Gemeinderat,
30. Sitzung vom 25.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 76
Daher bringe ich diesen Beschlussantrag ein und fordere StR
Rieder auf, die zu Unrecht einkassierten Gebühren den Wienern wieder
gutzuschreiben und damit rückzuerstatten. Damit Sie sehen, und weil Kollegin
Winklbauer gemeint hat: wir halten Verträge ein; da hat sie wahrscheinlich die
sozialistische Stadtregierung gemeint - wir halten die Verträge überhaupt nicht
ein! Darum haben die Gemeinderäte Kurth-Bodo Blind, Brigitte Reinberger, Mag
Heidrun Schmalenberg betreffend Nichtentleerung der Müllgefäße am
3. 6. 2003 einen Beschlussantrag eingebracht, und zwar
folgendermaßen.
Ich verkürze es: Es ist ja bei der MA 48 gar
nicht gestreikt worden! Das ist ein sozialistischer Schmäh, dass dort gestreikt
worden ist. Es ist laut Auskunft der Frau StRin Kossina zwei Stunden lang
gestreikt worden, alles andere waren Betriebsversammlungen. Wenn die MA 48
Betriebsversammlungen abhält, sodass sie die Müllkübel nicht laut Vertrag am
Dienstag entleert, sondern am Donnerstag Nachmittag oder am Freitag irgendwann
daher kommt und glaubt, die Bürger warten auf sie, dann ist das eine klare
Vertragsverletzung. Und daher ... (GR Paul Zimmermann: Nein!)
Natürlich ist das eine Vertragsverletzung! Glauben
Sie, ein Rauchfangkehrer könnte sich für Dienstag, den 3. 6., ansagen und
kommt denn eben am Donnerstag oder am Freitag daher? (GR Paul Zimmermann -
in Richtung GR Rudolf Klucsarits -: Lassen Sie den armen Rudi aus dem Spiel!) Nicht "der arme Rudi"! Der
"arme Rudi" versteht das schon, der braucht den Zimmermann überhaupt
nicht zur Verteidigung.
Glauben Sie vielleicht, wenn die Leute am 3. 6.
ihre Müllkübel voll haben, ist ihnen damit gedient, dass die 48er eine halbe
Woche später daherkommen, nur weil sie eine unkoordinierte Betriebsversammlung
gehabt haben? Sechs Stunden lang Betriebsversammlung, und dann sagen sie: Dafür
leeren wir es eben am Donnerstag oder am Freitag aus. Wenn wirklich so viel
Platz in den Mistkübeln ist, dass man den Müll noch eine halbe Woche lang hineinfüllen
kann, dann haben offensichtlich die Gemeindebauten viel zu viele Mistgefäße
dort stehen und müssen viel zu viel an Müllgebühr zahlen. (Zwischenruf des
GR Paul Zimmermann.)
Wenn noch für eine halbe Woche Fassungsvermögen
vorhanden ist, dann sind eben entweder zu viele Müllkübel in den Gemeindebauten
aufgestellt, oder es sind zu große Gefäße aufgestellt. Das heißt, die
Gemeindemieter werden über Gebühr abkassiert. (GR Paul Zimmermann: Nein!) Oder
wenn in diesen Müllkübeln der Dreck 14 Tage lang Platz hätte, dann könnte
man alle 14 Tage ausleeren, und dann würden jede Woche pro Müllkübel
6,32 EUR an Gebühr entfallen. (GR Paul Zimmermann: Nein!) Es ist
einfach so!
Es wurden die Müllbehälter an diesem Tag nicht
entleert. Wäre einen ganzen Tag lang wirklich gestreikt worden, dann wären
Auswirkungen dieses echten Streiks von der Bevölkerung wohl zu akzeptieren
gewesen. Die willkürlichen Betriebsversammlungen dürfen jedoch nicht die
Nichtentleerung der Mistkübel zu Lasten der Gebührenzahler zur Folge haben.
Erstens ist es unhygienisch, wenn gerade in einer Hitzeperiode
100 000 Müllbehälter unausgeleert bis zu 14 Tage in der Sonne
braten müssen, und andererseits kostet die Entleerung eines Sammelbehälters für
220 Liter pro Entleerung 6,32 EUR.
Durch die Nichtentleerung waren Bürger und
Gewerbebetreibende gezwungen, den Müll auf ihre Kosten anderweitig zu
entsorgen. Es entstand ihnen daher Zeit- und Geldaufwand, teilweise kam es zu
verspäteten Ersatzentleerungen am Donnerstag und am Freitag. Würde es ausreichen,
dass das wöchentliche Intervall auf ein 14-tägiges erstreckt wird, dann würden
die Bürger schon jetzt um die Hälfte zu viel an Müllgebühren bezahlen, da das
Intervall so ist, dass zu häufig entleert wird, oder die Müllgefäße um
50 Prozent zu groß und daher zu teuer sind.
Das ist Vertragsverletzung, Frau Kollegin Winklbauer!
Es kann nicht hingenommen werden, dass die Gebührenzahler durch unkoordinierte
Betriebsversammlungen - das war kein Streik, das haben Sie nur als Streik
verkauft; zwei Stunden ist gestreikt worden, sechs Stunden haben sie
Betriebsverhandlungen abgehalten - Gebühren zu bezahlen haben, aber dafür keine
adäquate Gegenleistung erhalten. StR Rieder ist aufgefordert, die zu Unrecht
einkassierten Müllgebühren sofort gutschreiben zu lassen!
Warum machen wir den Antrag? - Erstens stellt in den
Gemeindebauten niemand den Antrag zugunsten der Mieter, weil ja die eine Hand
froh ist, wenn die andere keinen Antrag stellt. Es ist bei den Abwassergebühren
genauso, da jetzt schon wieder die Abwassergebühren verrechnet werden und keine
Befreiungen für die Gemeindebauten gemacht werden, wir sind dort schon wieder
so weit. Auch hier hat sonst niemand ein Interesse daran, zu schauen, dass die
Bürger nicht draufzahlen, sondern hier wird nur darauf geachtet, dass die
Gemeindemieter diese überhöhten Müllgebühren zu finanzieren haben, und zwar im
Ausmaß von je einem Siebentel der wöchentlichen Müllgebühr. Das heißt, wurde
die Leistung gar nicht erbracht, ist die gesamte Müllgebühr für diese Woche
gutzuschreiben; wurde sie zu spät erbracht, je um einen Tageswert.
Jetzt können Sie sagen, Herr Kollege Zimmermann, dass
die Müllgebühren nicht zu Unrecht kassiert worden sind. Aber selbstverständlich
sind sie das! Wann ist denn die Leistung für Dienstag, den 3. 6. 2003,
erbracht worden? (GR Paul Zimmermann: Lieber Kollege Blind, ich würde das
gern erklären!) Ja, machen wir! Ich habe eh eine Anfrage geschrieben, und
Sie erklären der Frau Kossina die Antwort: Wer hat wann die Müllkübel entleert?
(GR Paul Zimmermann: Das brauche ich nicht, das weiß sie eh!) Wurden sie
am 3. 6. 2003 entleert, ja oder nein? - Nein, sie wurden nicht
entleert!
Daher: Geben Sie das Geld, das zu Unrecht für diese
Leistung kassiert worden ist, zurück! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
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