regierungsparteien
dazu aufgerufen, dafür zu sorgen, dass es diese Änderung auf Bundesebene nicht
geben wird. Denn würde es sie geben, dann würde das bedeuten, dass wir heute
hier keine akademische Diskussion darüber zu führen brauchen, ob wir in Zukunft
in Wien länger als 2 Stunden stehen bleiben können oder nicht.
Die zweite Sache in diesem Zusammenhang - und das ist eines
jener Dinge, über die ich heute in der Früh
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